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# taz.de -- Der Flughafen Tegel ist Geschichte: Sanft entschlummert
> Als der BER eröffnete, musste der „Flughafen der kurzen Wege“ noch sechs
> Monate betriebsbereit bleiben. Am Dienstag endete die letzte Phase von
> TXL.
Bild: Früher flog hier die Concorde – heute nur noch Krähen
Wie wohl die Krähen die Schließung des Flughafens Tegel finden? Eine
beeindruckende Kolonie der schwarzgrauen Vögel nistet schon seit Langem in
den Bäumen vor dem Terminal C, das derzeit als Impfzentrum genutzt wird.
Damit ist zwar wieder ein bisschen Leben auf dem ehemaligen Airport-Gelände
eingekehrt, aber als im Rekord- und Prä-Corona-Jahr 2019 ganze 24,3
Millionen Menschen in TXL starteten und landeten, dürfte für die Tiere mit
ihrer Vorliebe für Essenreste ungleich mehr abgefallen sein.
Das Krächzen der Krähen ist am Dienstagvormittag vom Vorfeld aus gut zu
hören, wohin die Berliner Presse Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup
begleiten darf. Der Anlass: An diesem Tag endet hier der
„Schlummerbetrieb“, wie Lütke Daldrup die sechsmonatige Betriebspflicht
nach [1][Inbetriebnahme der Südbahn des BER am 4. November 2020] nennt.
Solange diese Frist nicht verstrichen war, musste der Airport
funktionsfähig bleiben; Bundespolizei, Flugsicherung und Wetterdienst
hielten die Stellung.
Damit ist nun Schluss. Auch die Radarantenne, die sich während der
Abschiedsbegehung noch auf dem Tower dreht, wird am Mittwoch abgeschaltet
sein. Im mittlerweile denkmalgeschützten Gebäude der Architekten von
Gerkan, Marg und Partner (gmp) wird dann noch einiges ausgebaut, zum
Beispiel Sicherheitsschleusen der Bundespolizei, die schon unzählige
Gepäckstücke gescannt haben. Viel Mobiliar ist schon weg, zum Teil wurde es
versteigert, womit die klamme Flughafengesellschaft immerhin 270.000 Euro
eingenommen hat, wie Lütke Daldrup betont.
Auch die Fußgängerbrücke zum Terminal C ist schon abgebaut, auch das
Zollgepäcklager und weitere Paraphernalien; in den früheren Läden und Cafés
erinnern nur noch Verfärbungen an den Wänden und abgeklemmte Anschlüsse,
die aus dem Fußboden ragen, an deren frühere Nutzung. „Jetzt beginnt die
letzte Phase“, sagt Lütke Daldrup, der kürzlich angekündigt hatte, im
September seinen Ruhestand anzutreten. „In den kommenden drei Monaten
machen wir Tegel übergabereif, am 4. August übernimmt die Tegel Projekt
GmbH.“
## Urban Farming im Sechseck
Deren Chef Philipp Bouteillier ist mit von der Partie. Unter seinem
schicken Filzhut lässt er den Blick über Gebäude und Gelände schweifen, wo
bald ein Ableger der Beuth-Hochschule einziehen und [2][Tausende Wohnungen
in Holzbauweise] entstehen sollen. Vieles wird auch dann noch an TXL
erinnern, wohl auch die gelben Parkmarkierungen auf dem Vorfeld, darunter
immer noch eine für die Concorde. „Da oben kommt die Mensa rein“, weist er
auf einen Gebäudeteil im inneren Sechseck des Terminals A, „und hier in der
Mitte könnten Gewächshäuser entstehen, wo Versuche für das Urban Farming
durchgeführt werden“.
Ein bisschen Wehmut ist für die meisten dabei, wenn sie durch die gähnende
Leere stapfen, die mal ein wuseliger „Flughafen der kurzen Wege“ war. „Hi…
habe ich vor dem Boarding immer noch was gegessen“, sagt ein mutmaßlicher
Vielflieger, und ein anderer freut sich, wenigstens einmal hinter einem
mittlerweile ausgeweideten und ziemlich abgeblätterten Check-in-Schalter
stehen zu dürfen.
Am Ausgang wartet Lütke Daldrups Chauffeur mit dem Rauhaardackel des
Flughafenchefs. Wie der wohl heißt? „Darf ich nicht sagen.“
4 May 2021
## LINKS
[1] /Flughafen-BER-ist-eroeffnet/!5724816
[2] /Tegel-wird-zur-Urban-Tech-Republic/!5723474
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Engelbert Lütke Daldrup
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