# taz.de -- Schweizer lehnen Klimaschutz ab: Nein! Nein! Und noch ein Nein! | |
> In der Schweiz scheitern gleich drei umweltrelevante Abstimmungen. Die | |
> Folgen für die Klimapolitik wiegen schwer. | |
Bild: Nicht beliebt in der Schweiz: Initiativen für mehr Umweltschutz | |
Genf taz | [1][Drei umweltrelevante Fragen] bewegten die Schweizerinnen und | |
Schweizer bei der Volksabstimmung am Sonntag: Synthetische Pestizide von | |
den Äckern verbannen? Nur noch die Bauern subventionieren, die auf sauberes | |
Trinkwasser achtgeben? Ein Klimagesetz bestätigen, mit dem die Schweiz ihre | |
Emissionsziele erreichen kann? Die Antworten: Nein, nein und nein, | |
besonders aus den ländlichen Regionen. | |
Der Bauernverband habe die Landbevölkerung als Wutbürger an die Urne | |
geschickt, empörte sich der Mitte-Abgeordnete Stefan Müller-Altermatt. Und | |
in ihrer Wut über die Pestizid- und Trinkwasserinitiative, die die | |
Bauernfunktionäre als Sargnagel für die Landwirtschaft inszeniert hatten, | |
versenkte die Landbevölkerung das selbst von konservativen Parteien | |
unterstützte CO2-Gesetz gleich mit. Hochrechnungen gehen auf Grundlage von | |
90 Prozent der ausgezählten Gemeinden von einem knappen Nein für das | |
CO2-Gesetz aus. | |
Jetzt ist guter Rat teuer. Denn ohne neues CO2-Gesetz ist es dem | |
[2][Schweizer Bundesamt für Umwelt] zufolge unmöglich, die Emissionen bis | |
2030 wie geplant um 37,5 Prozent zu senken, sondern allenfalls um 23 | |
Prozent. Das liegt auch daran, dass manche Klimamaßnahmen jetzt sogar ganz | |
entfallen. Beispiel Benzin: Wer Treibstoff importiert, der musste die | |
CO2-Emissionen bisher schon ausgleichen – mit bis zu 5 Rappen pro Liter. | |
Mit dem CO2-Gesetz wäre die Obergrenze auf 12 Rappen gestiegen. Nun aber | |
fällt die Kompensation ganz weg. | |
Auch bisherige Anreize für energieintensive Unternehmen, ihren CO2-Ausstoß | |
zu senken, entfallen. Außerdem bleiben Öl- oder Gasheizungen in Gebäuden | |
ohne Einschränkungen erlaubt, die geplante Flugticketabgabe entfällt ebenso | |
wie die Marktanreize, um nur noch effiziente Neuwagen einzuführen. | |
## Alternative wäre noch schlechter | |
Das alles wäre kein Wundermittel gewesen. Zu Recht nannten Teile der | |
Klimabewegung die Vorlage nicht weitgehend genug. Doch die Alternative ist | |
noch schlechter – und freut vor allem die rechtsnationale SVP, die als | |
einzige Partei gegen das CO2-Gesetz war. | |
Unklar ist, was jetzt geschieht: Womöglich wird das alte CO2-Gesetz | |
verlängert, um überhaupt eine Gesetzesgrundlage zu haben. FDP-Politiker | |
Ruedi Noser will schnell über eine Initiative abstimmen lassen, die bis | |
2050 fossile Brenn- und Treibstoffe verbieten würde. Doch das ist nicht | |
zuletzt in seiner eigenen Partei umstritten. | |
13 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Streit-ueber-Umweltgesetze-in-der-Schweiz/!5778403 | |
[2] https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home.html | |
## AUTOREN | |
Marc Engelhardt | |
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