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# taz.de -- Fragen und Anworten zur Schweinepest: Widerstandsfähiges Virus
> Bei deutschen Hausschweinen wurde erstmals die Afrikanische Schweinepest
> festgestellt. Nun geht es darum, die Seuche zu stoppen.
Bild: Ganze Betriebe müssen wegen der Schweinepest dichtmachen
Berlin taz | Die afrikanische Schweinepest gilt als hochansteckend, robust
und tödlich. [1][Bisher gab es sie in Deutschland nur bei Wildschweinen.]
Nun breitet sie sich erstmals bei Hausschweinen aus. Am Wochenende ist sie
in Brandenburg, nahe der polnischen Grenze, auf einem dritten Hof
nachgewiesen worden. Polen ist bereits schwer von der Seuche getroffen.
Es ist ein kleiner Betrieb mit vier Schweinen im Landkreis
Märkisch-Oderland. Das teilte das Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft mit. Erst am Donnerstag war nur wenige Kilometer entfernt
auf einem anderen kleinen Betrieb mit zwei Schweinen das Virus entdeckt
worden. Weiter südlich, im Landkreis Spree-Neiße, hatte es zudem einen
Ökobetrieb mit rund 200 Schweinen getroffen. Am Montag werden
voraussichtlich auch die EU-Agrarminister bei ihrem Rat über die Ausbrüche
sprechen. Wie gefährlich wird die Schweinepest? Sieben Fragen.
Leiden die Tiere?
Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen, Durchfall, Atemprobleme,
entzündete Augen, blau verfärbte Haut: Eine Infektion mit der Afrikanischen
Schweinepest verläuft heftig und endet in der Regel binnen einer Woche
tödlich. Medikamente existieren nicht, eine Impfung ist bislang nicht
möglich. Bei einem Befall in einem Stall wird immer der gesamte Bestand
getötet.
Was ist das für ein Virus?
Die Afrikanische Schweinepest stammt – das sagt der Name – aus Afrika. 2007
wurde das Virus nach Georgien eingeschleppt. Vermutlich kam es mit einem
aus Afrika kommenden Frachtschiff dort an. Dann breitete es sich in Europa
aus. Im September 2020 tauchte es bei Wildschweinen in Deutschland auf –
trotz aller Bemühungen, es mit festen Zäunen entlang der Oder und Neiße
fernzuhalten.
Wie kommt die Seuche auf einen Hof?
Noch ist unklar, wie das Virus in die beiden Betriebe gelangt ist. Das wird
derzeit untersucht. Die Fälle kämen aber „leider nicht völlig
überraschend“, sagt Professor Thomas Mettenleiter, der das
[2][Friedrich-Loeffler-Institut], das nationale Referenzlabor für die
Seuche, leitet. Mit dem Befall von Hausschweinen habe spätestens seit dem
Nachweis der Infektion bei Wildschweinen gerechnet werden müssen.
Warum ist die Eindämmung so schwierig?
Das Virus gilt als sehr widerstandsfähig, überlebt lange. Im Rohschinken
bleibt es über Monate, im Gefrierfleisch sogar über Jahre ansteckend. Und
wenn ein erkranktes Tier stirbt und im Wald verwest, bleibt das Virus
mehrere Wochen bis Monate infektiös. So können Tiere krank werden, wenn sie
etwa [3][den Kadaver eines befallenen Wildschweins fressen.] Aber auch ein
Wurstbrot, das Reisende auf einem Rastplatz liegen lassen, kann ihnen zum
Verhängnis werden. Das Virus kann zudem an Fahrzeugen, Kleidung oder
Schuhen haften.
Wie gefährlich ist das für Menschen?
Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich, es wird nicht von Tier zu
Mensch übertragen. Auch wer Fleisch von infizierten Tieren verzehrt,
erkrankt daran nicht. Um Katze und Hund muss sich auch niemand sorgen: Die
Afrikanische Schweinepest befällt keine anderen Haus-, auch keine weiteren
Wildtiere. In Gefahr sind die rund 24,6 Millionen Schweine, die in
Deutschland gehalten werden.
Wird Schweinefleisch teurer?
Theoretisch könnten [4][mit einer Schweinepest die Bestände stark dezimiert
werden], die Preise dann steigen. Aber derzeit ist die Lage völlig anders.
Deutschland gehört zu den großen Schweinefleischexporteuren der Welt. Nur:
China, Südkorea und Japan Länder nehmen schon jetzt kein Schweinefleisch
mehr ab. Sie haben die Importe bereits gestoppt, als die Afrikanische
Schweinepest erstmals bei Wildschweinen aufgetaucht war. Dann gingen die
Preise runter, was zusammentraf mit den Coronaproblemen in den
Schlachthöfen.
Zum Vergleich: Ende 2019 lag der Schlachtpreis, den Bauern pro Kilogramm
Schweinefleisch bekamen, noch bei rund 2 Euro. Heute sind es 1,42 Euro.
„Konkret machen die Schweinehalter derzeit einen Verlust von 30 bis 40 Euro
je Tier“, sagt Torsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft
der Schweinehalter. Er rief aber dazu auf: „Ruhe bewahren!“ Er erwartet
keine weiteren Einschränkungen, weil die betroffenen Betriebe in den
Gebieten liegen, die schon vorher befallen waren. Ausgeschlossen sind sie
allerdings nicht. Alles hängt davon ab, ob das Virus gestoppt wird.
Wie geht es weiter?
Die betroffenen Betriebe müssen nun alles reinigen und desinfizieren. Ihre
Schweine wurden getötet und „unschädlich beseitigt“, wie es hieß. Die
Schweinehalter bekommen eine Entschädigung von der Tierseuchenkasse. Die
Behörden haben um die Betriebe in einem Radius von drei Kilometern ein
Sperrgebiet gezogen. Dieses kann nur betreten, wer eine Genehmigung hat. In
einem Radius von zehn Kilometern ist eine Überwachungszone eingerichtet, in
der die Landwirte angehalten sind, ihre Bestände auf Schweinepestrisiken zu
überwachen.
18 Jul 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Hanna Gersmann
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