| # taz.de -- Jugendhilfe in Schleswig-Holstein: Ex-Heimchefin will Geld | |
| > Die Friesenhof-Leiterin klagte erfolgreich gegen die Schließung ihrer | |
| > Mädchenheime im Jahr 2015. Nun fordert ihr Anwalt eine Entschädigung. | |
| Bild: Eines der ehemaligen Friesenhof-Heime in Hedwigenkoog | |
| Hamburg taz | Die Schließung der Friesenhof-Mädchenheime im Jahr 2015 war | |
| rechtswidrig. Das entschied das Schleswig-Holsteinische | |
| Oberverwaltungsgericht und bestätigte damit ein [1][Urteil aus erster | |
| Instanz]. Wie nun der [2][SHZ berichtet], fordert die Ex-Heimchefin Barbara | |
| Janssen Schadensersatz vom Land – die Rede ist von 1,5 Millionen Euro. Und | |
| da so ein Zivilprozess Jahre dauern könne, fordert ihr Anwalt von | |
| Sozialminister Heiner Garg (FDP) eine freiwillige Zahlung auf | |
| außergerichtlichem Weg. | |
| Der Fall Friesenhof führte dazu, dass die Rechte der Heimaufsicht im neuen | |
| [3][Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG)] geschärft wurden. So | |
| argumentierte das Gericht in erster Instanz, die Schließung sei unnötig | |
| gewesen, denn etwaige Missstände hätten mit der Trägerin „aufgearbeitet und | |
| beseitigt“ werden können. Es spreche zwar viel dafür, dass Maßnahmen wie | |
| die über Stunden dauernde und mit Bloßstellung verbundenen Gruppensitzungen | |
| und „Strafsport“ kindeswohlgefährdend sein könnten, bei der Schließung | |
| hätten diese Praktiken aber nicht stattgefunden. Das Konzept sei geändert | |
| worden. | |
| Doch für das Landesjugendamt schien damals [4][die Verlässlichkeit des | |
| Trägers nicht mehr gegeben], auch wegen fehlenden qualifizierten Personals. | |
| Der Widerruf der Betriebserlaubnis sei damals „im Interesse des Wohls der | |
| Kinder und Jugendlichen“ erfolgt, erklärt das Sozialministerium. Man | |
| bedauere die Gerichtsentscheidung, wenngleich sie zu akzeptieren sei. Bund | |
| und Länder hätten inzwischen durch die Änderung des Gesetzbuchs einen | |
| besseren Schutz für Kinder- und Jugendliche in Heimen erwirkt, dafür habe | |
| sich das Kieler Ministerium als Konsequenz aus den Vorfällen über mehrere | |
| Legislaturen hinweg eingesetzt. | |
| „Es ist für die Landesjugendämter jetzt leichter, die Rechte der Kinder zu | |
| schützen, sowohl bei Erteilung der Betriebserlaubnis als auch bei deren | |
| Entzug“, sagt auch Jugendhilfeexperte Wolfgang Hammer. Das Urteil wäre auf | |
| Grundlage des neuen KJSG nicht mehr möglich. Beispielsweise gebe es Hürden | |
| für Kontaktverbote, etwa zur Familie, die nun von einem Richter genehmigt | |
| werden müssten. | |
| ## Ministerium will Ansprüche prüfen | |
| Gefragt, ob das Ministerium nun Gespräche über eine außergerichtliche | |
| Einigung mit der Friesenhof-Leiterin führt, teilt ein Sprecher mit, man | |
| befinde sich erst am Beginn der zivilrechtlichen Auseinandersetzung, an | |
| dessen Ende erst „die Feststellung des Schadens der Höhe und dem Grund nach | |
| steht“. Man prüfe nun die rechtliche Situation. | |
| Wolfgang Dudda, der als Abgeordneter für die Piratenpartei im | |
| Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Friesenhof war, sagt, die | |
| Heimchefin habe „formal juristisch Recht“ bekommen. „Politisch und | |
| moralisch war die Schließung richtig“. Er erwarte, dass Garg den Rechtsweg | |
| geht und „nicht leichtfertig Steuergeld ausschüttet“. | |
| 17 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Berufung-gegen-Friesenhof-Urteil/!5671479 | |
| [2] https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/politik/Rechtswidrige-Schl… | |
| [3] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/gesetze/neues-kinder-und-jugendstaerku… | |
| [4] /Missstaende-in-Jugendheimen/!5202196 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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