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# taz.de -- Verdienstkreuz für Kardinal Marx: Kein unwürdiger Preisträger
> Kardinal Marx hat sich durchaus verdient gemacht, doch die Ehrung wäre
> ein falsches Signal gewesen. Den Orden abzulehnen ist die richtige
> Entscheidung.
Bild: Kardinal Reinhard Marx in der Frauenkirche
Nun hat Reinhard Marx also die Reißleine gezogen. Der Erzbischof von
München verzichtet mit Blick auf die Opfer sexualisierter Gewalt in der
katholischen Kirche darauf, von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an
diesem Freitag das Bundesverdienstkreuz zu erhalten – es ist die richtige
Entscheidung.
Die Opfer hatten gegen den Orden für den Kardinal protestiert, weil Marx
sich nicht energisch genug als Bischof von München (und zuvor von Trier)
für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals engagiert habe. Was manchen
zudem aufstieß, war die zeitliche Nähe der Ordensverleihung an den
Betroffenen-Sprecher Matthias Katsch und [1][Pater Klaus Mertes], zwei
unbestrittene und hartnäckige Aufklärer der ersten Stunde. Das war vor
wenigen Wochen in Bellevue, sie erhielten die Orden aus der Hand des
Bundespräsidenten, wie auch für Marx ursprünglich geplant.
Nun konnte Marx nichts für die zeitliche Nähe, das war die Entscheidung des
Präsidialamtes. Er sollte den Orden erhalten, so das Amt, weil er sich als
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz von 2014 bis 2020 besonders
für Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft engagiert habe: für
Geflüchtete, gegen Populismus und Hetze. Ein Engagement, das
außergewöhnlich und löblich war. Auch in der Ökumene war Marx vorbildlich,
gerade beim [2][Reformationsjubiläum] 2017, das nicht zuletzt dank ihm die
Volkskirchen eher einte als trennte.
Marx war also kein unwürdiger Preisträger, aber es hing ein Schatten über
dieser Ehrung. Vielleicht hätte er den Orden früher ablehnen sollen – mit
dem Eingeständnis, beim [3][Missbrauchsskandal] nicht genug getan und auch
gefehlt zu haben.
Der Kardinal hat einen großen Teil seines Privatvermögens, eine
beträchtliche Summe, für eine eigens eingerichtete Stiftung gespendet, die
Missbrauchsopfern helfen soll. Das konnte als eine Geste gelesen werden,
sich der eigenen Schuld, und sei es der der Unterlassung, bewusst zu sein.
Mit seiner neuen Geste der Nicht-Ehrung durch den Bundespräsidenten ist
eine Botschaft dazu gekommen. Und nicht die schlechteste.
27 Apr 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Philipp Gessler
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