# taz.de -- Radschnellweg Ost-Route: Schnell am Tor vorbei | |
> Die „Ost-Route“ kann kommen: Die Machbarkeitsuntersuchung für den 23 | |
> Kilometer-Radschnellweg ist fertig. Einen touristischen Hotspot umgeht er | |
> aber. | |
Bild: Nee, nee, hier nicht: Die Ost-Route umrundet das Brandenburger Tor | |
Eines der zentralen Projekte bei den geplanten zehn Radschnellwegen ist ein | |
gutes Stück weitergekommen: Die landeseigene Planungsgesellschaft Infravelo | |
GmbH hat das Ergebnis der [1][Machbarkeitsuntersuchung für die | |
Radschnellverbindung 9 – die „Ost-Route“ – vorgelegt]. Jetzt können die | |
weiteren Planungsabläufe für die 23 Kilometer lange Route beginnen, die vom | |
S-Bahnhof Tiergarten zur Landesgrenze in Hönow führt. | |
Erste Bauarbeiten sollen 2024 beginnen, fertiggestellt wäre die Trasse erst | |
2026. Der Fußgängerverband FUSS e. V. begrüßte am Donnerstag, dass der | |
Schnellweg nicht wie erst erwogen durchs Brandenburger Tor führt, sondern | |
den Pariser Platz auf zwei Teilrouten umfährt. | |
„Bei Infravelo wächst offenbar das Bewusstsein, dass man die Fehler der | |
autogerechten Stadt nicht für den Radverkehr wiederholen darf“, findet | |
FUSS-Sprecher Roland Stimpel. „Es wäre ein Irrwitz gewesen, das | |
Brandenburger Tor zwanzig Jahre nach seiner Rettung vor dem Autoverkehr | |
erneut dem Fahrzeugverkehr zu opfern.“ | |
Die Senatsverkehrsverwaltung hatte im Rahmen der Trassenuntersuchung mit | |
30.000 RadfahrerInnen gerechnet, die den touristisch stark genutzten | |
Pariser Platz täglich kreuzen würden. Jetzt schreibt die Infravelo in ihrem | |
Ergebnisbericht: „Am Brandenburger Tor soll der Fußverkehr auch weiterhin | |
Vorrang genießen, deshalb wird eine Führung um das Brandenburger Tor | |
bevorzugt.“ | |
Die Schnellverbindung soll sich nun vom Tiergarten kommend auf dem Platz | |
des 18. März aufspalten und sowohl nördlich über die Dorotheenstraße als | |
auch südlich über die Behrenstraße führen. Über die Wilhelmstraße würden | |
beide Teile dann wieder zusammengeführt. | |
Auch der ADFC Berlin begrüßt, dass der Platz für die Radschnellverbindung | |
nicht den FußgängerInnen weggenommen wird. „Die Radschnellverbindung Ost | |
kann das Brandenburger Tor aussparen“, so Sprecherin Lisa Feitsch, „das | |
sollte allerdings kein Grund sein, Radfahren durch das Tor generell zu | |
verbieten.“ Wer „flott von Ost nach West unterwegs“ sei, könne die | |
Radschnellverbindung nehmen, „wer nur kurz durch möchte, fährt weiterhin | |
langsam und rücksichtsvoll durchs Tor“. | |
## Nicht durch den Park | |
Roland Stimpel von FUSS e. V. findet auch gut, dass die Trasse mit jeweils | |
3 Meter breiten Radwegen auf beiden Seiten der Straße des 17. Juni durch | |
den Tiergarten verläuft. Ursprünglich hatte Infravelo in Betracht gezogen, | |
die Route durch den Park zu führen, wo Konflikte mit Spaziergehenden zu | |
erwarten gewesen wären. „Das ist nicht so idyllisch“, so Stimpel über die | |
Straßenvariante, „aber es soll ja vor allem ein Schnellweg sein.“ | |
Auf dem weiteren Verlauf der Ost-Route in Richtung Hönow spaltet sich die | |
Trasse noch mehrmals auf, insbesondere rund um den Alexanderplatz. Hier | |
verläuft ein Teil über die Karl-Liebknecht-Straße und die Alexanderstraße, | |
der andere biegt in die Spandauer Straße ab und erreicht die | |
Karl-Marx-Allee über die Grunerstraße. | |
„Beide Teilrouten ergänzen sich und bieten insgesamt eine attraktive | |
Radverkehrsinfrastruktur“, schreibt die Infravelo, muss aber einräumen, | |
dass sich auf beiden Strängen nur die Radweg-Mindestbreite gemäß | |
Mobilitätsgesetz realisieren lässt, nicht aber die für | |
Radschnellverbindungen vorgesehene Breite von 3 Metern im | |
Ein-Richtungs-Verkehr und 4 Metern im Zwei-Richtungs-Verkehr. | |
Insgesamt würden auf der Ost-Route laut Infravelo die Qualitätsstandards | |
für Radschnellverbindungen „stadteinwärts bei 83 Prozent und stadtauswärts | |
bei 86 Prozent der Gesamtstrecke“ eingehalten. Sie lägen damit „über dem | |
geforderten Standard von 80 Prozent“. | |
Nicht ganz glücklich ist der ADFC mit dem insgesamt eher schleppenden Tempo | |
bei den Radschnellverbindungen. Dass man mit der Machbarkeitsuntersuchung | |
der Ost-Route einen Schritt näher gekommen sei, findet Sprecherin Feitsch | |
gut, ihr Verband fordere aber, bereits jetzt erste Teilstecken der | |
geplanten Routen in Betrieb zu nehmen, „damit alle im Verkehr sicher und | |
gut unterwegs sind“. | |
29 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.infravelo.de/meldung/machbarkeit-ost-route/ | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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