| # taz.de -- Forderung nach Partizipationsgesetz: Mehr Vielfalt in der Verwaltung | |
| > Linkspartei, SPD und Grüne fordern ein Partizipationsgesetz nach der Wahl | |
| > – und müssen auf die FDP hoffen. | |
| Bild: Gökay Akbulut hofft ausnahmsweise auf die FDP | |
| Berlin taz | Vor zehn Jahren hat sich die Bundesregierung in ihrem | |
| Nationalen Aktionsplan Integration zum Ziel gesetzt, den Anteil von | |
| „Migrantinnen und Migranten im öffentlichen Dienst“ zu erhöhen. Viel | |
| passiert ist seither nicht. Aktuell haben nur rund 12 Prozent der | |
| Beschäftigten in der Bundesverwaltung eine Einwanderungsgeschichte. In den | |
| Kommunen waren es laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zuletzt | |
| gerade mal 6 Prozent. | |
| „Schöne Worte allein reichen nicht“, sagt die integrationspolitische | |
| Sprecherin der Linken im Bundestag, [1][Gökay Akbulut]. Sie fordert ein | |
| Partizipationsgesetz, das der Bundesverwaltung verbindliche Vorgaben macht. | |
| Ein entsprechendes Positionspapier hat Akbulut soeben vorgelegt. Nach der | |
| Bundestagswahl soll daraus ein Gesetzesentwurf erarbeitet und in den neuen | |
| Bundestag eingebracht werden. | |
| Laut dem Papier, das der taz vorliegt, sollen bei ausgeschriebenen Stellen | |
| so viele Menschen mit Migrationsgeschichte eingeladen werden, wie es dem | |
| Anteil der Bevölkerung entspricht – aktuell 26 Prozent. Außerdem sollten | |
| Bewerbungsverfahren anonymisiert werden und Partizipationsbeauftragte über | |
| die Gleichbehandlung aller Bewerber:innen und Mitarbeiter:innen | |
| wachen. Zudem müsse ein Partizipationsgesetz auch jene von Diskriminierung | |
| Betroffenen berücksichtigen, auf die das Label „Migrationshintergrund“ | |
| nicht zutreffe. | |
| [2][Die Forderung nach einer festen Quote], wie sie die Parteikollegin und | |
| Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach Anfang des Jahres ins Spiel | |
| brachte, stellt Akbulut in dem Positionspapier nicht auf. Sie schließt die | |
| Quote aber auch nicht aus: „Das Entscheidende ist, dass wir verbindliche | |
| und überprüfbare Maßnahmen ergreifen, damit die Verwaltung die Vielfalt der | |
| Bevölkerung endlich besser widerspiegelt“, sagte Akbulut der taz. Das müsse | |
| aber keine Quote sein. | |
| ## Mehrheit für Quote unsicher | |
| Ob sich dafür eine politische Mehrheit finden ließe, darf jedoch bezweifelt | |
| werden. Die Union ist dagegen. Mit den Grünen, die in ihrem Wahlprogramm | |
| ein Partizipations- und Teilhabegesetz versprechen, wäre eine Quote zu | |
| machen. Die integrationspolitische Sprecherin im Bundestag, Filiz Polat, | |
| bezeichnete sie gegenüber der taz gar als „Herzstück“ eines entsprechenden | |
| Gesetzes. | |
| Auch die SPD hat laut der Linken-Abgeordneten Akbulut Zustimmung | |
| signalisiert. In ihrem Wahlprogramm verspricht die Partei ein | |
| „Partizipations- und Integrationsgesetz, das staatliche Institutionen zu | |
| einem Prozess der interkulturellen Öffnung verpflichtet“. Allerdings ist | |
| die Quote in der SPD umstritten. In Berlin hat der rot-rot-grüne Senat das | |
| Partizipationsgesetz letztlich ohne fixe Quote verabschiedet, weil die SPD | |
| verfassungsrechtliche Bedenken hegte. Trotzdem lobt es Gökay Akbulut als | |
| „Modell“ für ein Bundesgesetz. | |
| Bleibt die Frage, wie Grüne, SPD und Linke bei der Bundestagswahl | |
| abschneiden. In Umfragen kommen die drei zusammen nur knapp über 40 | |
| Prozent. Gökay Akbulut hofft auf die FDP. „Ich bin zuversichtlich, dass die | |
| Liberalen einem Partizipationsgesetz zustimmen“. Das Wahlprogramm gibt dazu | |
| wenig Anlass. Beim Thema Diversität heißt es: „Statt starrer Quoten setzen | |
| wir uns für Selbstverpflichtungen ein.“ | |
| 29 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/A/517852-517852 | |
| [2] /Mehr-Teilhabe-mit-Migrationshintergrund/!5752614 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Pauli | |
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