Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutsche Atomexporte: Brennstoffe für AKWs im Ausland
> Deutschland liefert weiter Brennelemente und angereichertes Uran ans
> Ausland – auch nach Japan, wo 2011 der GAU in Fukushima stattfand.
Bild: Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen
Berlin taz | Auch wenn Deutschland seine verbliebenen 6 Atomkraftwerke
spätestens im kommenden Jahr abstellt: Die Atomindustrie arbeitet weiter
und liefert Brennmaterial für AKWs in viele Länder der Welt – auch wieder
nach Japan. Der Super-GAU in der japanischen Präfektur Fukushima hatte 2011
dazu geführt, dass sich die Anti-Atom-Bewegung mit ihrer Forderung nach
einem Atomausstieg durchsetzte.
Der britische Atomkonzern Urenco, an dem auch die deutschen Energiekonzerne
RWE und Eon beteiligt sind, durfte seit Ende 2019 zweimal jeweils 60 Tonnen
Uranhexafluorid in die japanische Präfektur Ibaraki exportieren. Das
[1][gibt das Bundesumweltministerium an.] Sie stammen aus der
Urananreicherungsanlage nahe dem westfälischen Gronau. Am Standort Tōkai
stellt Mitsubishi Nuclear Fuel aus dem radioaktiven Material Brennelemente
her.
Für die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl, die dem Umweltausschuss des
Bundestags vorsitzt, zeigt sich in der deutschen Atompolitik eine
Doppelmoral. „Zehn Jahre nach dem verheerenden Atomunfall in Fukushima
wieder Brennstoff für die erdbebengefährdeten Reaktoren nach Japan zu
liefern ist verantwortungslos und geschichtsvergessen“, sagt sie.
Wie die Anti-Atom-Bewegung kritisiert sie aber nicht nur die Lieferungen
nach Japan, weitere Transporte gingen auch nach Belgien, Frankreich und in
die Schweiz. „Deutschland beliefert weiterhin weltweit Atomanlagen – mit
teils erheblichen Sicherheitsmängeln – mit Uran und Brennmaterial“, so die
Politikerin. Die „bedenkenlose Exportkultur“ befeuere auch das Risiko eines
Atomunfalls „in unserer direkten Nachbarschaft“.
## Gesetz zum Verbot gescheitert
Dabei hatte die Bundesregierung versprochen, sich des Themas anzunehmen und
die Exporte von deutschen Brennelementen zumindest in besonders riskanten
Fällen zu unterbinden. „Wir wollen verhindern, dass Kernbrennstoffe aus
deutscher Produktion in Anlagen im Ausland, deren Sicherheit aus deutscher
Sicht zweifelhaft ist, zum Einsatz kommen“, heißt es im Koalitionsvertrag
von Union und SPD.
Daraus wird [2][aber wohl nichts]. Einen entsprechenden Gesetzentwurf von
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) lehnte das von Peter Altmaier
(CDU) geführte Bundeswirtschaftsministerium ab. Die Union hatte zuvor auch
schon die Schließung der Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen
blockiert, zu deren Abnehmern ebenfalls alte und störanfällige AKWs zählen,
etwa im belgischen Doel oder im französischen Cattenom.
Mittlerweile hat auch das Umweltministerium eingestanden, dass es bei dem
geplanten Gesetz juristische Bedenken gebe. Der Entwurf sah vor, den
Transport zu Reaktoren zu unterbinden, die nur bis zu 150 Kilometer von
Deutschland entfernt liegen und vor 1989 in Betrieb gegangen sind. Ein
solches Gesetz wird es in dieser Legislaturperiode also nicht geben.
11 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Nukleare_Sicherheit/aus…
[2] /Deutsche-Atombrennstaebe-fuer-alte-AKWs/!5739139
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Fukushima
Atomausstieg
Urananreicherung
Brennelement
Lesestück Meinung und Analyse
Anti-Atom-Bewegung
Anti-Atom-Bewegung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Atom-Fabrik in Lingen: Protest gegen Rosatom-Einstieg
Umweltgruppen kritisieren die geplante Beteiligung des russischen Konzerns
an der deutschen Fabrik. Vor der Wahl fällt wohl keine Entscheidung.
Energiepolitik nach Fukushima: Die letzten Kurven der Talfahrt
Angela Merkel wird als Ausstiegskanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen.
Die energiepolitische Zukunft aber ist hart umkämpft.
Umstrittene Exporte aus Lingen: Atomtransporte ausgesetzt
Framatome bestreitet, dass die Brennelement-Exporte in die Schweiz illegal
waren. Das zuständige Bundesamt widerspricht der Konzerndarstellung.
Deutsche Atombrennstäbe für alte AKWs: Kein Exportverbot mehr vor der Wahl
Trotz Zusage im Koalitionsvertrag wird die Belieferung ausländischer
Alt-AKWs nicht unterbunden. Grund sind rechtliche Zweifel am geplanten
Gesetz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.