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# taz.de -- Angriff auf Frankreichs Staatschef: Vier Monate Knast
> Ein 28-Jähriger hatte Emmanuel Macron geohrfeigt. Nun wurde er zu einer
> Gefängnisstrafe verurteilt. Er soll dem rechtsextremen Milieu nahestehen.
Bild: Wurde Opfer eines Angriffs: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
Paris taz | Der arbeitslose 28-jährige Damien T., der am Donnerstag [1][den
französischen Präsidenten Emmanuel Macron geohrfeigt hatte], ist von einem
Gericht in Valence wegen seines tätlichen Angriffs zu 18 Monaten Gefängnis
verurteilt worden. 14 davon werden aber zur Bewährung ausgesetzt.
Der Staatsanwalt hatte als „signifikante Strafe zum Schutz der
Institutionen“ 18 Monate ohne Bewährung beantragt. Er kaufte es Damien T.
nicht ab, dass kein Vorsatz vorlag. Für das Delikt des tätlichen Angriffs
auf einen Amtsträger ohne bleibende Schäden drohten ihm im Höchstfall drei
Jahre Haft und 45.000 Euro Geldstrafe.
Nach seiner Festnahme hatte T. gesagt, er habe diese Ohrfeige nicht
geplant, sondern „instinktmäßig“ und „ohne zu überlegen“ gehandelt. …
Gericht räumte er schließlich politische Motive ein: „Es klingt vielleicht
demagogisch, aber ich fühlte mich berufen, die kurz zuvor bei einem
Demonstrationsversuch ausgeschlossenen [2][Gelbwesten] oder das
französische Volk insgesamt zu vertreten.“
Er sei zudem angewidert gewesen, als er den Präsidenten mit seinem
„verlogenen Lächeln“ vor sich gesehen habe. Im Nachhinein bedauere er seine
Unüberlegtheit, vor allem weil diese so große Wellen geschlagen habe,
meinte er. Macron selber wollte den Zwischenfall „relativieren, aber nicht
verharmlosen“. Er sprach von einer „Dummheit“, meinte aber: „Wenn sich
Dummheit mit Gewalt verbindet, ist das inakzeptabel.“
## Nähe zu Rechtsextremen
Zu denken gibt das ideologische Umfeld von Damien T. und seines am Tatort
ebenfalls festgenommenen gleichaltrigen Kollegen, Arthur C.. Aufgrund von
Hausdurchsuchungen und der Auswertung der Computerdaten bestehen keine
Zweifel an der Nähe der beiden zu einem rechtsextremen und royalistischen
Milieu.
Beide interessierten sich dem Vernehmen nach vor allem für das Mittelalter
und das Rittertum, sie verkehrten auf Netzwerken mit einschlägig bekannten
rechtsradikalen Kontakten. Bei Arthur C. fand die Polizei neben Hitlers
„Mein Kampf“ auch Waffen, für deren illegalen Besitz er später vorgeladen
wird.
Laut eines Berichts der für die Staatssicherheit zuständigen Direction
générale de la sécurité intérieure (DGSI) existiert eine in den letzten
Jahren zunehmende Bedrohung durch gewaltsame Aktionen einer ziemlich
heterogenen „Ultrarechten“, zu deren hartem Kern in Frankreich rund tausend
Personen gezählt werden.
Individuen wie Damien T. und Arthur C. waren in diesem Bedrohungsszenario
weniger vorgesehen. Immerhin hatte aber schon 2002 ein Rechtsextremist mit
einem Luftgewehr auf den damaligen Staatspräsidenten Jacques Chirac
geschossen, ohne diesen dabei ernsthaft zu gefährden.
## Staatsoberhäupter als Ziel
Dass in Frankreich die Politik immer wieder in Gewalt ausartet, ist nicht
neu, und dass namentlich die Staatsoberhäupter exponiert sind, belegt die
Geschichte. 1894 fiel Sadi Carnot dem Attentat eines Anarchisten zum Opfer,
und 1931 wurde Präsident Paul Doumer ermordet. Das allein wäre Grund genug,
die Ohrfeige vom letzten Dienstag nicht zu verharmlosen.
Die politische Klasse in Paris war sich deshalb in der Solidarität mit
Emmanuel Macron völlig einig. Premierminister Jean Castex erklärte vor den
Abgeordneten der Nationalversammlung, mit dem Präsidenten sei die
Demokratie attackiert worden: „Demokratie, das ist Debatte, Dialog,
Konfrontation von Ideen und legitimen Meinungsverschiedenheiten, aber
keinesfalls Gewalt oder verbale, physische Aggression.“
11 Jun 2021
## LINKS
[1] /Ohrfeige-fuer-Praesident-Macron/!5773350
[2] /Journalismus-in-Frankreich/!5731042
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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