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# taz.de -- Demokratiebewegung in Thailand: Nie mehr niederknien
> Eingeklemmt zwischen Militärjunta und Monarchie tritt Panusaya
> Sithijirawattanakul in Thailand für mehr Demokratie ein. Sie riskiert
> jahrelange Haft.
Bild: Riskiert ihre Freiheit für mehr Demokratie: Panusaya Sithijirawattanakul
Mit bis zu 15 Jahren Haft musste Panusaya Sithijirawattanakul rechnen, als
sie am vergangenen Wochenende bei einer Demo in Bangkok das Wort an König
Vajiralongkorn richtete. Denn die direkte Ansprache des [1][hauptsächlich
in Bayern residierenden] Monarchen könnte ihr nach thailändischem Recht als
Majestätsbeleidigung vorgeworfen werden.
„Ich weiß, dass ich Gefahr laufe, ins Gefängnis zu kommen, gefoltert zu
werden oder sogar zu sterben“, wird [2][Panusaya in der indonesischen
Zeitung The Jakarta Post] zitiert. Dabei klingt das Motto der 21-jährigen
Aktivistin wie eine Selbstverständlichkeit: „Alle Menschen haben rotes
Blut, wir unterscheiden uns nicht.“
Panusaya, Sprecherin der Student Union of Thailand, steht an der Spitze
[3][anhaltender Proteste für mehr Demokratie in dem südostasiatischen
Königreich]. Neben zehntausenden Studierenden sind es Anhänger*innen
von Ex-Premier Thaksin Shinawatra und LGBTQ*-Aktivist*innen, die seit
Monaten gegen die Verflechtungen von Monarchie und Militärjunta im ganzen
Land auf die Straße gehen.
Seit einem Putsch 2014 ist Gewalt gegen Oppositionelle nahezu an der
Tagesordnung. 2019 schließlich wurde die Future Forward Party verboten, für
die über sechs Millionen, insbesondere junge Menschen gestimmt hatten: Eine
Initialzündung für den organisierten Widerstand, der sich einer Vielzahl
popkultureller Referenzen bedient.
## Riskanter Protest mit Harry-Potter-Brille
„Er, dessen Name nicht genannt werden darf“, der Bösewicht in den
Harry-Potter-Romanen also, dient als Chiffre für den König. Mit dem Hashtag
#MilkTeaAlliance nehmen die Aktivist*innen Bezug auf die
Demokratiebewegungen in [4][Hongkong] und Taiwan, wo ebenfalls süßer
Milchtee getrunken wird.
Ende August schon hatte die Soziologiestudentin Panusaya, eine
Harry-Potter-Brille auf der Nase, die zehn Forderungen der Studierenden –
darunter das Anliegen einer neuen Verfassung und die Auflösung der
Militärjunta – öffentlich vorgetragen und damit ein nationales Tabu
gebrochen.
Am Sonntag dann marschierte sie auf das Gebäude des königlichen Rates zu,
um die Forderungen schriftlich zu übergeben, wurde aber von der Polizei
gestoppt. Dass die königlichen Wachleute den Brief an ihre Vorgesetzten
weitergeben wollten, werteten die Demonstrant*innen als „Sieg“. Zu
Gewalt kam es Berichten zufolge nicht. Die nächste Kundgebung soll am
Donnertag stattfinden.
1998 wurde Panusaya in Nonthaburi in eine Mittelschichtsfamilie geboren,
die eine Autowerkstatt betreibt. Ziemlich unpolitisch sei sie aufgewachsen,
sagte sie kürzlich der malaysischen New Straits Times.
## Warum niederknien?
Mit zehn Jahren habe sie jedoch erlebt, wie ihr gesamtes Viertel auf die
Straßen getrieben wurde, um die königliche Autokolonne zu grüßen. „Ich
erinnere mich daran, dass ich dachte: ‚Warum muss ich raus gehen? Warum
müssen die mich und andere Leute zum Niederknien zwingen?‘“
24 Sep 2020
## LINKS
[1] /Thailands-Monarch-in-Bayern/!5675208
[2] https://www.thejakartapost.com/seasia/2020/08/21/three-activists-who-break-…
[3] /Demonstrationen-in-Thailand/!5715061
[4] /Protest-gegen-Hongkonger-Regierung/!5712547
## AUTOREN
Stefan Hunglinger
## TAGS
Thailand
Demokratiebewegung
Soziale Bewegungen
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