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# taz.de -- Sozialexpertin zu Coronatest-Beschluss: „Schutz der Anderen ernst…
> Ab Herbst sollen Coronatests für Ungeimpfte kosten. Die Präsidentin des
> Sozialverbands VdK, Verena Bentele, warnt vor unbeabsichtigten Folgen für
> die Schwächsten.
Bild: Kostenpflichtige Test können auch unbeabsichtigte Folgen haben
taz: Frau Bentele, jeder Erwachsene hat in Deutschland ein Impfangebot
bekommen. Warum soll es dann unfair sein, wenn Coronatests [1][künftig
nicht mehr die Gemeinschaft bezahlt?]
Verena Bentele: Unser Verband, [der Sozialverband VdK d. R.] konzentriert
sich auf die Gruppen der Gesellschaft, die besonderen Schutz brauchen. Zum
Beispiel in Pflegeheimen: Es können ja auch Menschen, die geimpft sind,
weiterhin Überträger des Coronavirus sein.
Um Pflegeheimbewohner und -bewohnerinnen wirklich gut zu schützen, müssen
also die Tests für alle Besucher und Besucherinnen – egal ob geimpft oder
ungeimpft – und auch die Mitarbeitenden weiter verpflichtend und auch
kostenlos sein. Das war unsere Forderung und das hat die Bundesregierung
nun glücklicherweise auch noch nachträglich so beschlossen.
Also ist jetzt alles gut mit den Tests?
Für uns gibt es noch weitere unklare Punkte. Wir müssen doch schauen, dass
die Personen, die sich nicht impfen lassen können oder für die es noch
keine allgemeine Empfehlung gibt – also Menschen mit bestimmten
Vorerkrankungen, Schwangere, Kinder und Jugendliche – nicht in ihrer
Teilhabe gehindert werden.
Gerade für diese Gruppen sollen die Tests doch aber kostenlos bleiben.
Das stimmt. Aber wenn die meisten Testzentren schließen, bleibt die Frage:
Wo kann ich mich überhaupt schnell testen lassen? Gerade auf dem Land kann
es sehr entscheidend sein, wie weit die nächste Testmöglichkeit entfernt
ist.
Zumindest Schüler*innen, die regelmäßig in der Schule getestet werden,
sollen ja von der Testpflicht ausgenommen sein.
Das wäre eine klare Regelung. Aber so zwangsläufig habe ich das noch nicht
aus den Beschlüssen gelesen und die Frage ist ja auch, ob sich alle
Bundesländer daran halten.
Sie vertreten Gruppen, die über wenig Geld verfügen. Empfinden Sie die
kostenpflichtigen Tests da generell als unzumutbare Einschränkung?
Man wird genau beobachten müssen, ob die Teilhabe dieser Menschen noch
weiter eingeschränkt wird, als sie es ohnehin schon ist. Was mir ganz
wichtig ist: Die Tests müssen auf jeden Fall günstiger werden. Für die
Menschen muss außerdem ganz klar sein, für was genau sie nun einen Test
brauchen. Wenn da wieder jede Einrichtung ihre eigenen Regeln hat, schränkt
das Menschen ebenfalls ein.
Im Grunde stehen sich doch zwei Forderungen nach Solidarität gegenüber:
Möglichst viele sollen sich, auch mit einem gewissen Nebenwirkungsrisiko,
impfen lassen, um sich und andere zu schützen. Aber man soll bitte auch die
Menschen nicht an der Teilhabe hindern, die aus individuellen Gründen dazu
nicht bereit sind.
Das macht es auch so schwierig. Wir als Verband sind ja in der Position,
dass wir die unterschiedlichen Ansichten unserer Mitglieder vertreten. Für
mich ist in dieser ganzen Debatte jedenfalls das Wichtigste, dass alle
Menschen auch den Schutz der anderen und der besonders Schutzbedürftigen
ernst nehmen. Es ist dann die Entscheidung jedes Einzelnen, auf welchem Weg
er dem nachkommt: Durch Impfung oder regelmäßiges Testen.
Nun ist diese Entscheidung aber mit Kosten für die Allgemeinheit verbunden.
Die kostenlosen Tests etwa haben bislang Milliarden gekostet.
Es ist schon richtig, dass ein Beitrag von jedem Einzelnen eingefordert
wird und nicht mehr alles auf die Allgemeinheit abgewälzt wird. Deshalb
wird es ja jetzt auch die kostenpflichtigen Tests geben. Uns ist nur
wichtig, dass bestimmte Gruppen dabei nicht zusätzlich benachteiligt
werden.
Die kostenpflichtigen Tests sind ein Negativanreiz für Menschen, sich
impfen zu lassen. Hat die Politik aus Ihrer Sicht schon genug getan, um
Menschen [2][auf positivem Wege für eine Impfung zu erreichen?]
Wir dürfen nicht weiterhin darauf warten, dass die Leute schon irgendwie
kommen. Es wäre ein guter und richtiger Weg, noch mehr als bisher mit
mobilen Impfteams an die Orte zu gehen, zu denen die Leute regelmäßig
sowieso kommen. Diese aufsuchende Impfung bringt in anderen Ländern große
Erfolge.
Kann es tatsächlich sein, dass Menschen auch nach anderthalb Jahren
Pandemie noch keinen guten Zugang zu Informationen, zu Impf- und
Testmöglichkeiten haben?
Für viele ist wirklich die Terminvereinbarung eine große Hürde: Die Frage,
wo ist das Test- oder Impfzentrum? Was muss ich da mitbringen? Wir wissen
von unseren Mitgliedern, dass nicht wenige Probleme haben, Behördentexte zu
lesen und zu verstehen oder zu wissen, wann sie sich wo melden müssen.
Aufsuchende Angebote sind da ein guter Weg, diese Menschen zu erreichen.
12 Aug 2021
## LINKS
[1] /Bund-Laender-Runde-zur-Pandemie/!5792998
[2] /Einschraenkungen-fuer-Ungeimpfte/!5791901
## AUTOREN
Manuela Heim
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