# taz.de -- Aktionstag von Ende Gelände: Brandbeschleuniger der Klimakrise | |
> Die Aktivist*innen von Ende Gelände demonstrieren in Brunsbüttel | |
> gegen das geplante LNG-Terminal. Für Samstag sind Proteste in Hamburg | |
> geplant. | |
Bild: Klimaaktivist:innen in Schutzanzügen trainieren, was bei einem Polizeiei… | |
BRUNSBÜTTEl taz | Rund 2.000 Aktivist*innen von Ende Gelände haben am | |
Freitag ein [1][Camp im Schleswig-Holsteinischen Brunsbüttel] | |
aufgeschlagen, um gegen den Import von Erdgas über ein geplantes | |
LNG-Terminal zu protestieren. Für Freitag hatten sie einen internationalen | |
Aktionstag [2][gegen Gas und Fracking] ausgerufen, an dem sich nach Angaben | |
der Organisator*innen auch Umweltschützer*innen in Argentinien, | |
Kolumbien, Großbritannien, Irland, Norwegen, Kanada und den USA | |
beteiligten. | |
„Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise“, sagt die Ende | |
Gelände-Sprecherin Joli Schröter. „Der Import von Flüssiggas in Brunsbütt… | |
bedeutet in anderen Ländern Ausbeutung, Zerstörung, Gift und | |
Kolonialismus.“ Ein großer Teil des flüssigen Gases, das künftig in | |
Brunsbüttel angeliefert werden soll, kommt aus Fracking-Gebieten im | |
globalen Süden. Fracking ist in Deutschland wegen seiner schädlichen | |
Auswirkungen auf Böden und Grundwasser größtenteils verboten. | |
Bei der Gewinnung von Gas sowie seinem Transport in flüssiger Form wird | |
Methan freigesetzt – ein noch stärkeres Treibhausgas als CO2. Der Plan, in | |
den nächsten Jahren auf den fossilen Energieträger zu setzen, sei deshalb | |
veraltet, sagen Kritiker*innen. Die Deutsche Umwelthilfe etwa setzt sich | |
seit Jahren gegen LNG ein, eine lokale Bürgerinitiative versucht seit zehn | |
Jahren, die Planungen für die Infrastruktur in Brunsbüttel zu verhindern. | |
„Wenn das Terminal kommt, bedeutet das Emissionen von 14 Millionen Tonnen | |
CO2 jährlich“, warnt Constantin Zerger, der Bereichsleiter Energie und | |
Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. „Es ist weder mit den Klimazielen | |
der Bundesregierung vereinbar, noch energiewirtschaftlich sinnvoll.“ Für | |
LNG, das gern als „Brückentechnologie“ auf dem Weg in eine CO2-neutrale | |
Energieversorgung bezeichnet wird, werde es in den nächsten Jahren kaum | |
genug Nachfrage geben, als dass sich das Terminal rechnen könne. | |
## Hoffnung auf 3.500 neue Arbeitsplätze | |
Laut dem nationalen Klimaplan der Bundesregierung müsse der Gasverbrauch in | |
Deutschland in den nächsten Jahren stark sinken. „Da kreist der Pleitegeier | |
schon ziemlich tief“, so Zerger. | |
Laut Norbert Pralow, dem Sprecher der Initiative „Klimabündnis gegen LNG“, | |
ist die Bevölkerung in Brunsbüttel allerdings für den Bau des Terminals, | |
den auch die Landesregierung aus CDU, Grünen und FDP im Koalitionsvertrag | |
verankert hat. Der Grund dafür sei die Hoffnung auf 3.500 neue | |
Arbeitsplätze, die bei der Betreiberfirma German LNG, einem Zusammenschluss | |
niederländischer und deutscher Unternehmensgruppen, entstehen könnten. | |
Frage man dort jedoch nach, stünden dann doch lediglich 70 Arbeitsplätze in | |
Aussicht, sagt Pralow. Unter Sicherheitsaspekten sei das Terminal für die | |
Region, in der bereits eine Müllverbrennungsanlage, ein abgeschaltetes | |
Atomkraftwerk und 12 Chemieunternehmen angesiedelt sind, unverantwortlich. | |
„Wie kann man nach der [3][Explosion im Chemiepark Leverkusen] und der | |
Hochwasserkatastrophe mit hunderten Toten an einer so riskanten und | |
umweltschädlichen Planung festhalten?“, fragt er. | |
## Anreisestopp wegen Corona | |
Neben Brunsbüttel erklärte Ende Gelände für das Wochenende auch Hamburg zum | |
Protestgebiet. Am Samstag wollen vorwiegend migrantische Gruppe und BPOC | |
dort „imperialistische Institutionen“ blockieren. Antirassismus und globale | |
Gerechtigkeit bilden in diesem Jahr einen Schwerpunkt der | |
Klimaaktivist*innen. Unter dem Motto „Es gibt keine Klimakrise ohne weiße | |
Vorherrschaft“ wollen die Aktivist*innen auf die Zusammenhänge zwischen | |
europäischem Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörungen sowie rassistischen | |
und kolonialen Ausbeutungen im globalen Süden aufmerksam machen. | |
Am Mittag meldeten die Organisator*innen von Ende Gelände einen | |
Anreisestopp für das Camp in Brunsbüttel. Das Corona-Schutzkonzept lasse | |
keine weiteren Teilnehmer*innen mehr zu. Die Blockaden der Baustelle | |
des LNG-Terminals und der vor Ort ansässigen Energieunternehmen sollen am | |
frühen Samstag morgen starten. | |
30 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Ende-Gelaende-im-Norden/!5785528 | |
[2] /Aktion-von-Ende-Gelaende/!5786002 | |
[3] /Explosion-im-Chemiepark-von-Leverkusen/!5786062 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
GNS | |
Erdgas | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Erdgas | |
IG | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Kohleausstieg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Heizkosten könnten steigen: Erdgaspreise im Höhenflug | |
Vor allem Asiens Wirtschaft treibt die Nachfrage nach Erdgas. Deutsche | |
Speicher sind nur spärlich befüllt. Der Winter könnte teuer werden. | |
Klimaprotest gegen Flüssiggasterminal: Ein Ende auch mit diesem Gelände | |
2.000 Klimaschützer:innen waren dem Aufruf der Initiative Ende Gelände | |
gefolgt. Sie haben gegen ein geplantes Flüssiggasterminal protestiert. | |
Protestaktion von Ende Gelände: Riskante Geschäfte blockiert | |
In Brunsbüttel machen mehrere Firmen mit klimaschädlichen Technologien | |
Kasse. Beim Protest dagegen kam es zu Konflikten mit der Polizei. | |
Proteste von Ende Gelände in Hamburg: „Es gibt eine koloniale Komponente“ | |
Klimakrise und Rassismus hängen für Aktivistin Elia Nejem zusammen. Deshalb | |
will sie bei Ende Gelände einen migrantischen Protest starten. | |
Aktion von Ende Gelände: Klimaaktionismus global | |
„Ende Gelände“ macht dem flüssigen Erdgas eine Kampfansage. Damit geht es | |
in die zweite große Runde gegen fossile Brennstoffe – diesmal | |
international. | |
Energieversorgung in Bremen: Kraftwerk auf dem Holzweg | |
Der Bremer Kohlemeiler wird abgeschaltet. Die Betreiber wollen künftig | |
Restholz verfeuern. Kritiker*innen halten das nicht für klimaneutral. |