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# taz.de -- UMTS-Netze werden abgeschaltet: Das Ende von 3G
> Vergangene Woche begann die Abschaltung des Mobilfunk-Standards der
> dritten Generation. Rückblickend lief es schon zu Beginn nicht gut.
Bild: Still und leise verschwindet die 3G-Verbindung
In der Nacht zum 1. Juli begann die monatelange vorbereitete Abschaltung
[1][des Mobilfunkstandards] der dritten Generation (3G). Nach 20 Jahren ist
Schluss mit der veralteten Übertragungstechnik. Vodafone und die Telekom
schalteten ihre Netze schon endgültig vergangene Woche ab, Telefónica/O2
wird ihre schrittweise bis Ende des Jahres vom Netz nehmen. Wer noch ein
sehr altes Smartphone besitzt, wird weiterhin telefonieren und SMS
verschicken können. Das Internet allerdings ähnelt aber vermutlich doch
sehr den Anfängen der 2000er Jahre, denn die Geräte greifen auf die noch
bestehenden EDGE-Verbindungen zurück. Still und leise verschwindetdie
3G-Verbindung also, dabei schien sie doch so vielversprechend.
Im Sommer 2000, da war das Internet heißer Scheiß, ein riesiges digitales
Neuland. Damals besaßen 48 Millionen Menschen in Deutschland ein
Mobiltelefon, kaum eins hatte eine Internetverbindung. Praktisch niemand
nutzte das 1999 eingeführte WAP mit seinen 9,6 kBit/s. UMTS oder auch 3G
genannt versprachen nun 384 kBit/s – also praktisch Lichtgeschwindigkeit.
Am 18. August 2000 wurden d[2][ie sechs Lizenzen für das UTMS-Band
versteigert.] Die Endsumme waren 99.368.200.000 Deutsche Mark, umgerechnet
50 Milliarden Euro. Deutschland ist damit ewiger Weltmeister in
Pro-Kopf-Kosten für Mobilfunklizenzen. Die Gebote gingen durch die Decke,
vor allem die etablierten Firmen wie Telekom trieben sie hoch, um neue
Konkurrenten auszuschalten.
## Pleiten, Pech und Pannen
Erhofft haben sich die sechs meistbietenden Firmen, E-Plus Hutchison, Group
3G (Quam), Mannesmann (Vodafone), MobilCom Multimedia, T-Mobile und Viag
Interkom (O2) den absoluten Durchbruch. Den allermeisten erging es anders:
Mobilcom hat die teure UMTS-Lizenz an den Rand der Pleite gebracht. Genau
sowie die Group 3G, ein Konsortium aus der spanischen Telefónica und der
finnischen Sonera. Sie hatten für jeweils über 16 Milliarden Mark eine
Lizenz ergattert. Doch beide mussten ihre Lizenzen zurückgeben, weil sie
die vorgegebenen Ausbauziele nicht erfüllten.
Den restlichen Auktionsteilnehmern fehlte nun wegen zu hoher Kosten das
Geld für den schnellen Netzausbau. Dabei waren die Auflagen für die
Provider nicht besonders hoch: Innerhalb von fünf Jahren mussten sie gerade
einmal 50 Prozent der Bevölkerung mit UMTS versorgen. Vier Jahre später gab
es dann zwar die ersten UMTS-Tarife, das Netz deckte aber nicht viel mehr
ab als die großen Ballungsgebiete. Ein Tarif mit 500 Megabyte kostete bei
T-Mobile zur Einführung 110 Euro im Monat.
An all die unschönen Details will sich heute niemand mehr zurückerinnern,
und so verschwindet das 3G-Netz nun, um Platz für die Zukunft zu machen.
[3][Die freigewordenen Frequenzen werden nun für den Ausbau der LTE- und
5G]-Netze genutzt. Lassen wir also die Vergangenheit hinter uns, vielleicht
wird aus dem Funkloch Deutschland, das zu den datenteuersten EU-Ländern
zählt, in den nächsten 20 Jahren doch endlich mal Vorreiter. Falls die
Bundesregierung denn Lust dazu hat, sich um die Digitalisierung zu kümmern.
5 Jul 2021
## LINKS
[1] /Mobilfunknetz/!t5526138
[2] https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2000/0005…
[3] /Mobilfunkausbau-in-Deutschland/!5579059
## AUTOREN
Malaika Rivuzumwami
## TAGS
Kolumne Digital Naives
Mobilfunk
5G-Technologie
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