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# taz.de -- Twitter-Sperre in Nigeria: Blauer Vogel unerwünscht
> Nachdem Twitter einen Beitrag des Präsidenten gelöscht hatte, sperrte
> dieser den Kurznachrichtendienst. Gruppen wie Amnesty kritisieren das
> scharf.
Bild: Aus Rache: Präsident Muhammadu Buhari verbot 220 Millionen Nigerianer*in…
Cotonou taz | Nasir El-Rufai applaudiert. Der Gouverneur des
nordnigerianischen Bundesstaats Kaduna lobt die Entscheidung von Präsident
Muhammadu Buhari, Twitter zu verbieten. [1][Er teilte bei Twitter einen
Gastbeitrag von Russia Today] Ein afrikanisches Land zeige den USA, wie es
mit Internet-Tyrannei umgehe. Unklar ist allerdings, wie und warum der
Twitter-affine El-Rufai – er hat mehr als 1,9 Millionen Follower*innen
– überhaupt noch twittern durfte.
Denn seit Freitag ist das [2][Twittern in Afrikas Riesenstaat] mit rund 220
Millionen Einwohner*innen, von denen gut 39 Millionen einen
Twitter-Account haben, verboten. Wer das ignoriert, soll strafrechtlich
verfolgt werden.
Auslöser war ein Tweet von Buhari vergangene Woche, in dem er
Sezessionsbewegungen und deren Anhänger*innen im Südosten Nigerias
kritisierte: „Viele von denen, die sich heute schlecht benehmen, sind zu
jung, um Zerstörung und den Verlust an Menschenleben während des
nigerianischen Bürgerkriegs zu verstehen“, hieß es darin.
Das Unternehmen löschte den Tweet, weil viele Nutzer*innen ihn als
beleidigend empfanden. Tatsächlich ist die Unmut über die Regierung im
Südosten und im ölreichen Nigerdelta groß. Angriffe auf Polizeistationen
und staatliche Einrichtungen haben zugenommen.
## Rache als Motiv
Das Twitter-Verbot gilt als Rache. Schon im April hatte es Unmut über den
US-Konzern gegeben, als dieser Ghana zu seinem ersten Afrikastandort erkor.
Die Begründung lautete, Ghana unterstütze Meinungsfreiheit, Demokratie und
Digitalisierung. Zwischen beiden Ländern herrscht eine historische
Rivalität.
Menschenrechtsorganisationen, Zivilgesellschaft und Botschaften haben das
Twitter-Verbot scharf kritisiert und sehen die Meinungsfreiheit bedroht.
Osai Ojigho, Leiterin von Amnesty International in Nigeria, nannte es eine
„gefährlichen Vorgehensweise“ und betonte, dass niemand die Menschenrechte
aussetzen könne. Die nigerianische Anwaltsvereinigung fordert, das Verbot
umgehend rückgängig zu machen.
Dass Buhari allerdings seine Tweets je selbst verfasst hat, ist
zweifelhaft. Der 78 Jahre alte Politiker wirkt bei öffentlichen Auftritten
eher unbeholfen. Während einer Pressekonferenz im Jahr 2016 mit Kanzlerin
Angela Merkel sagte er: „Meine Frau gehört in die Küche, ins Wohnzimmer und
ins Schlafzimmer.“ Merkel konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
7 Jun 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/elrufai/status/1401639518294396932?s=20
[2] /Nigerias-Regierung-geht-gegen-Twitter-vor/!5776550
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Twitter / X
Nigeria
Soziale Medien
Amnesty International
Nigeria
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Nigeria
Menschenhandel
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