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# taz.de -- Schnelltestzentrum mit Datenleck: 136.000 Corona-Tests ungeschützt
> Zehntausende Corona-Testergebnisse standen zusammen mit Personendaten
> wochenlang ungeschützt im Netz. Der Chaos Computer Club hat das Leck
> aufgedeckt.
Bild: Die Betreiber von Berliner Gratis-Schnelltestzentren gingen recht sorglos…
Berlin taz | Rund 136.000 Corona-schnelltestergebnisse von 80.000
Personen aus Deutschland und Österreich waren wochenlang mitsamt
persönlichen Daten frei einsehbar auf dem Schnelltest-Portal
„Test-to-go.berlin“. Das Portal von der Betreiberin „21dx“ wird auch von
einem Testzentrum im Osten Berlins benutzt, wie die Gesundheitsverwaltung
von Dilek Kalayci (SPD) der taz mitteilte. Man habe vom Betreiber eine
externe Sicherheitsprüfung gefordert. Wie der [1][RBB] berichtet, waren die
Daten Tausender Berliner:innen gefährdet. Mittlerweile sei die Lücke
behoben. Betrieben wird die Website von der Wiener Firma Medicus AI, das
als Produkt unter der Namen „Safeplay“ eine „Rundum-Sorglos-Website“ zur
Verfügung stellt.
Sorglos war allerdings vor allem der Umgang der Firma mit IT-Sicherheit:
Jede Person, die sich auf der Website einen Account anlegte, konnte laut
den Hacker-Gruppen [2][Chaos Computer Club (CCC)] und [3][Zerforschung]
problemlos an sämtliche Daten anderer Getesteter gelangen. Jedem
Testergebnis war demzufolge eine aufsteigende Nummer zugeordnet. Änderte
man diese Zahl in der Browser-Adresszeile, konnte man sensible Daten
anderer Getesteter einsehen: Name, Adresse, Geburtsdatum,
Staatsbürgerschaft, Ausweisnummer sowie ein herunterladbares Testergebnis.
Mit simplen Änderungen im Profil ließen sich offenbar sogar negative oder
positive Testbefunde fälschen. Ebenso sei es mit ein bisschen Know-how
möglich gewesen, Anzahl, Ausgang und den sekundengenauen Zeitpunkt von
Tests auszulesen. Selbst Fotos von Teststreifen mit handschriftlichen Namen
drauf seien herunterladbar gewesen.
Die Website ist offenkundig nur schnell zusammen gestrickt worden, wie die
Hacker:innen [4][zufällig nach einem Corona-Schnelltest in Berlin
festgestellt haben]. Sie meldeten die schweren Sicherheitslücken umgehend
den zuständigen Behörden.
## Sicherheitslücke bestand seit Februar
Mittlerweile sollen die Lücken behoben worden sein, wie das für die Website
zuständige Unternehmen Medicus AI auf taz-Anfrage mitteilte. Die Lücke habe
nach einem „unglücklichen Bug“ seit dem 14. Februar bestanden. Die Firma
habe sechs Zugriffe feststellen können, die sie auf Hacker:innen
zurückführte, welche die Lücke entdeckten. Darüber hinaus habe es keine
unberechtigten Zugriffe gegeben, wie die Firma behauptet. Alle Betroffenen
seien informiert worden.
Die Hacker:innen vom CCC haben da Zweifel: Getestete Freund:innen, deren
Daten sie mit deren Einverständnis auf die beschriebene Weise einsahen,
seien bisher nicht informiert worden, wie es in der CCC-[5][Mitteilung vom
Donnerstag] heißt. „Die Schwachstellen waren offensichtlich und wir hoffen,
dass sie nicht von anderen schon längst ausgenutzt wurden“, sagte ein
Aktivist aus der Gruppe Zerforschung.
Linus Neumann vom CCC sagte: „Dies ist nicht die erste und sicherlich nicht
die letzte Sicherheitslücke in hastig gebastelter Corona-IT“. Schon im
vergangenen Jahr seien immer wieder eklatante Schwachstellen in
Corona-Systemen bekannt geworden – „wenn schon bei so einfachen Aufgaben
katastrophale Anfänger-Fehler passieren, sollten die Verantwortlichen
erstmal ihre Hausaufgaben machen“, kritisierte Neumann angesichts geplanter
digitaler Impfnachweise.
18 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2021/03/berlin-datenlec…
[2] https://www.ccc.de/de/updates/2021/corona-testergebnisse
[3] https://zerforschung.org/posts/medicus/
[4] https://zerforschung.org/
[5] https://www.ccc.de/de/updates/2021/corona-testergebnisse
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
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