# taz.de -- Plakataktion von „Kein Bock auf Nazis“: Anti Anti Migrantifa | |
> Große Werbeflächen gedenken der Opfer des rassistischen Anschlags in | |
> Hanau. Ein rechtsextremistischer Videoblogger hatte die Plakate zuvor | |
> abgerissen. | |
Bild: Diese Plakate sind rund um die Turmstraße zu sehen | |
Berlin taz | Wer sich auf die Suche macht nach Plakaten an Stromkästen und | |
Häuserwänden, die den Opfern des [1][rassistischen Anschlags von Hanau] | |
gedenken, hat es in Moabit nicht leicht: In etlichen Postern ist ein Loch | |
in die Mitte gerissen, Ecken fehlen oder nur noch ein oder zwei Köpfe der | |
Ermordeten sind zu sehen. | |
Damit sie nicht unsichtbar bleiben, hat sich die Initiative „Kein Bock auf | |
Nazis“ eine Aktion ausgedacht: zwölf Werbeplakate in Moabit wurden mit | |
Postern beklebt, die der Opfer des rassistischen Anschlags gedenken. | |
Über ihren Köpfen steht „Say Their Names“, unter ihnen stehen ihre Namen: | |
Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza | |
Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan | |
Velkov. | |
Die Initiative „Kein Bock auf Nazis“ hat die Werbeflächen für zwei Wochen | |
gebucht, dazu hat sie 15.000 DINA2-Plakate drucken lassen und 10.000 | |
Sticker, die die Opfer des Anschlags zeigen. Die kleineren Plakate sowie | |
Sticker werden von Bewohner:innen Moabits aufgehängt und angebracht. | |
Es ist die Reaktion auf das Video eines bekannten Verschwörungsgläubigers, | |
das nach dem ersten Gedenktag des Anschlags für Aufsehen gesorgt hatte: Er | |
verharmloste darin den Rechtsextremismus des Täters, machte sich über die | |
Opfer lustig und riss in Moabit Plakate ab, die den Opfern gedenken. | |
Außerdem behauptete er, dass die Migrantifa eine „staatsfeindliche | |
Organisation“ sei. Nun ermittelt der Staatsschutz selbst gegen den | |
Verschwörungsideologen, der auch mit antisemitischen und | |
rechtsextremistischen Positionen in die Öffentlichkeit zu treten versucht. | |
## Mehr Plakate gibt es bei „Moabit hilft“ | |
Nachdem der Verschwörungsideologe die Plakate in seiner | |
Nachbar:innenschaft abriss, sorgt die Initiative „Kein Bock auf Nazis“ | |
dafür, dass sie in anderer Form wieder aufgehängt werden. „Die 10.000 | |
Plakate, die bereits bedruckt sind, können aufgestockt werden“, so Tim | |
Brenner der Initiative „Kein Bock auf Nazis“ im Telefonat mit der taz. | |
„Können die Nazis die Plakate weiterhin abreißen?“, fragt Brenner im Video | |
zur Plakataktion. „Vermutlich, ja, klar. Deshalb haben wir gesagt, wir | |
buchen Großplakatflächen, an die man nicht so einfach rankommt.“ Ziel seien | |
alle Plakatflächen rund um die Wohnung des Verschwörungsgläubigers. | |
Zwölf mögen zwar nicht „alle“ sein, aber auffällig ist es doch: Eine | |
Plakatwand ist von der S-Bahn-Station Beusselstraße aus zu sehen, eine | |
andere ist etwa zehn Meter von der Wohnung des Verschwörungsgläubigers | |
angebracht. Würde seine Wohnung auf der anderen Seite des Hauses liegen, | |
könnte er vom Fenster aus daraufgucken. | |
Weil die kleineren DINA2-Plakate immer wieder abgerissen werden, können | |
sich Berliner:innen von montags bis freitags neue Plakate bei | |
„[2][Moabit hilft]“ (Turmstr. 21, Haus R, 10559) abholen, um neu zu | |
plakatieren. Finanziert wird es durch [3][Spenden], bislang sind laut „Kein | |
Bock auf Nazis“ über 8.000 Euro eingegangen. | |
Tim Brenner von der Initiative sagt der taz: „Wir wollen keinen Kleinkrieg | |
anfangen.“ Während es in Moabit diesen speziellen Verschwörungsideologen | |
gebe, gebe es „[4][in ganz Deutschland Nazis], die sich ärgern, weil den | |
Opfern von Hanau gedacht wird“. Die Aktion sei ein guter erster Schritt, um | |
sich gegen Nazis zu engagieren. | |
30 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-dem-Anschlag-in-Hanau/!5757183 | |
[2] https://www.moabit-hilft.com/ | |
[3] https://www.keinbockaufnazis.de/ | |
[4] /Protest-gegen-die-AfD/!5626170 | |
## AUTOREN | |
Nicole Opitz | |
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Kolumne Habibitus | |
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