# taz.de -- Verdrängung in Berlin: Hoffen und anpacken | |
> Wer sich keine Hoffnung macht, wird nicht enttäuscht, verpasst aber auch | |
> das gute Leben. Hier einige hoffnungsvolle Termine. | |
Bild: Wir vergesellschaften uns die Stadt zurück | |
Hoffnung ist gefährlich. Gefährlich dort, wo sie eine schlechte Strategie | |
und schlechte Arbeit ausgleichen muss. Gefährlich dort, wo Scharlatane sie | |
wecken, um Notlagen auszunutzen. Wer sich keine Hoffnung macht, wird nicht | |
enttäuscht. | |
War der Berliner Mietendeckel eine falsche Hoffnung, Scharlatanerie sogar? | |
Nein, denn Hoffnung ist noch gefährlich in einem anderen Sinne – gefährlich | |
für die bestehenden Verhältnisse. „Etwas treibt in uns, will weiter“, so | |
beschreibt der Hoffnungs-Philosoph Ernst Bloch den revolutionären | |
Überschuss, der im Alltag schlummert. | |
Die Berliner*innen, die zum allergrößten Teil zur Miete wohnen, werden den | |
Mietenwahnsinn nicht mehr auf sich sitzen lassen. Sie werden weiter wollen, | |
neue Wege suchen und vorantreiben, Wege wie das Volksbegehren „Deutsche | |
Wohnen und Co. enteignen“. | |
Der Berliner Mieterverein, die Berliner Mietergemeinschaft, die DGB Jugend | |
Berlin-Brandenburg, Verdi Berlin und viele weitere Gruppen veröffentlichten | |
am 19. April eine gemeinsame Erklärung zur Vergesellschaftungs-Initiative. | |
Darin heißt es: | |
## Demokratische Verwaltung ist der Weg | |
„Wohnungen dürfen nicht wie bisher Gegenstand von Spekulation und | |
Bereicherung einer Minderheit auf Kosten der Mehrheit sein. Öffentliches | |
Eigentum in demokratischer Verwaltung ist der einzige Weg, das Recht auf | |
Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung dauerhaft zu sichern und mit | |
nachhaltigen statt gewinngetriebenen Maßnahmen zu einer ökologischen Wende | |
beizutragen.“ | |
Unterschreiben und die Initiative auf andere Weise unterstützen kann mensch | |
[1][hier]. | |
„Wir wollen zusammen kommen und Netzwerke bilden. Über unsere täglichen | |
Probleme reden und uns selbst- und kollektiv organisieren. Widerständig | |
sein und gegen die Ausbeutung kämpfen!“ | |
So heißt es wiederum im Aufruf zu einer hoffnungsvollen Kundgebung mit Tee, | |
Kaffee, einem kleinen Umsonstflohmarkt und offenem Mikrofon am | |
Nettelbeckplatz im Wedding. Mund-Nasenschutz und Abstände sind Pflicht | |
(Samstag, 24. April, 14 Uhr, Nettelbeckplatz). | |
In Friedrichshain hingegen heißt es: „Viva la Rigaer!“ Eine Demo will dort | |
Unterstützung für die von Räumung bedrohte Rigaer 94, die Potse und den | |
Köpi Wagenplatz zum Ausdruck bringen. Dazu gibt es Musik und eine Küfa. Auf | |
Mund-Nasenschutz und ausreichende Abstände ist auch hier zu achten | |
(Samstag, 24. April, 14 Uhr, Samariterstraße/Rigaer Straße). | |
## Wir haben es selbst in der Hand | |
„Seit Jahren verändert sich unsere Nachbarschaft durch Spekulation. Oft | |
trifft es wichtige Orte, die bereits seit Jahrzehnten existieren. Es sind | |
unsere nachbarschaftlichen Orte des Zusammenkommens und der Vernetzung“, | |
heißt es in der Einladung zu einem Strategietreffen in Kreuzberg. Auch hier | |
gilt es, darauf zu achten, das Ansteckungsrisiko zu minimieren (Sonntag, | |
25. April, 13 Uhr, Mariannenplatz). | |
„Der siebte Tag werden wir selber sein“, heißt es bei Ernst Bloch. Das | |
bedeutet: Die Ruhe vom Mietenwahnsinn, das gute Leben – wir haben es selbst | |
in der Hand. | |
21 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dwenteignen.de/ | |
## AUTOREN | |
Stefan Hunglinger | |
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