| # taz.de -- Umstrittenes NRW-Wassergesetz: Zurück in die 90er Jahre | |
| > Weniger Umwelt- und Trinkwasserschutz per Gesetz: Umweltverbände und | |
| > Opposition in NRW kritisieren die Regierung Laschet. | |
| Bild: Die Trinkwasserversorgung soll gesichert sein: Ein Schwan auf der Listert… | |
| Bochum taz | Trotz massiver Kritik von Umweltverbänden, Grünen und SPD will | |
| NRWs Landesregierung unter CDU-Bundeschef Armin Laschet ihr | |
| Landeswassergesetz (LWG) schnell in Kraft treten lassen. „Das LWG könnte | |
| schon im Mai, vielleicht sogar schon Ende April, im Parlament beschlossen | |
| werden“, warnt der Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Norwich Rüße. | |
| Dabei diene das Gesetz nicht dem Wasserschutz, sondern sei ein „Kniefall | |
| vor der Rohstofflobby“. | |
| Die Gesetzesnovelle der Regierungsfraktionen von CDU und FDP sieht vor, | |
| [1][dass der Abbau von Kies, Sand und Kalk] selbst in | |
| Trinkwasserschutzgebieten erlaubt sein soll. Dabei wächst mit dem Abbau der | |
| Rohstoffe die Gefahr der Wasserverschmutzung. Zwar betont | |
| CDU-Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser immer wieder, die | |
| Trinkwasserversorgung werde „immer und uneingeschränkt Vorrang“ haben – | |
| trotzdem soll die „Bodenschatzgewinnung“ nicht per Gesetz, sondern nur per | |
| nachrangiger „Wasserschutzgebietsverordnung“ geregelt werden. | |
| Das Problem dabei: Die Verordnung ist noch gar nicht beschlossen, ihre | |
| Details sind noch veränderbar. Auch Politiker:innen der nicht im | |
| Düsseldorfer Landtag vertretenen Linken warnen deshalb vor einem „Lex | |
| Kies-Industrie“. | |
| Zwar wollen CDU und FDP in einer Sitzung des Landtagsumweltausschusses am | |
| heutigen Mittwoch nachbessern: Der „Bodenschatz“-Teil des Gesetzes soll | |
| erst am 1. Oktober in Kraft treten – denn dann werde auch die | |
| „Wasserschutzgebietsverordnung“ vorliegen. Da die aber noch | |
| industriefreundlich gestaltet werden kann, bleibt der Entwurf der | |
| Regierungsfraktionen trotzdem eine Black Box. | |
| Kritisiert wird auch der ersatzlose Wegfall des Schutzes von | |
| Gewässerrandstreifen, der nach dem bisherigen, noch von SPD und Grünen | |
| beschlossenen Wassergesetz Anfang 2022 in Kraft treten sollte. „So wird | |
| dauerhaft intensivste Landwirtschaft bis an die Gewässerränder möglich | |
| gemacht“, warnt Dirk Jansen, Sprecher des Umweltverbands BUND in NRW: | |
| „Damit landen Gülle, Nitrat, Phosphat und Pestizide in Flüssen und Bächen.… | |
| Heinen-Esser ignoriere „essenzielle Themen der Daseinsvorsorge“, hatte der | |
| umweltpolitische Sprecher der SPD, André Stinka, vor einer | |
| Expert:innenanhörung deshalb schon im November geklagt. „Mit dem | |
| schwarz-gelben Landeswassergesetz geht es zurück in die neunziger Jahre.“ | |
| ## Rechnung ohne Klimawandel gemacht | |
| Im Gesetz fehlten simpelste fachliche Grundlagen, sagt auch der | |
| Wasserexperte des BUND, Henry Tünte. Bis heute hätten ihre Behörden | |
| keinerlei Kenntnis über die „Grundwasserneubildung“. Auch die Register | |
| vergebener Wassernutzungsrechte seien unvollständig. „Wir haben also keinen | |
| Überblick, wie viel Wasser wir haben – und wer wie viel nutzen darf“, | |
| kritisiert Umweltschützer Tünte – „und dieses grundlegende | |
| Informationsdefizit wird im LWG nicht angegangen.“ | |
| Trotz den Vorgaben der seit 2015 geltenden europäischen | |
| Wasserrahmenrichtline seien viele Grundwasserkörper deshalb schon rein | |
| mengenmäßig in schlechtem Zustand. [2][Es drohe die Vertrocknung etwa von | |
| Feuchtbiotopen wie Bruchwäldern]. Trotzdem sehe der schwarz-gelbe | |
| Gesetzesentwurf vor, Wassernutzungsrechte nicht mehr wie bisher befristet, | |
| sondern unbegrenzt zu vergeben. | |
| „CDU und FDP haben noch immer nicht begriffen, dass Wasser ein immer | |
| knapper werdendes Gut ist“, sagt der Grüne Norwich Rüße. „Wenn wir nicht | |
| einmal in Trinkwasserschutzgebieten den Kies, der das Wasser schützt und | |
| filtert, im Boden lassen können“, fragt der Umweltpolitiker – „wozu | |
| brauchen wir dann ein neues Wassergesetz?“ | |
| 14 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Streit-um-Recycling-von-Schutt/!5729628 | |
| [2] /Waldzustandsbericht-2020/!5753806 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
| ## TAGS | |
| Wasser | |
| Umwelt | |
| Rohstoffe | |
| Schwerpunkt Pestizide | |
| IG | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Nationalparks | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Europäisches Gericht zu Bienengiften: Insektenschutz geht vor | |
| Der Bayer-Konzern hat den Kampf um die Aufhebung eines EU-Verbots seiner | |
| umstrittenen Pestizide verloren. Ihr Einsatz in der EU bleibt beschränkt. | |
| Waldzustandsbericht 2020: Wälder so krank wie noch nie | |
| Hitze und Dürre setzen den deutschen Wäldern zu: Vier von fünf Bäumen haben | |
| eine lichte Krone. Umweltverbände geben der Regierung die Schuld. | |
| Forscher über Schnee im Wald: „Nur gut für die jungen Bäume“ | |
| Haben die Niederschläge in diesem Winter gereicht, um die Dürreschäden in | |
| den Wäldern zu lindern? Nein, sagt der Hydrobiologe Dietrich Borchardt. | |
| Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Neue Wildnis | |
| Erst vor fünf Jahren wurde der Naturpark gegründet. Für die nächsten drei | |
| Jahrzehnte steht die Renaturierung ganz oben auf der Agenda. |