# taz.de -- Parlamentswahl in Albanien: Edi Rama feiert dritte Amtszeit | |
> Nach der Wahl in Albanien erklärt der Premierminister den Sieg seiner | |
> Sozialisten. Nun kann er weitere vier Jahre sein Land in den Ruin zu | |
> treiben. | |
Bild: Dritte Amtszeit für den amtierenden Premierminister von Albanien, Edi Ra… | |
Berlin taz | In Albanien zeichnet sich nach der Parlamentswahl am 25. April | |
ein Novum ab: Der amtierende [1][Premierminister Edi Rama] wird als erster | |
Regierungschef seit dem Ende des Kommunismus vor 30 Jahren eine dritte | |
Amtszeit antreten. | |
Seine Sozialistische Partei (PS) hat nach der Auszählung von 95 Prozent der | |
Stimmen bis Dienstagnachmittag 72 bis 73 von 140 Sitzen im Parlament | |
errungen, so die zentrale Wahlkommission. Die Opposition hatte sich unter | |
Führung der Demokratischen Partei (DS) zu einer „Allianz für den Wandel“ | |
zusammengeschlossen und eine Kooperationsvereinbarung mit der zweitgrößten | |
Oppositionspartei LSI getroffen. Zusammen kommt die Opposition nach | |
derzeitigem Stand der Auszählung auf 63 bis 64 Sitze. | |
Noch vor Bekanntgabe des Endergebnisses rief Rama am Dienstag auf Facebook | |
zur großen Siegesfeier auf: Seine Unterstützer, Mitwirkenden, und „alle, | |
die den Sieg umarmen wollen“ sollten am Abend auf dem zentralen | |
Skanderbegplatz in Tirana zusammenkommen – trotz hoher | |
Coronainfektionszahlen. | |
Präsident Ilir Meta, der sich während des Wahlkampfes auf die Seite der | |
Opposition gestellt hatte und den eine tiefe Feindschaft mit Rama | |
verbindet, sprach am Dienstag von einem „ruhigen, friedlichen“ Wahltag. | |
Doch die Tage vor der Abstimmung waren von Gewalt geprägt gewesen. | |
Am vergangenen Donnerstag war in der zentralalbanischen Stadt Elbasan der | |
Politiker Pjerin Xhuvani erschossen worden, vier weitere Personen wurden | |
verletzt. Die Umstände sind bislang unklar. Xhuvani arbeitete in der | |
Vergangenheit für verschiedene Parteien, unter anderem die | |
Oppositionspartei LSI. Zuletzt war er aber zur Regierungspartei gewechselt | |
und kürzlich wegen Korruption verurteilt worden. Am Mittwoch wurde außerdem | |
in dem Ort Kavaja in einem Büro der Demokratischen Partei ein Mann | |
angeschossen. | |
## Stimmenkauf bleibt ein Problem | |
Der Wahltag selbst verlief laut OSZE-Beobachter:innen bis auf kleinere | |
Zwischenfälle ruhig. Jedoch bleibe Stimmenkauf in Albanien ein Problem. | |
Auch kurz vor der Abstimmung am 24. April wurden auf Facebook Videos | |
veröffentlicht, auf denen SP-Unterstützer:innen in der ärmlichen Gegend | |
Dibra im Norden des Landes Geld verteilten. Schon nach Ramas zweiter | |
Wiederwahl 2017 gab es ähnliche Vorwürfe: 2019 veröffentlichte die Bild | |
Telefonmitschnitte, die Stimmenkäufe durch SP-Minister belegen sollen. Rama | |
klagte gegen die Zeitung, juristische Konsequenzen für die Beschuldigten | |
gab es keine. | |
Laut OSZE zeichnet sich ab, dass die Wahlbeteiligung, die bei der letzten | |
nationalen Wahl bei nur 47 Prozent lag, bei dieser Abstimmung etwas höher | |
war. Die OSZE fügte in einem Statement außerdem hinzu: „Die Sprache einiger | |
führender Politiker:innen während des Wahlkampfes war konfrontativ, | |
gleichzeitig stellten Medien den Wähler:innen nicht die nötigen | |
Informationen zur Verfügung.“ Die albanischen Medien befinden sich in der | |
Hand einiger weniger Geschäftsleute, meist mit Verbindungen zur | |
Regierungspartei. Rama hat in den vergangenen Amtszeiten immer wieder | |
versucht, [2][die Pressefreiheit einzuschränken]. | |
In den vergangenen acht Jahren, [3][in denen Rama und seine SP das kleine | |
Balkanland regierten], haben Korruption und Misswirtschaft das ganze Land | |
erfasst. Mit der Wiederwahl der sogenannten „Sozialisten“ dürfte sich | |
dieser Trend in den nächsten vier Jahren fortsetzen. In diese Zeit fällt | |
auch der voraussichtliche Beginn der EU-Beitrittsgespräche. Dafür hatten | |
die Minister der EU-Mitgliedsstaaten im März 2020 grünes Licht gegeben. | |
27 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Jana Lapper | |
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