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# taz.de -- Theatertipps der Woche: Die uralte Sehnsucht
> Von der Passionsgeschichte über Judas bis zu modernen
> Unsterblichkeitsmythen: Die Bühnenstreams Deutschlands stehen im Zeichen
> von Ostern.
Bild: Yvan Sagnet von der Kampagne „Die Revolte der Würde“ in Milo Raus �…
Nun kommt der Frühling und da bietet sich das Naturschauspiel, welches das
Aufbrechen der Knospen, das Herausschießen der Krokusse und Narzissen aus
den wintermüden Böden zuverlässig bedeutet, geradezu an. In Zeiten, wo der
Zugang zu anderen physischen Bühnen beschränkt ist, erst recht. Der
Pilotversuch, Theater [1][unter verschärften Testbedingungen wieder zu
öffnen], wurde im Angesicht der Dritten Welle schon wieder abgebrochen.
Also nichts wie raus an die Frische. Krokusse blühen in Berlin ja
gelegentlich auch auf Verkehrsinseln.
Wer in den langen Lockdown-Monaten dem Draußen schon gänzlich entwöhnt ist,
kann auch in diesen Tagen auf das Streamingangebot der Theater in ganz
Deutschland zurückgreifen, das den kommenden Osterfeiertagen angepasst ist.
So bieten Milo Rau und das NTGent den Theaterfilm „Das neue Evangelium“ an,
[2][der die Passionsgeschichte] unter das Zeichen der Gegenwart stellt: Bei
Rau spielt der kamerunische Autor und Aktivist Yvan Sagnet die Rolle des
Jesus. Die Apostel sind nun Menschen, die vom Mittelmeer anstürmen gegen
die Festung Europa.
Schauplatz ist die süditalienische Stadt Matera, wo Pier Paolo Pasolini
1964 seinen Film „Das 1. Evangelium“ drehte. Raus' Film vermischt
dokumentarische und fiktionale Elemente, knüpft ein Netz aus Verweisen,
Reenactments, realen und symbolischen Ebenen. So entsteht einerseits eine
biblische Nacherzählung, andererseits ein Report über die Gegenwart der von
Flucht geprägten Region (Milo Rau / IIPM / NTGent: [3][„Das neue
Evangelium“], bis 4.4. im Stream des NTGent).
## Judas gegen sein Bild
Das Schauspiel Hannover streamt den Monolog „Judas“ von Lot Vekemans. Die
niederländische Dramatikerin lässt den berühmten Verräter seine eigene
Verteidigung übernehmen und gegen das Bild anrennen, das seit zwei
Jahrtausenden von ihm gezeichnet wird. In der Inszenierung des 1991
geborenen Regisseurs Oliver Meyer wird Judas von einer Frau, nämlich der
jungen Schauspielerin Amelle Schwerk gespielt ([4][Schauspiel Hannover]:
„Judas“, Karfreitag, 2.4., 19:30 Uhr ab 20:45 Uhr; Nachgespräch u.a. mit
dem Regisseur auf Zoom).
Hinter dem christlichen Mythos der Wiederauferstehung steht die uralte
Menschheitssehnsucht, den Tod zu besiegen. Mit der Digitalisierung geht
dieser Traum in eine neue Runde, versprechen künstliche Intelligenzen und
Maschinen schließlich neue Formen von Unsterblichkeit. Das Kölner Theater
[5][wehr51] hat sich in seinem (von Andrea Bleikamp inszenierten)
installativen Abgesang „Virtual Brain – Die Überwindung des Todes“ die
Sache näher angeschaut. (Abrufbar via [6][dringbelieben.de]).
29 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/sen/kulteu/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemi…
[2] /Film-Das-neue-Evangelium-als-Stream/!5734066
[3] https://www.ntgent.be/nl/producties/rivolta-della-dignita-the-new-gospel#
[4] https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-schauspiel/digitale-buehne…
[5] https://wehr51.com/home.html
[6] https://dringeblieben.de/videos/virtual-brain-die-uberwindung-des-todes-ein…
## AUTOREN
Esther Slevogt
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