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# taz.de -- Waldbesetzung in Sachsen-Anhalt: Hambi, Danni – Moni?
> In der Altmark in Sachsen-Anhalt besetzen Baumschützer*innen einen
> Forst. Sie protestieren damit gegen den Ausbau der Autobahn A 14.
Bild: Besser Monokultur als Autokultur: Ein dichter Kiefernwald in Brandenburg
Hamburg taz | Aus Kiefern bestehende Monokulturen sind nicht gerade das,
wovon Waldschützer*innen so träumen. [1][Die Bäume im Forst sind
anfällig für Waldbrände, Stürme und Schädlinge und die Vielfalt ihrer
Bewohner*innenschaft am Boden] und im Unterholz hält sich im Vergleich
zu Mischwäldern in Grenzen. Trotzdem haben Aktivist*innen am Wochenende
den Seehausener Wald in der Altmark im Norden Sachsen-Anhalts besetzt. „Die
Monokultur ist immer noch besser als die Autokultur“, lautet ihr Motto,
oder kurz und zärtlich: „Moni bleibt“. Das erinnert an die großen
Baumbesetzungen der vergangenen Jahre im Dannenröder Forst und im Hambacher
Wald („Danni“ und „Hambi“).
Der Protest richtet sich in Sachsen-Anhalt gegen den geplanten [2][Ausbau
der A 14], die Schwerin und Magdeburg verbinden und damit die größte
bestehende Lücke im deutschen Autobahnnetz schließen soll. 155 Kilometer
Asphalt sollen durch Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
führen, einige Teilabschnitte sind in den vergangenen Jahren bereits fertig
geworden. Die Rodungssaison beginnt aber erst im Oktober wieder.
„Natürlich ist Monokultur nicht das, worauf wir auf Dauer setzen können,
aber es wäre trotzdem fatal, diesen Lebensraum zu zerstören“, sagt eine
Person aus der Waldbesetzung, die weder einen Namen noch ein Pronomen
angeben möchte. „In diesen Zeiten sollten wir längst gemerkt haben, dass
jeder Baum zählt.“
Auch gehe es den Besetzer*innen um mehr als „nur“ die Verkehrswende.
Die Vernichtung und Ausbeutung von Lebensräumen und Lebewesen im globalen
Süden müsse beendet, das patriarchale und kapitalistische System gestürzt
werden. Das sind große Ziele für eine kleine Waldbesetzung. Rund 15
Personen haben sich im Wald einquartiert, drei Plattformen sind
installiert, weitere sollen in den nächsten Monaten folgen.
## „Bundesstraße würde reichen“
Der BUND ist bezüglich der Chancen, das Verkehrsprojekt noch zu verhindern,
pessimistisch – „obwohl niemand diese Autobahn braucht“, wie der
Geschäftsführer des BUND Brandenburg, Axel Kruschat, sagt. Das
Verkehrsaufkommen in der dünn besiedelten Region sei so niedrig, dass es
völlig reichen würde, die Bundesstraße auszubauen.
Aber der Rechtsweg ist zumindest für die Brandenburger Abschnitte
ausgeschöpft: Nach 14 Jahren Klage stimmte der BUND mangels
Erfolgsaussichten einem Vergleich zu. Die Koalition aus SPD, CDU und Grünen
verpflichtete sich zur Finanzierung von Natur- und Lärmschutzmaßnahmen, der
BUND zog die Klage zurück. In Sachsen-Anhalt reichte der Umweltschutzverein
Naturfreunde Deutschland kurz vor Ablauf der Frist im März Klage beim
Bundesverwaltungsgericht ein.
Laut den Besetzer*innen gibt es viel Zuspruch der Anwohner*innen.
Aber nicht nur. Am Samstagabend drangen Unbekannte in ein Jugendzentrum im
Seehausener Bahnhof ein, das auch die Waldschützer*innen genutzt
hatten. Dabei hätten sie randaliert und gegrölt, was auf eine rechte
Gesinnung schließen lasse.
26 Apr 2021
## LINKS
[1] /Geologe-ueber-das-Baumsterben/!5760435
[2] /Strassenbau-in-Deutschland/!5729178
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
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