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# taz.de -- Auf der Suche nach dem Beziehungs-Knigge: Emotionale Intimität bra…
> Beziehungen führen kann man nicht verlernen. Oder? Nach jahrelanger
> Monogamie mit einer Spinat-Tiefkühlpizza ist sich unsere Autorin langsam
> nicht mehr so sicher.
Bild: Jede Beziehung ist anders. Wieso möchte man dann trotzdem genau wissen, …
Jede neue Beziehung ist aufregend. Aber für mich ist eine neue Beziehung
mehr als das, es ist eine völlig neue Welt. Eine vollkommen fremde Welt.
Ich dachte immer, dass man das Zusammensein in Beziehungen nicht verlernt.
So wie Fahrradfahren. Ich glaube, ich bin zuletzt vor drei Jahren im Urlaub
Fahrrad gefahren. Es ist nicht so, dass ich ungern Rad fahre, aber ich
brauche es eben nicht. Mein Leben läuft (es tut mir nicht mal leid) auch so
ganz gut. Sicher, ab und zu mal ist ein Fahrrad ganz nett und vor allem
praktisch, aber für die zwei Ausflüge im Jahr lohnt es sich nicht, sage ich
mir immer wieder.
Ich würde mir zwar nicht anmaßen, meine Beziehung mit Fahrradfahren
gleichzusetzen, aber ich gebe zu, dass ich den Gedanken schon mal hatte.
Eine Beziehung ist (im Idealfall) richtig schön, sie macht das Leben
vielleicht aufregender. Oder sicherer – je nachdem, was man sich eben
wünscht.
Das klingt jetzt vielleicht banal, aber Frage: Wie verhält man sich
eigentlich noch mal in Beziehungen? Anna, [1][das ist von Beziehung zu
Beziehung unterschiedlich].
## „Macht man das so?“
Ja, das weiß ich ja. Trotzdem wünschte ich, es gäbe einen
Beziehungs-Knigge. Anfangs dachte ich auch: Was soll daran so schwer sein?
Du benimmst dich einfach wie in einer Freundschaft. Aber da geht’s schon
los: Bei meinen Freundschaften war es bislang immer so, dass wir Zeit
hatten, bevor wir emotional intim geworden sind. Es ist auch
selbstverständlich, dass man sich eine Weile kennenlernt und dann nach
einer gewissen Zeit gemeinsam Regeln aufstellt, die das Zusammenleben
leichter machen.
Ich meine das nicht so förmlich, wie es klingt, aber nach ein paar Jahren
Freundschaft weiß zum Beispiel meine beste Freundin Tina, dass ich
unpünktlich und unorganisiert bin, und weiß auch, dass ich seit 30 Jahren
genau daran arbeite. Ich wiederum weiß, dass sie ungeduldig ist und alle
möglichen Dinge am liebsten Jahre vorher in einer Excel-Tabelle planen
würde. Das wissen wir voneinander und nehmen Rücksicht darauf – und es
funktioniert sehr gut.
Ich hab den Eindruck, dass bei Beziehungen erwartet wird, dass man recht
schnell in diesen Zustand kommt. Ich erwische mich oft dabei, wie ich mich
absichern muss und Freundinnen frage, die schon länger in Beziehungen sind
oder verheiratet: „Macht man das so? Ist das normal in einer Beziehung?“
Ich habe inzwischen das Gefühl, dass ich Beziehungen führen völlig verlernt
habe. Der Platz neben mir im Bett wurde jahrelang [2][von meiner treuen
Lidl-Tiefkühltruhe-Spinatpizza] warm gehalten. Da ist es nicht
verwunderlich, dass mir wichtige Beziehungs-Skills abhanden gekommen sind.
Es fängt bei Banalitäten wie Kosenamen an und hört bei Freizeit- und
Urlaubsgestaltung auf. Alles Gewöhnungssache, vermutlich. Und doch fällt es
mir schwer, mich aufs Unbekannte einzulassen.
30 Jun 2021
## LINKS
[1] /Soziologin-ueber-Intimitaet-in-Coronazeiten/!5738283
[2] /Wenn-Paerchen-nerven/!5720309
## AUTOREN
Anna Dushime
## TAGS
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