# taz.de -- Gemeinsame Agrarpolitik beschlossen: Erste Säule bleibt stabil | |
> Nach langen Verhandlungen einigt sich die EU auf eine neue Agrarpolitik. | |
> Die Grünen im EU-Parlament sind enttäuscht und wollen nicht zustimmen. | |
Bild: Die EU-Kommission hatte bereits 2018 einen Vorschlag über die Reform ver… | |
Brüssel dpa/taz | Die EU-Staaten und das Europaparlament haben sich im | |
zähen Streit um die Reform der milliardenschweren europäischen Agrarpolitik | |
auf einen Kompromiss geeinigt. Künftig soll mehr Geld in Umwelt- und | |
Klimaschutz investiert werden, wie der Vorsitzende des Agrarausschusses, | |
Norbert Lins (CDU), am Freitag sagte. Die Einigung über die für die Jahre | |
2023 bis 2027 rund 270 Milliarden Euro umfassende EU-Agrarpolitik muss noch | |
formell bestätigt werden. In einem nächsten Schritt müssen die EU-Länder | |
ihre nationalen Pläne für die Umsetzung der Reform bei der EU-Kommission | |
einreichen. Für die Jahre 2021 bis 2027 haben die EU-Staaten rund 387 | |
Milliarden Euro zur Unterstützung der Landwirtschaft vorgesehen. | |
Die EU-Institutionen haben sich darauf geeinigt, dass künftig ein | |
bestimmter Teil der Agrargelder in sogenannten Ökoregelungen – also Gelder, | |
die an Umweltauflagen geknüpft sein sollen – fließen soll. Wie diese | |
konkret aussehen, steht aber noch nicht abschließend fest. Konkret werden | |
es bis zu 25 Prozent der Direktzahlungen, wobei einige Ausnahmen diesen | |
Anteil de facto drücken können. Das Parlament war in diesem Punkt mit einem | |
deutlich größeren Anteil von 30 Prozent in die Verhandlungen gestartet, | |
während die EU-Länder zwischenzeitlich weniger als 20 Prozent durchsetzen | |
wollten. Lins betonte, es gebe erstmals eine verpflichtende Umverteilung | |
der Direktzahlungen, um gezielt Bäuerinnen und Bauern mit kleineren Höfen | |
zu unterstützen. | |
Die EU-Kommission hatte bereits 2018 einen Vorschlag über die Reform | |
veröffentlicht. Damals war vorgesehen, dass diese bereits für die Jahre | |
2021 bis 2027 greifen soll. Da sich die verschiedenen Institutionen aber | |
nicht schnell genug einigen konnten, gilt für 2021 und 2022 eine | |
Übergangsphase und es wird sich – Stand jetzt – frühestens ab 2023 etwas | |
ändern. | |
Die Agrar-Gelder sind der größte Posten im EU-Budget und die Landwirtschaft | |
ist für einen großen Teil der EU-Treibhausgasemissionen verantwortlich. | |
[1][Jüngst hatte der Europäische Rechnungshof diese mit zehn Prozent | |
beziffert] und kritisiert, sie seien seit 2010 nicht gesunken. Die | |
bisherige Geldverteilung wird für das Höfesterben und für Umweltbelastungen | |
durch die Landwirtschaft mitverantwortlich gemacht. Unter anderem wird | |
kritisiert, dass bislang der Löwenanteil der EU-Zahlungen an Flächen der | |
Landwirte gekoppelt ist. Dadurch gehen rund 80 Prozent der Fördermittel an | |
ungefähr 20 Prozent der Betriebe. | |
## EU-Rechnungshof kritisiert Klima-Politik | |
Inwieweit die neuen Regelungen effektiv der Natur zugute kommen, muss sich | |
zeigen. Der EU-Rechnungshof hatte kritisiert, dass in den vergangenen | |
Jahren selbst 100 Milliarden Euro aus dem EU-Agrarbudget, die explizit dem | |
Klimaschutz zugute kommen sollten, ihre Wirkung verfehlt hatten. Doch es | |
geht nicht nur um Emissionen, auch die Artenvielfalt sehen Umweltschützer | |
durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfern und Monokulturen bedroht. | |
Naturschützerinnen und Naturschützer kritisieren schon lange, dass die | |
Reform hinter ihren hohen Umweltzielen zurückbleiben wird und sehen sich | |
bestätigt. Die Grünen im Europaparlament haben bereits angekündigt, der nun | |
gefundenen Einigung nicht zuzustimmen. „Der Green Deal, den die | |
Regierungschefs beschlossen haben, wird nicht entsprechend von den | |
Fachministern umgesetzt“, sagte der Grüne Europaabgeordnete Bas Eickhout, | |
„es gibt einen Widerspruch zwischen Green Deal und Agrarpolitik“. | |
Die Aktivisten von Fridays for Future fordern schon länger, die Reform in | |
seiner jetzigen Form wegen mangelndem Nutzen für die Umwelt zurückzuziehen. | |
[2][Greenpeace hat sie als Greenwashing, also nur an der Oberfläche | |
umweltfreundlich], bezeichnet. Der Deutsche Bauernverband befürchtete vor | |
allem mehr Bürokratie und weniger Geld für Landwirte. | |
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hingegen begrüßte | |
die Einigung im Trilog. Sie stelle einen wichtigen Schritt in Richtung | |
Planungssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe dar. Der Niederländer | |
Eickhout hingegen sieht keine Notwendigkeit, den Ergebnissen schnell | |
zuzustimmen. Die Agrarpolitik steure die Landwirtschaftspolitik in den | |
nächsten zehn Jahren, die entscheidend seien für den Schutz von | |
Biodiversität und Klima. „Wir haben jetzt keine Zeit mehr für schlechte | |
Entscheidungen“, so Eickhout. | |
25 Jun 2021 | |
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