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# taz.de -- Lieferengpässe von Computerchips: Stau in der deutschen Industrie
> Wegen der havarierten „Ever Given“ bangt die deutsche Automobilbranche
> vor allem um Chip-Nachschub. Lieferengpässe gab es aber auch schon
> vorher.
Bild: Bei den deutschen Autobauern gab es schon vor der Havarie Lieferengpässe
Berlin taz | Zu Lieferverzögerungen von drei bis sechs Tagen würde es nach
Angaben der dänischen Reederei Møller-Maersk kommen, [1][sollte die
Havarie im Suezkanal andauern]. Denn dann würde der Konzern seine Frachter
um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umleiten lassen. Das
klingt nach keinem allzu großen Verlust, würde es in der Gesamtbilanz aber
bedeuten.
Volkswirte der Allianz, Deutschlands größtem Versicherer, gehen davon aus,
[2][dass der blockierte Suezkanal dem Welthandel Einbußen von 6 bis 10
Milliarden Dollar pro Woche bescheren könnte]. Rund 13 Prozent des globalen
Handelsvolumens wurden 2019 durch den Kanal befördert, heißt es in einer
von ihnen angefertigten Studie. Andere Analysten gehen aktuell von rund 10
Prozent des Welthandels aus, der durch die künstliche Wasserstraße zwischen
Mittelmeer und Rotem Meer laufen.
Für den Öltransport nach Europa spielt der Suezkanal heute aber keine so
wichtige Rolle mehr wie noch vor 20 Jahren. Rohstoffexperten der
Commerzbank verweisen darauf, dass der Großteil des in der Golfregion
geförderten Erdöls inzwischen nach Asien verschifft werde.
Europa beziehe sein Öl größtenteils aus Russland, Norwegen, Libyen oder
Nigeria. Zudem verweisen die Commerzbank-Experten auf eine Pipeline, die
parallel zum Suezkanal auf dem Land verlaufe. „Wirklich knapp dürfte Öl
daher nicht werden.“
## Ohnehin schon Engpässe
Sollte der Stau auf dem Suezkanal anhalten, würde dies eher Deutschlands
Maschinenbau- und Autoindustrie hart treffen. Und auch der Import von
Konsumgütern vor allem aus China wäre betroffen. Dem Kieler Institut für
Weltwirtschaft (IfW) zufolge fahren 98 Prozent der Containerschiffe durch
den Suezkanal, wenn sie zwischen Deutschland und China unterwegs sind. Die
Volksrepublik ist seit Jahren Deutschlands wichtigster Handelspartner mit
einem gegenseitigen Volumen von mehr als 212 Milliarden Euro im vergangenen
Jahr.
Bei den deutschen Maschinen- und Autobauern gab es vor der Havarie ohnehin
bereits erhebliche Engpässe bei Lieferungen von elektronischen Bauteilen
wie Halbleitern aus Ostasien – nicht zuletzt wegen der hohen Nachfrage nach
Computern und anderen Elektrogeräten im Zuge der Corona-Lockdowns in den
vergangenen zwölf Monaten. Wie der Branchenverband VDMA mitteilte, wird der
blockierte Kanal die Situation weiter verschärfen. „Bereits stockende
maritime Lieferketten zwischen Asien und Europa drohen vollständig zum
Erliegen zu kommen“, befürchtet auch Holger Lösch vom Bundesverband der
Deutschen Industrie (BDI).
29 Mar 2021
## LINKS
[1] /Schiffsbergung-am-Suezkanal/!5758167
[2] /Containerschiff-blockiert-Suezkanal/!5757318
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Suezkanal
Autoindustrie
Welthandel
Suezkanal
Suezkanal
Automobilbranche
Andreas Scheuer
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