# taz.de -- Malerei aus Berlin: Im dunklen Salon | |
> Im Projektraum QBBQ's zeigt sich die Malerin Leda Bourgogne als | |
> talentierte Barkeeperin: ihren Gemälden hat sie eine eigene, schattige | |
> Kulisse gebaut. | |
Bild: Leda Bourgogne „Minor Assault“, Installationsansicht, QBBQ’s, Berlin | |
Hier könnte etwas stattgefunden haben. Das Barlicht blinkt in der Ecke, die | |
Ramazottiflasche über der Theke ist frisch entstaubt und durch das schwarze | |
Lametta vor den großen Fenstern dringt nur ein wenig Tageslicht. Gerade | |
genug, um die Schatten der Passanten auf der Rosa-Luxemburg-Straße über die | |
ebenso schwarzen Wände der Bar wandern zu lassen, die Leda Bourgogne bei | |
QBBQ’s, dem Projektraum der [1][Galerie BQ], eingerichtet hat. Sie ziehen | |
dann vorbei an einem in Samt verpackten Flachbildschirm, an einem | |
Mikrofonständer, einem Ledersofa und einem ganzen Kabinett gezeichneter, | |
geschriebener, gemalter und genähter Bilder. | |
In der glitzernden Abgründigkeit eines Rotlichtclubs hat Leda Bourgogne | |
hier einen dunklen Salon eingerichtet. Die DVDs für den Flachbildfernseher | |
liegen bereit, die Playlist ist angelegt, ein Veranstaltungsprogramm hat | |
Leda Bourgogne schon organisiert, doch zu einem Zeitpunkt des Physical | |
Distancing bleibt der Raum nur ein leeres Bühnenbild. | |
Vielleicht ist es die Kulisse für Guillaumes Bar in Saint Germain des Près, | |
wo sich David und Giovanni in James Baldwins homosexueller Tragödie | |
„Giovannis Room“ kennenlernen. Oder es stellt eine der vielen anderen | |
Pariser Bars dar, die Violette Leduc in ihrem autobiografischen Roman „La | |
Bâtarde“ aufsucht. | |
Beide Bücher hat Leda Bourgogne zur Lektüre neben dem Sofa ausgelegt. Sie | |
sind Teil des Wort- und Gedankennetzes, das die Künstlerin in Gedichten auf | |
die Wände des Salons ausbreitet und in Fragmenten auf Kaugummis kritzelt, | |
die sie auf einer Stoffkollage aus Leder, Seide und Chiffon plattdrückte. | |
Die vielen Arbeiten in diesem dunklen Kabinett, die aus Kleidungsstücken | |
zusammengenähten Muster und Worte, die Zeichnungen von Gesichtern, | |
Körperteilen und Organen und die Malereien sind immer eine fragile | |
Entblößung der Künstlerin, eine Äußerung von Zerrissenheit und Sehnsucht, | |
die dann gleich wieder durch Titel wie „Bulletproof“ gepanzert werden. | |
Alles ist mehrdeutig. So auch das Portrait der Künstlerin auf der | |
Einladungskarte, und die Malerei bei Betreten der Ausstellung, aus deren | |
pastellenen Farbbewegungen sich schemenhaft und wunderschön eine Vagina | |
abzeichnet. | |
29 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bqberlin.de/bq.pdf | |
## AUTOREN | |
Sophie Jung | |
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