# taz.de -- Staatsschutz in NRW ermittelt: Angriffe auf Synagogen | |
> Vor einer Synagoge in Münster wurde eine israelische Flagge verbrannt. | |
> Der Eingang der Bonner Synagoge wurde beschädigt. Der Staatsschutz | |
> ermittelt. | |
Bild: Am 12. Mai steht ein Polizeifahrzeug vor der Synagoge in Bonn | |
Münster afp/epd/dpa/taz | In Nordrhein-Westfalen hat der Staatsschutz nach | |
Vorfällen vor Synagogen in mehreren Städten die Ermittlungen aufgenommen. | |
In Münster wurden gegen 13 Männer Ermittlungen eingeleitet, die mutmaßlich | |
am Dienstagabend vor einer Synagoge eine israelische Fahne verbrannten, wie | |
die Polizei mitteilte. Mehrere Zeugen hatten demnach die Polizei alarmiert, | |
weil sich eine größere Gruppe vor der Synagoge aufhalte, laut rufe und eine | |
israelische Fahne verbrenne. | |
Zehn Beteiligte stellte die Polizei vor Ort, drei weitere nach einer | |
Fahndung in der Innenstadt. Die Beamten stellten zudem eine zum Teil | |
abgebrannte israelische Nationalfahne vor der Synagoge sicher. Das | |
Gotteshaus selbst wurde nicht beschädigt. Die Verdächtigen erwarten laut | |
Polizei Strafanzeigen unter anderem wegen Verstoßes gegen das | |
Versammlungsgesetz. | |
In Bonn wurde am Dienstagabend der Eingangsbereich einer Synagoge durch | |
Steine beschädigt. Ein Anwohner hatte nach Polizeiangaben die Beamten | |
gerufen, da mehrere jüngere Erwachsene den Synagogen-Eingang attackierten | |
und mit „Feuer“ auf dem Gehweg hantierten. | |
Vor der Synagoge stellte die Polizei nach eigenen Angaben drei Papierzettel | |
„mit wahrscheinlich arabischen Schriftzeichen“ sowie eine abgebrannte | |
weiß-blaue Fahne sicher. Nach einer Fahndung wurden drei Verdächtige | |
vorläufig festgenommen. | |
## Israelische Fahne verbrannt, Synagogentür beschädigt | |
Am Montagabend hatte bereits der Düsseldorfer Staatsschutz wegen einer | |
versuchten Sachbeschädigung an der Gedenktafel am Standort einer ehemaligen | |
Synagoge Ermittlungen aufgenommen. Unbekannte hatten nach Polizeiangaben | |
ein Feuer an dem Gedenkstein gelegt, das jedoch noch vor Eintreffen der | |
Feuerwehr von alleine erlosch. Es entstand kein Schaden. | |
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die antiisraelischen Aktionen | |
an Synagogen in Bonn und Münster als „vollständig inakzeptabel“ verurteil… | |
„Es geht überhaupt nicht, dass in Deutschland Flaggen Israels verbrannt | |
werden oder es antisemitische Kundgebungen vor Synagogen gibt“, sagte Heil | |
am Mittwochmorgen in der Interview-Reihe „Frühstart“ von RTL/ntv. | |
Man müsse deutlich machen, dass die gesamte Gesellschaft an der Seite von | |
jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern stehe. Synagogen müssten gut | |
geschützt werden, so Heil. | |
Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, warnte vor einer | |
Zunahme antisemitischer Vorfälle. Jüdinnen und Juden seien gerade im | |
Internet zunehmend von antisemitischen Anfeindungen betroffen. „Die | |
Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft wächst“, sagte Schuster mit Blick | |
auf die Vorfälle in Münster und Bonn. | |
„Wir erwarten gerade von den Bürgern in Deutschland Solidarität mit Israel | |
und der jüdischen Gemeinschaft. Wir alle gemeinsam müssen uns an die Seite | |
des jüdischen Staates stellen“, so Schuster am Mittwoch. | |
Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht verurteilte die Taten. „Die | |
jüngsten Angriffe auf jüdische Synagogen und das Verbrennen von | |
Israel-Fahnen hier in Deutschland verurteile ich auf das Schärfste. Dieser | |
antisemitische Hass ist eine Schande“, so Lambrecht. Die Taten seien | |
„nichts als schreckliche Menschenverachtung“, jüdische Einrichtungen in | |
Deutschland müssten davor geschützt werden, die Täter ermittelt werden. | |
## Sorge vor zunehmenden antisemitischen Vorfällen | |
Hintergrund könnten die [1][gewalttägigen Entwicklungen im Nahostkonflikt] | |
sein. Seit Tagen kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen | |
Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Jerusalem, in vielen | |
Städten Israels flammten teils heftige Konflikte auf. Anlass waren geplante | |
[2][Zwangsräumungen in Ostjerusalem]. | |
Nach Angaben des israelischen Militärs haben militante Palästinenser am | |
Dienstag innerhalb eines Tages rund 480 Raketen aus dem Gazastreifen in | |
Richtung Israel, unter anderem auf Tel Aviv, abgefeuert. Davon seien rund | |
200 abgefangen worden, 150 schlugen demnach beim Start fehl. Das | |
israelische Militär reagierte auf die Angriffe mit Dutzenden Luftangriffen | |
auf Ziele in dem Küstengebiet direkt am Mittelmeer. Auf beiden Seiten gab | |
es Tote. | |
12 May 2021 | |
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