# taz.de -- Energiegewinnung aus Buschbiomasse: Hamburg drückt die Pausetaste | |
> Die Umweltbehörde beschäftigt sich nicht mehr mit dem Vorhaben, | |
> namibische Biomasse in Hamburg zu verbrennen. Gewartet wird auf Infos aus | |
> Berlin. | |
Bild: Brenngut für Hamburger Krafwerke? Einabgestorbener Baum im Namib Naukluf… | |
HAMBURG taz | Die Umweltbehörde hat die Arbeit an dem Vorhaben, Buschholz | |
aus Namibia zu importieren, um damit Strom zu erzeugen, erst einmal | |
ausgesetzt. Die Idee war bereits ein Jahr geprüft worden. Es sei zwar | |
technisch möglich, Buschholzbiomasse in einem Fernwärmekraftwerk zu | |
verbrennen, teilte die von dem grünen Senator Jens Kerstan geführte Behörde | |
mit. Das städtische Unternehmen Wärme Hamburg sehe in den nächsten zwei bis | |
drei Jahren aber keine Möglichkeit, große Mengen an Buschholz zu nutzen. | |
Ob die Abholzung unterm Strich ökologisch günstig ist und was die | |
entwicklungspolitischen sowie sozio-ökonomischen Auswirkungen in Namibia | |
wären, will die Umweltbehörde nun vom Entwicklungshilfeministerium (BMZ) in | |
Berlin klären lassen. Als Länderbehörde sehe sie sich nicht in der Lage, | |
diese Fragen zu beantworten. | |
Bis es vom Bund eine Antwort gibt, wird der Prüfprozess in Hamburg | |
ausgesetzt. Der Behördensprecher Björn Marzahn geht davon aus, dass die | |
Prüfung dann aber weitergeht. Das Projekt sei „noch nicht tot“, es sei ein | |
„ergebnisoffener“ Prozess, bei dem der Ausgang von vornherein nicht klar | |
sei. | |
Gegen die Idee der Energiegewinnung aus Buschbiomasse hatten die | |
Umweltverbände BUND, Robin Wood und Deutsche Umwelthilfe protestiert und | |
auch eine Petition gestartet. Ihre Kritik: Buschholz aus Namibia in | |
Deutschland zu verbrennen, sei weder nachhaltig noch entwicklungspolitisch | |
sinnvoll. Zudem sei die wissenschaftliche Datenlage, die zur Rechtfertigung | |
des Projekts herangezogen wurde, unvollständig. | |
Sascha Müller-Kraenner, der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, | |
begrüßt das Aussetzen der Prüfung und geht davon aus, dass dies das Ende | |
für das Projekt bedeutet. Die Umweltorganisation hatte als Reaktion auf das | |
Vorhaben der Umweltbehörde und des Bundes eine Studie bei der Hochschule | |
für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Auftrag gegeben und der Politik | |
vorgelegt. | |
Die Studie postuliert große Zweifel daran, dass die energetische Nutzung | |
von Holz-Biomasse zur Minderung des Klimawandels beitragen kann. Dies hänge | |
damit zusammen, dass Holz bei der Verbrennung ungünstige Emissionswerte | |
aufweist. | |
Müller-Kraenner findet, es sei ein gutes Zeichen, dass die Behörde sich | |
einsichtig gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt und auf Protest | |
reagiert. Das findet auch Jana Ballenthien von der Umweltorganisation Robin | |
Wood. | |
Die Kritiker*innen hätten sich umfangreiches Fachwissen angeeignet und | |
in die öffentliche Diskussion eingebracht. Die Behörde habe daraufhin | |
gemerkt, dass sie selbst inhaltlich „zu dünn“ aufgestellt gewesen sei und | |
habe reagiert. Dies findet Ballenthien konsequent, glaubt jedoch noch | |
nicht, dass das Thema damit schon durch ist. „Robin Wood wird an der | |
Thematik dranbleiben, die Kuh ist noch nicht vom Eis“, versichert sie. | |
Nach Auskunft des Pressesprechers Marzahn ist die Eberswalder Studie der | |
Umweltbehörde zwar bekannt. Bei der Entscheidung die Prüfung zu stoppen, | |
habe sie aber keine Rolle gespielt. | |
Robin Wood erwartet von Kerstan und seinem Staatsrat Michael Pollmann | |
(Grüne) eine Stellungnahme. Hamburg sei ein exemplarischer Fall. Denn die | |
Verbrennung von Holz zur Energiegewinnung ist auch an weiteren Standorten | |
Deutschlands geplant. | |
Dabei ist unklar, wo so viel Holz herkommen soll. „Wir von Robin Wood | |
erachten die Verbrennung von Holz generell nicht als Maßnahme, die zu einer | |
sozialen und ökologischen Energiewende beiträgt – egal, woher das Holz | |
kommt“, sagt Ballenthien. | |
25 May 2021 | |
## AUTOREN | |
Emmy Thume | |
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