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# taz.de -- Annalena Baerbock auf ProSieben: Ein kluger Schachzug
> Die grüne Kanzlerkandidatin ist bei einem Privatsender aufgetreten. Die
> versuchen, ihre Wichtigkeit in Sachen Gemeinwohl zu demonstrieren.
Bild: Das Kanzlerkandidatin-Interview: Annalena Baerbock mit Thilo Mischke und …
Neues im Farbkasten. Oder aus rot wird grün. Da gibt die erste grüne
Kanzlerkandidatin ihr erstes langes [1][TV-Interview am Montag ausgerechnet
ProSieben]. Und Mediendeutschland fragt entsetzt: „Darf die das?“
Ja, darf sie! War außerdem ein verdammt kluger Schachzug. ARD und ZDF, die
solche Wichtigkeitsmomente der Politik automatisch per
Rundfunkstaatsvertrag bei sich sehen, waren doch eh [2][mit Laschet vs.
Söder] komplett ausgelastet. Oder war es Söder vs. Laschet?
Auch wenn die Mitbewohnerin gleich wieder knurrt:„Ich brauch die blöden
Wortwitze nicht.“ Keine Angst! Es wird in Zukunft noch oft genug mit
Baerbock geplasbergt, geillnert und gemaischbergert. Lanz will bestimmt
auch, versprochen!
Baerbock macht also bei ProSieben eine gute Figur. Das altbackene
Feuilleton wundert sich hinterher erwartungsgemäß über die lockere
Atmosphäre und „skurrile Fragen“. Die ganz kritischen
Medienkritiker*innen meckern über die unkritische Moderation von
Katrin Bauerfeind und Thilo Mischke.
## Gemeinwohl und private Sender
Die finden Annalena Baerbock nämlich ziemlich okay und haben zum Schluss
sogar geklatscht. Nein, nicht weil sie gekauft sind. Sondern weil da sonst
keiner war. Es waren auch nicht alle Fragen unkritisch.
Dass Baerbock nicht ständig mit dem Rammbock – „Aber du hast ja gar keine
Erfahrung und dann gleich Kanzlerin!“ – niedergemacht wurde, hat etwas
Demokratisches. In der Demokratie darf nämlich jede und jeder mitmachen.
Natürlich nutzt das auch ProSieben. Selbst wenn die Quote mau war.
Allein für den Anmoderationssatz „Für die Grünen wurde ‚Tschernobyl‘
verschoben – das ist doch schon mal der erste große Erfolg“ hat es sich
gelohnt. Die Privatsender versuchen nämlich gerade der Politik ihre eigene
Wichtigkeit in Sachen Gemeinwohl einzubimsen.
Gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Sendern sei man eine „Allianz für
Inhalte“ und belege „unsere gemeinsame Verantwortung für
Demokratieförderung und gesellschaftspolitische Themen“, [3][schrieb vor
Kurzem Annette Kümmel] in der FAZ.
Kümmel ist bei ProSiebenSat.1 für nachhaltig wirkende Medienpolitik zum
Wohle des Konzerns zuständig und heißt deshalb Chief Sustainability
Officer. Die Sender dieses Medienkonzerns bringen zwar nicht mal anständige
Nachrichten und begehen weiter diverse TV-Verbrechen wie „GNTM“. Aber
[4][dafür gibt es eben auch Joko & Klaas], die mal eben abendfüllend den
Pflegenotstand anprangern.
Oder jetzt das Baerbock-Interview. ProSieben muss aber noch deutlich
zulegen, bevor wir glauben, dass das wirklich nachhaltig ist. Und nicht nur
die Jagd nach Marktanteilen oder am Ende sogar Greenwashing.
21 Apr 2021
## LINKS
[1] /Gruene-geben-Pro7-erstes-K-Interview/!5761000
[2] /Kampf-um-Kanzlerkandidatur-der-Union/!5767165
[3] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/plaedoyer-zur-reform-von-ard-…
[4] /Maennerwelten-Video-von-Joko--Klaas/!5683366
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Privatsender
öffentlich-rechtliches Fernsehen
Annalena Baerbock
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Volker Herres
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kanzlerkandidatur
Pro7
Schwerpunkt #metoo
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