# taz.de -- Afrikanische Schweinepest: Schlachtung trotz negativer Tests | |
> Im Emsland wurden 1.800 Schweine trotz negativer Tests notgeschlachtet. | |
> Der Tierschutzbund hält das für „tierschutzwidrig und unverhältnismäßi… | |
Bild: Schaffen sie es in den Schlachthof oder rafft sie vorher ein Virus dahin? | |
Der Deutsche Tierschutzbund hätte 1.800 Schweinen gern das Leben gerettet: | |
Die Tiere wurden in der vergangen Woche notgeschlachtet – um einer weiteren | |
Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im südlichen Emsland | |
vorzubeugen. Der betroffene Betrieb in Freren hatte zuvor Ferkel von einem | |
Hof übernommen, auf dem das Virus bereits ausgebrochen war. Da es für die | |
Schweinepest in dem neuen Betrieb noch gar keine Nachweise gab, | |
[1][kritisiert der Tierschutzbund] die Tötung als „tierschutzwidrig und | |
unverhältnismäßig“. | |
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die sowohl | |
Wildschweine als auch Hausschweine bekommen können und die in der Regel zum | |
Tod führt. Sie ist sehr leicht übertragbar und kann beispielsweise über die | |
Gummistiefel der Landwirt:innen in den Stall gebracht werden. Bisher | |
gibt es keine Impfung. Innerhalb der Landwirtschaft gibt es große Sorgen | |
vor den wirtschaftlichen Folgen einer Ausbreitung: daher die drastischen | |
Maßnahmen. | |
Ziel der Notschlachtung sei es gewesen, „eine mögliche Übertragung des hoch | |
ansteckenden Erregers unbedingt zu vermeiden“, sagt Natascha Manski, | |
Sprecherin des niedersächsischen Agrarministeriums. [2][Das Risiko einer | |
Weiterverbreitung] sei nicht auszuschließen gewesen, auch wenn so eine | |
vorsorgliche Tötung ein „absoluter Ausnahmefall“ sei. | |
Anders sieht das der Deutsche Tierschutzbund und stützt sich dabei auf das | |
Tierschutzgesetz: Demnach darf Tieren nicht ohne vernünftigen Grund | |
Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. „Tiere ohne Nachweis einer | |
Viruserkrankung wie der Afrikanischen Schweinepest zu töten, entbehrt des | |
vernünftigen Grundes“, sagt Tierärztin Melanie Dopfer. Schließlich seien | |
die Tiere in allen Stichproben negativ getestet worden. Stattdessen hätten | |
die Sicherheitsmaßnahmen des Betriebs hochgefahren und die Testungen | |
ausgeweitet werden müssen: „Jedes einzelne Tier“, sagt die Tierärztin, | |
„hätte beprobt und die Proben analysiert werden müssen“, um die Tiere so | |
„freizutesten“. | |
## Die industrielle Landwirtschaft ist Teil des Problems | |
Das aber ist für alle Beteiligten ein großer Aufwand und kostet Geld. Das | |
Landvolk, der niedersächsische Bauernverband, teilt die Kritik der | |
Tierschützer:innen in diesem Fall nicht. Trotz der negativen | |
Stichproben, „ist es in Anbetracht der Situation und der Gefährdung von | |
weiteren Betrieben dringend geboten, im Zweifel eine Keulung anzuordnen“, | |
sagt Vizepräsident Jörn Ehlers, selbst Schweinehalter. Dennoch sei es für | |
die Landwirte „eine enorme psychische Belastung“, wenn der gesamte | |
Tierbestand getötet werden müsse. Es gebe vom Landvolk ein | |
[3][Sorgentelefon], bei dem sich Landwirt:innen melden könnten. | |
Dass eine schnelle Reaktion auf die Ausbreitung der Seuche notwendig ist, | |
zeigt sich in den landwirtschaftlichen Daten der Region: Der erste | |
niedersächsische ASP-Ausbruch im Ortsteil Ahlde in der Gemeinde Emsbüren | |
wurde am 2. Juli bekannt. Seither gibt es dort eine zehn Kilometer große | |
Sperrzone. Sie erstreckt sich über Teile des Landkreises Emsland und des | |
angrenzenden Landkreises Grafschaft Bentheim. | |
Tiertransporte sind hier eingeschränkt und auch Menschen dürfen nicht mehr | |
einfach so auf die Höfe. Laut dem Landwirtschaftsministerium gibt es allein | |
in diesem Radius 296 weitere Schweinebetriebe mit insgesamt rund 195.000 | |
Tieren. | |
Das hält Tierschützerin Dopfer für einen Teil des Problems: Sie kritisiert | |
die industrielle Schweinehaltung insgesamt, in der es „gar nicht mehr | |
möglich ist, gesunde von erkrankten Tieren zu separieren“. Eine Quarantäne | |
sei im Seuchenfall nicht möglich. Dazu bräuchte es in vielen Fällen mehr | |
Platz, um unterschiedliche Bereiche einzurichten. Dann könne man | |
gegebenenfalls auch die Tötung von noch gesunden Tieren verhindern, sagt | |
sie. Ob der Deutsche Tierschutzbund gegen die ihrer Ansicht nach | |
tierschutzwidrigen Tötungen der 1.800 Schweine Klage einreichen wird, ließ | |
Dopfer offen. | |
Doch auch das Ministerium begründet die Tötungen damit, dass man „vielen | |
weiteren tausend Tieren mögliche Leiden ersparen“ wolle. Die Tötungen seien | |
„tierschutzgerecht“ vorgenommen worden, sagt Sprecherin Manski. Das | |
Veterinäramt des Landkreises Emsland äußerte sich auf taz-Anfrage | |
allerdings nicht dazu, wie die Schweine konkret getötet wurden. | |
Währenddessen dauern die Untersuchungen in der Sperrzone an. Das | |
Veterinäramt untersucht Stichproben von allen Betrieben in diesem Umkreis. | |
Bisher sind dem Ministerium keine weiteren Betriebe bekannt, in denen es | |
Kontakte mit dem Virus gab. | |
12 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tierschutzbund.de/news-storage/landwirtschaft/080722-kommentar-… | |
[2] https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/asp… | |
[3] https://landvolk.net/lpdartikel/sorgentelefone-sind-ein-wichtiges-ventil-fu… | |
## AUTOREN | |
David Wasiliu | |
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