# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Israel: Saubere Wahl | |
> Israels künftiger Präsident Herzog will Brücken bauen. Der frühere Chef | |
> der Arbeitspartei könnte dafür genau der richtige sein. | |
Bild: Izchak Herzog, Präsident von Israel, und seine Frau Michal stoßen an | |
Mit feuchten Augen kommentierte Jitzchak Herzog seine Wahl zum israelischen | |
Staatspräsidenten. Er war lange als Weichling verrufen und stammt aus | |
politischem Adel. Er folgt den Spuren seines Vaters Chaim Herzog, der in | |
den Jahren 1983 bis 1993 Staatschef war. Man will sich mit ihm freuen. Er | |
ist ein aufrechter Mann, der einst glücklos als Chef der Arbeitspartei in | |
den Wahlkampf zog und gegen den konservativen Benjamin Netanjahu verlor. | |
Die Knesset wählte ihn mit ungewohnt klarem Votum. Netanjahus Gratulation | |
nahm er nicht ohne Spitze entgegen. Er werde gern mit jeder | |
Regierungskoalition zusammenarbeiten, egal welcher Couleur. Das war schon | |
beinah demonstrative Freude über [1][Netanjahus erwartbares Aus.] | |
Herzog hatte leichtes Spiel. PolitikerInnen, die ihm ernsthaft hätten | |
Probleme bereiten können, traten nicht an. Einzige Gegenkandidatin blieb am | |
Ende eine ehemalige Lehrerin, die ganz frisch im Abgeordnetenhaus ist. Sie | |
konnte gegen den langjährigen Politiker nur damit punkten, dass sie | |
[2][Mutter zweier gefallener Söhne] ist und eben eine Frau. Sie wäre die | |
erste Staatspräsidentin Israels gewesen. Zu wenig für das hohe Amt. | |
Auch Netanjahu soll kurzfristig mit dem Gedanken gespielt haben, für das | |
Amt des Präsidenten zu kandidieren, das ihn aus den [3][Fängen der | |
RichterInnen] hätte retten können. Wie gut, dass Israel Netanjahu als | |
Staatschef erspart geblieben ist und er sich nun hoffentlich bald einem | |
gerechten Urteil stellen muss. Als Präsident hätte er weiter Unheil | |
anrichten, das Volk spalten und gegen Minderheiten und Andersdenkende | |
hetzen können. | |
Das Gegenteil ist nun die wichtigste und gleichermaßen schwierigste Mission | |
Jitzchak Herzogs. Er wird sich mit großer Behutsamkeit auf inländischem | |
Parkett bewegen. Im Ausland hingegen muss man mit klaren Worten vom | |
heutigen Chef der Jewish Agency rechnen, wenn es um den Kampf gegen den | |
[4][Antisemitismus] geht, der sein hässliches Gesicht in diesen Wochen | |
wieder offen auf deutschen und europäischen Straßen zeigt. | |
2 Jun 2021 | |
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[1] /Regierungsbildung-in-Israel/!5771585 | |
[2] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-educator-miriam-peretz-who-los… | |
[3] /Historischer-Prozessauftakt-in-Israel/!5687615 | |
[4] /Antisemitismus-auf-Anti-Israel-Demos/!5772619 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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