# taz.de -- Literarische Alster-Kurzreisen: Dichter:innen unter Dampf | |
> Ortsspezifischer geht kaum: Hamburgs Literaturhaus lässt an Bord des | |
> letzten Alsterdampfers lesen. Auf dem Wasser wird es derweil immer enger. | |
Bild: Kurzreisedampfer: Mit der „St. Georg“ schippert das Hamburger Literat… | |
Die Alster ist, nein, kein bierhaltiges Erfrischungsgetränk; das | |
Alsterwasser aber, [1][bestehend aus Pils und Zitronenlimonade] in nicht | |
ganz eindeutig festgelegtem Verhältnis, soll seinen Namen der Farbe des | |
Flusses verdanken, denn so einer ist sie ja: Entspringt [2][im nördlichen | |
Hamburger Umland] und mündet etwas über 50 Kilometer weiter südlich in die | |
Elbe. Ihr bekanntester Abschnitt ist schon ziemlich weit unten: wo sie, | |
weil der Mensch sie aufstaut, ganz breit wird: zum See, oder genauer gleich | |
zweien davon. | |
Von sich Reden gemacht hat zuletzt die Außenalster, also die rund 160 | |
Hektar große, nördlichere Wasserfläche. Dort ist es seit einigen Jahren im | |
Sommer immer voller geworden. Und dass die Coronapandemie zeitweise das | |
Reisen nahezu unmöglich gemacht hat, hat das wenn nicht verursacht, so doch | |
noch verschärft, „der Nutzungsdruck auf die Alster hat zugenommen“, | |
[3][zitierte die Deutsche Presse-Agentur] jetzt den Sprecher der Hamburger | |
Umweltbehörde. | |
Etwas markiger [4][äußerte sich Anfang Juli] der Rudertrainer Christian | |
Dahlke: Tote könnte es geben, wenn neben den Ausflugsdampfern und den teils | |
hoch ambitionierten Ruder- sowie -Segelsportlern:innen nun auch noch SUPs, | |
Schlauchboote und sogar Schwimmer:innen um dieselben Hektar Wasser | |
konkurrierten. Im Mai bereits hatten sich Vertreter:innen von Behörden | |
und Wasserschutzpolizei, Umweltverbänden, Ruder- und Segelvereinen, | |
SUP-Brett-Verleiher:innen und der Alsterschifffahrt zusammengesetzt, und | |
verabredet sind sie für den Frühherbst wieder, heißt es. | |
Alsterdampfer – und bis in die 1930er-Jahre waren es wirklich welche, also: | |
unter Dampf – befahren den See und die umliegenden Kanäle seit Mitte des | |
19. Jahrhunderts, und wären diese Schiffe heute immer noch ein relevantes | |
Verkehrsmittel, dann wäre vermutlich auch eindeutiger, wer auf der Alster | |
welche Privilegien genösse. Seit den 1960er-Jahren allerdings fahren | |
zunehmend Tourist:innen mit, Arbeiter:innen und Angestellte kommen | |
auf andere Weise an die Werkbank oder ins Kontor. Dass der Fremdenverkehr | |
wiederum für wichtigst erachtet wird, das ist in Hamburg noch eine recht | |
junge Entwicklung. | |
Wo Dampf war, ist Diesel geworden, der einzige echte Alsterdampfer ist | |
heute die „St. Georg“, von einem Verein betrieben. Und auf dieser nun | |
[5][veranstaltet am Dienstag und Mittwoch] das selbst so gut wie am | |
Alsterufer stehende Literaturhaus Lesungen und Gespräche, immer im | |
Autor:innen-Doppelpack; „Kurzreisen“ nennen die Verantwortlichen die schöne | |
Form, ungefähr die Hälfte ist – Stand: Freitag, später Nachmittag – schon | |
ausverkauft. Aber „ortsspezifischer“, wie man heute so sagt, als an Bord so | |
eines schnaufenden, tutenden Kahns: Das geht in Hamburg ja kaum. | |
1 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /die-wahrheit/!5196982 | |
[2] /!727831/ | |
[3] https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/15285512/enge-auf-der-hamburger-… | |
[4] https://www.abendblatt.de/hamburg/article232721595/badeunfaelle-hamburg-als… | |
[5] https://www.literaturhaus-hamburg.de/programm/veranstaltungen/2021-08 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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