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# taz.de -- Schleswig-Holstein öffnet für Touristen: Modellversuch macht Urla…
> Seit Montag können Touristen in ganz Schleswig-Holstein übernachten,
> Restaurants dürfen ihre Innenräume öffnen. Getestet wurde das in
> Modellregionen.
Bild: Ein Grund, nach Schleswig-Holstein zu kommen: Wattwanderung
Hamburg taz | Tourist zu sein unter Corona-Bedingungen erfordert
Risikobereitschaft – oder ein eigenes Auto. Wer nämlich Schleswig-Holstein
bereist und dort positiv auf Corona getestet wird, muss entweder im
geschlossenen Wagen die Heimreise antreten oder den Urlaub in Gestalt einer
Quarantäne auf eigene Kosten verlängern.
Seit dem heutigen Montag stehen die Hotels und Gaststätten des ganzen
Bundeslandes [1][wieder Touristen offen] – auch in den Innenräumen.
Voraussetzung für Gäste ist ein negativer Test oder eine Bescheinigung,
dass eine vollständige Impfung mindestens zwei Wochen alt ist.
[2][Schleswig-Holstein] hat seit Langem die niedrigste
Sieben-Tage-Inzidenz, mit zuletzt weniger als 50 Corona-Neuinfektionen pro
100.000 Einwohner binnen einer Woche. Zudem zieht die schwarz-grün-gelbe
Landesregierung mit dem Startschuss für den Tourismus die Konsequenz aus
den positiven Erfahrungen, die in vier Modellregionen mit der
kontrollierten Öffnung gemacht wurden. Etwa im Kreis Nordfriesland, wo
schon seit dem 1. Mai wieder Gäste empfangen werden konnten – nach einem
halben Jahr Pause.
Mitgemacht hat auch das Hotel Nordsee-Lodge auf der Insel [3][Pellworm].
Dessen Betreiberin Annika Levsen findet, trotz der kurzen Zeit habe sich
die Sache gelohnt. „Das hat schon gezeigt, dass der Tourismus nicht der
Grund ist für die hohen Infektionszahlen“, sagt die Gastronomin.
## Detaillierte Vorschriften
Auch wenn der Aufwand erheblich war: Die Wirte mussten jeden Abend nach
Husum melden, wen sie zu Gast hatten. Sie mussten sich die [4][Luca-App zur
Kontaktnachverfolgung] einrichten und die Testergebnisse ihrer Gäste
dokumentieren. Am meisten Arbeit habe es gemacht, „sich überall
reinzulesen“, sagt Levsen. Die Infos, was wie gemacht werden sollte, seien
stückweise gekommen und hätten sich auch mal geändert, etwa bei der Frage,
ob Geimpfte sofort von der Testpflicht befreit sein würden oder eine
Karenzzeit gelte.
Das Testen in bestimmten Intervallen gehörte zu den Bedingungen, die das
Land Schleswig-Holstein für eine Übernachtung oder einen Besuch in den
Innenräumen eines Restaurants gestellt hat. Die nötige Infrastruktur
bereitzustellen, ist für eine Insel mit 1.200 Einwohnern kein Selbstgänger.
„Es hat viele Nächte gekostet, eine Teststation hierher zu bekommen“, sagt
Bürgermeisterin Astrid Korth (parteilos).
Zwar gibt es einen Arzt auf der Nordseeinsel, der dringend einen Nachfolger
sucht, und eine Apotheke. Doch sollte einer von beiden an Corona erkranken
und damit ausfallen, wäre „alles platt“, wie Diana Johns vom Kultur- und
Tourismusservice sagt. Die Inselbevölkerung sowie die Kurgäste wären dann
ohne medizinische Versorgung.
Am Ende stellte ein Insulaner mit Sanitätsausbildung ein Wartezelt vor sein
coroanabedingt geschlossenes Billardcafé, wo er jetzt die Abstriche macht.
Dabei gilt: Wohl dem, der ein Smartphone sein Eigen nennt. Denn die
Anmeldung für den Test läuft online und das Testergebnis wird danach per
E-Mail verschickt.
Dazu kommt, dass der Kreis die Nutzung der von Datenschützern als
problematisch eingestuften Luca-App vorschreibt und Daten für die
wissenschaftliche Auswertung des Modellversuchs liefern soll. Das steht in
der Einwilligungserklärung samt Datenschutzhinweisen, die der
Nordsee-Tourismus-Service für den Modellversuch in Nordfriesland an
Reisende verschickt.
„Eigentlich wollte ich die Ferienwohnung nicht kaufen, sondern nur mieten“,
sagt Andrea Schubert mit ironischem Blick auf den Papierkram. Sie und ihr
Mann haben sich auf Pellworms Nachbarinsel Nordstrand eingemietet.
Angereist sind sie aus dem Fichtelgebirge, einem Landkreis mit
Rekordinzidenz. Ihr Urlaub stand fest und so sind sie froh, dass sie in
dieser Zeit überhaupt etwas buchen konnten.
Während es bei den Gästen reicht, wenn sie die Luca-Schlüsselanhänger zur
Registrierung benutzen, müssen sich die Wirte die App aufs Smartphone oder
das Tablet laden.
Nicht jeder Vermieter kommt damit ohne Weiteres zurecht. Aber man kennt und
hilft sich ja auf der Insel: „Ich bin nachts um zehn losgefahren und habe
Leuten die App installiert“, sagt Johns vom Tourismusservice. Und der
Getränkehändler, der immer sehr gut informiert sei, habe ein Webinar zur
App gemacht, erzählt die Hotelbetreiberin Levsen.
Wenn nun in ganz Schleswig-Holstein die Hotels und Gaststätten wieder
öffnen dürfen, schreibt die Landesregierung die Nutzung der Luca-App nicht
vor. „Es muss nur irgendeine Art von Kontaktverfolgung geben“, sagt eine
Sprecherin des Kieler Wirtschaftministeriums zum Thema Luca-App.
## Nicht viel zu melden
Viel zu melden hatte die App übrigens nicht. Nur eine Handvoll Touristen
wurden positiv getestet. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Fälle in sieben
Tagen pro 100.000 Einwohner sank tendenziell sogar.
Für die Zukunft hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) deutlich
gemacht, dass Lockerungen auch wieder zurückgenommen werden, wenn sich die
Infektionslage verschlechtern sollte. Mit Material der dpa
17 May 2021
## LINKS
[1] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5770256
[2] https://www.schleswig-holstein.de/DE/Schwerpunkte/Coronavirus/coronavirus_n…
[3] https://www.pellworm.de/
[4] /Datenschutzexperte-ueber-die-Luca-App/!5762877
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Tourismus
Bürgerrechte
Pandemie
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