Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Künstlersozialkasse und Corona: Heil will Selbstständigen helfen
> Viele müssen in der Krise fachfremde Jobs annehmen. Der Arbeitsminister
> will deshalb die Hinzuverdienstgrenze in der Künstlersozialkasse
> erweitern.
Bild: Etwa als Essenslieferant: Viele selbstständige Künstler müssen wegen C…
Berlin taz | Es ist der Albtraum für Selbstständige, die in der
Künstlersozialkasse (KSK) versichert sind: Die Einkünfte aus der
künstlerischen Arbeit sinken, coronabedingt, also nimmt man auf
Honorarbasis irgendwelche fachfremden Jobs zum Überleben an. Doch wer im
Nachhinein von der Künstlerkasse überprüft wird, dem drohen hohe
Nachzahlungen. Dem will Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nun mit einer
Gesetzesänderung vorbeugen.
Bisher gilt die Regelung, dass Menschen, die in der [1][Künstlersozialkasse
versichert] sind, durch einen nicht-künstlerischen Nebenjob als
Selbstständige nicht mehr als 5.400 Euro Gewinn im Jahr machen dürfen, also
450 Euro im Monat. Heil will diese Grenze für das Jahr 2021 und 2022
pandemiebedingt anheben.
Den KünstlerInnen soll ein zusätzlicher Verdienst „im Rahmen einer
selbstständigen Tätigkeit bis zu einer Höhe von 1.300 Euro im Monat
vorübergehend ermöglicht werden, ohne ihren Kranken- und
Pflegeversicherungsschutz nach dem Künstlersozialversicherungsgesetz zu
verlieren“, sagt ein Sprecher des Arbeitsministeriums.
Übersteigt der Honorarjob nach der bisherigen Regelung die Grenze von 5.400
Euro im Jahr, werden die Selbstständigen zwar nicht aus der KSK geworfen,
falls sie noch Einnahmen aus einer künstlerischen Tätigkeit haben. Sie
dürfen aber nicht mehr über die Künstlersozialkasse in der Kranken- und
Pflegekasse versichert sein, sondern müssen sich freiwillig, etwa in der
gesetzlichen Krankenkasse, versichern – zu sehr viel höheren Beiträgen.
## „Kunstschaffende sind gebeutelt genug“
Wenn sich nun bei einer rückwirkenden Überprüfung der Steuerunterlagen
herausstellt, dass eine KünstlerIn wegen ihres hohen Nebenverdienstes im
vergangenen Jahr zu Unrecht über die KSK krankenversichert war, dann
„drohen hohe Beitragsnachzahlungen“, [2][sagt Olaf Zimmermann,
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats,] der taz. Denn die
Krankenversicherungsbeiträge über die Künstlersozialkasse sind geringer als
die Beiträge für eine freiwillige Versicherung, weil die KSK einen
Arbeitgeberanteil durch Unternehmen und den Staat mitfinanziert.
Die KSK überprüft jährlich rückwirkend die Steuerunterlagen von zehn
Prozent ihrer Versicherten. Mit einer gesetzlichen Anhebung der
Nebenverdienstgrenze wären die KünstlerInnen, wenn der selbstständige
Nebenverdienst dann die Grenze von 1.300 Euro im Monat, beziehungsweise
15.600 Euro im Jahr, nicht überschreitet „in diesen Überprüfungen
geschützt“, sagt Zimmermann. Die Angst davor, durch einen selbstständigen
Nebenjob womöglich „zu viel“ zu verdienen, wäre in diesem und nächsten J…
gebannt. Die KSK hat rund 200.000 Mitglieder in Deutschland.
Die Union muss der Gesetzesänderung zustimmen, der Vorstoß Heils soll noch
im Mai ins Kabinett. Am 17. Mai ist eine Anhörung der Verbände im Bundestag
geplant, sagte ein Sprecher der Künstlersozialkasse der taz. „Ich kann mir
nicht vorstellen, dass die Bundesregierung diesen Vorschlag blockieren
wird, die Erhöhung ist auf die Zeit der Pandemie begrenzt und [3][die
Kunstschaffenden sind schon gebeutelt genug]“, meint Zimmermann.
Bei Nebenjobs im Angestelltenverhältnis gelten jetzt schon hohe
Freigrenzen. Wer in der KSK Mitglied ist und einen nicht-künstlerischen
sozialversicherungspflichtigen Nebenjob hat, darf durch das
Angestelltenverhältnis jetzt schon bis zu 3.550 Euro brutto (im Osten:
3.350 Euro) verdienen, ohne die Mitgliedschaft zu verlieren, insoweit noch
andere Einkünfte aus künstlerischer Tätigkeit vorliegen. Allerdings werden
in diesem Fall die Krankenversicherungsbeiträge ohnehin über das
Angestelltenverhältnis und nicht durch die KSK bezahlt.
29 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.kuenstlersozialkasse.de/service/kontakt.html
[2] https://www.kulturrat.de/
[3] /Coronahilfen-und-Kulturschaffende/!5741624
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Künstlersozialkasse
taz.gazete
Hubertus Heil
Schwerpunkt Coronavirus
Sozialversicherung
Selbstständige
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
taz.gazete
## ARTIKEL ZUM THEMA
Progonose für das Jahr 2040: Sozialbeiträge werden steigen
Die Beiträge, die sich Arbeitgeber mit den Arbeitnehmern teilen, könnten in
den nächsten Jahren steigen. Das geht aus einem neuen Gutachten hervor.
Selbstständige in der Pandemie: Die Delle im Portemonnaie
Den langen Lockdown bezahlen neben dem Staat vor allem Selbstständige.
Diese ungleiche Verteilung ließe sich beenden: durch einen Pandemie-Soli.
Prioritäten in der Coronapandemie: Kultur ist ein Menschenrecht
Ein Experiment in Barcelona zeigt, dass Konzerte selbst in einer Halle
sicher durchgeführt werden können. Die Politik sollte daran anknüpfen, um
Kultur zu ermöglichen.
Kunst und Corona: Kunstschaffende sind relevant
Ein Theaterstück allein auf dem Laptop anzuschauen ist trist. Zum Erlebnis
von Kunst gehört die Gemeinsamkeit.
Coronahilfen und Kulturschaffende: An der Lebenswirklichkeit vorbei
Zwischenruf aus Sachsen: Die Coronahilfsprogramme erreichen selbstständige
Künstler und Kreative nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.