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# taz.de -- Lockerungen in Schleswig-Holstein: Kunst und Kommerz gehen wieder
> Kurz vor Ostern lockert Schleswig-Holstein Coronabeschränkungen. Die
> Opposition kritisiert den „Zickzack-Kurs“ der Jamaika-Regierung.
Bild: Noch sind sie leer: Strandkörbe in Schleswig-Holstein
Neumünster taz | Kurz vor den Ostertagen lockert Schleswig-Holstein die
Pandemie-Beschränkungen. Auf den ersten Blick sieht alles gut aus, immerhin
herrschen in weiten Teilen des Landes Corona-Inzidenzwerte unter 50
Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner:innen. Aber die Opposition kritisiert
den „Zickzack-Kurs“ der Jamaika-Regierung.
„Moderne und Idyll“ heißt die Ausstellung, die ab Gründonnerstag im
Landesmuseum Schloss Gottorf zu sehen sein wird. Das Museum in Schleswig
hat bereits wieder geöffnet, genau wie die Ausstellungshallen in Lübeck und
Kiel. Das Freilichtmuseum Molfsee öffnet am Dienstag.
Nicht nur Kunst, auch Kommerz geht im Land zwischen Nord- und Ostsee: Dank
niedriger Inzidenzen ist Einkaufen ohne Anmeldung in den Kreisen
Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde, Steinburg, Ostholstein,
Nordfriesland und Plön sowie den Städten Kiel und Lübeck erlaubt.
Lockerungen gelten in Pflegeheimen, für Sport und Freizeit: So dürfen
Strandspaziergänger:innen Strandkörbe mieten und wer ein Boot mit
fester Kajüte besitzt, darf dort übernachten.
Schleswig-Holstein ist seit Beginn der Pandemie im Frühling 2020
vergleichsweise gut durchgekommen: Im dünn besiedelten Flächenland lagen
die Werte meistens unter dem Bundesschnitt. Dennoch blieb die
Jamaika-Regierung eher vorsichtig. Doch seit einigen Wochen habe „Jamaika
diesen Kurs und den Konsens verlassen“, sagt Ralf Stegner, Chef der
SPD-Fraktion im Kieler Landtag, im Gespräch mit der taz. Lange habe
gegolten: „Schutz hat Vorrang“, so Stegner. „Das haben wir als Opposition
unterstützt.“ Die SPD habe zwar viele Anträge eingebracht, wie etwa
Familien oder Menschen in Heimen besser gestellt werden könnten, aber
arbeite grundsätzlich „konstruktiv mit der Regierung zusammen“.
Inzwischen aber befände sich Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf
einem „Zickzack-Kurs“, so Stegner. Ein Grund dafür könnten die „Fliehkr…
in der eigenen Koalition“ sein und der Wunsch, sich zu profilieren: „Wir
erleben wie in früheren Wahlkampfzeiten viele Versprechungen, die nicht
einzuhalten sind.“
Ein Beispiel dafür: Eigentlich wollte Günther zu Ostern Tourismus erlauben,
etwa in Ferienwohnungen und mit Außengastronomie – für die Wirtschaft des
Landes wäre das ein wichtiger Faktor gewesen. Günther hatte sich mit
Manuela Schwesig aus Mecklenburg-Vorpommern und Stefan Weil aus
Niedersachsen (beide SPD) in der Ministerpräsidentenkonferenz für den Plan
eingesetzt. Doch die Runde überstimmte den Vorstoß der Nordländer, der
Ministerpräsident musste zurückrudern.
Dabei passten angesichts der bundesweit so unterschiedlichen Lage die
gemeinsamen Lösungen nicht immer, meint Lars Harms, Landtagsabgeordneter
der Partei der dänischen und friesischen Minderheit SSW. Er fordert: „Die
Regierung soll sich an den Stufenplan halten, den der Landtag
mitbeschlossen hat. Dort ist eigentlich alles geregelt.“ Seine Devise:
„Weiter impfen, testen, testen, testen und langsam öffnen, wo es möglich
ist.“
Das soll besonders in ausgewählten Modellregionen gelten, in denen „weitere
Öffnungsschritte unter kontrollierten Bedingungen möglich sein sollen“,
teilt die Kieler Staatskanzlei mit. Welche Regionen das sein könnten, will
die Regierung in der kommenden Woche bekannt geben. Zudem soll in Regionen
mit stabiler Inzidenz ab 12. April Außengastronomie erlaubt sein.
Ab sofort dürfen sich Veranstaltungsstätten wie Theater, Opernhäuser,
Kinos, Veranstaltungszentren und Musikclubs darum bewerben, an einem
Modellversuch teilzunehmen, der ihnen erlaubt, in wenigen Wochen befristet
wieder zu öffnen. Tests und klare Konzepte sollen Kultur auch in
Pandemiezeiten möglich machen.
Doch ob dies tatsächlich möglich sein wird, ist unklar. Denn die Werte
können sich schnell verändern. Schon jetzt gibt es neben den Regionen mit
niedrigen Coronazahlen auch Regionen mit Inzidenzen über 100, besonders am
Hamburger Randgebiet und in Flensburg an der dänischen Grenze. Dort breitet
sich vor allem die ansteckende Mutante B.1.1.7 aus.
Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) fordert die
Einwohner:innen zu „Konsequenz und solidarischem Handeln“ auf, um die
Werte in den Griff zu kriegen. Das österliche Kulturangebot in Flensburg:
Die Stadt hat Holz-Eier auf Spielplätzen verteilt und bittet Kinder darum,
sie zu Hause zu bemalen und wieder aufzuhängen – coronasicher und
kontaktarm.
30 Mar 2021
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Ralf Stegner
Schleswig-Holstein
Jamaika-Koalition
Lockdown
Schwerpunkt Angela Merkel
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