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# taz.de -- Filme im Stream: Der andere Blick
> Unser Autor empfiehlt Kenneth Branaghs düstere Version von „Henry V.“ und
> Olivier Meyrous' „Celebration“ über das Verschwinden eines
> Star-Schneiders.
Bild: Pierre Bergé hinter Yves Saint Laurent in der Dokumentation „Celebrati…
Während Laurence Olivier für seine Verfilmung von Shakespeares Königsdrama
„Henry V.“ (1943) den klaren Auftrag hatte, in der Geschichte vom
englischen König, der 1415 in der Schlacht bei Azincourt die überheblichen
und zahlenmäßig weit überlegenen Franzosen besiegte, eine Parallele zum
Kampf gegen Nazi-Deutschland deutlich werden zu lassen, beschritt Regisseur
und Hauptdarsteller Kenneth Branagh mit seinem „[1][Henry V].“ (1989) einen
anderen Weg.
Düster und karg präsentiert sich hier das Mittelalter, und König Henry
erscheint mit seinen zweifelhaften Ansprüchen auf den französischen Thron
als eine durchaus zwiespältige Figur. Von eigensüchtigen Beratern zum Krieg
gedrängt, findender jugendliche Überschwang und die Unbekümmertheit des
Königs anfangs Entsprechung in einer außerordentlich dynamischen
Kameraarbeit.
Doch mit der Zeit stellen die Bilder von Zerstörung, Elend und Tod die
Frage, wofür hier eigentlich gelitten und gestorben wird. Und so gerät der
Kampf bei Azincourt letztlich zu einer blutigen Schlammschlacht, an deren
Ende Henry noch nicht einmal weiß, wer eigentlich gewonnen hat. Kein
Triumph, eher ein Wunder für die Überlebenden (Stream bei Pantaflix:
[2][www.pantaflix.com]).
## Nervenkrisen und Drogensucht
1998 filmte Regisseur Olivier Meyrous für „[3][Celebration]“ (2007/2018)
den französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent bei den Vorbereitungen
für die Präsentation seiner letzten Kollektion. Doch die Dokumentation über
die beiden letzten Arbeitsjahre des Star-Schneiders wird zusehends zu einem
Film, in dem der Künstler eher abwesend ist: Nur noch selten erscheint der
Modeschöpfer, den zeitlebens Nervenkrisen und Drogensucht plagten, vor
seinen ehrfürchtigen Angestellten und wirkt dabei stets, als käme er direkt
von einem anderen Planeten.
So wird Pierre Bergé, der langjährige Lebens- und Geschäftspartner des 2008
verstorbenen Saint Laurent, zum eigentlichen Star des Films: Er sorgt im
Hause Saint Laurent für die praktischen Dinge des Lebens und trägt dafür
Rechnung, dass sein Freund weiter in seiner eigenen Welt leben kann.
Vielleicht war es dieser nicht restlos schmeichelhafte Blick hinter die
Kulissen, der Bergé dazu brachte, den bereits 2007 produzierten Film
zwischenzeitlich gerichtlich verbieten lassen – vielleicht war aber auch
einfach neben dem großen Inszenator der Saint-Laurent-Legende kein Platz
mehr für einen weiteren Regisseur (Stream bei [4][Salzgeber Club]).
Als Jean-Luc Godard 1963 seinen Film „Le mépris“ („Die Verachtung“) mit
Star-Besetzung auf Capri drehte, ließ auch ein anderer
Nouvelle-Vague-Regisseur die Kamera mitlaufen: Jacques Rozier nutzte die
Gelegenheit, um mit „[5][Paparazzi]“ nicht nur einen Film über die
Dreharbeiten zu schaffen, sondern zugleich eine Reflexion über „die meist
fotografierte Frau der Welt“, Brigitte Bardot. Zu sehen ist der 22-minütige
Film, der 2017 restauriert wurde, auf der Webseite der Cinématheque
Française (Stream bei Cinématheque Française: [6][www.cinematheque.fr]).
11 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.pantaflix.com/de/m/743321
[2] https://www.pantaflix.com/de/m/743321
[3] https://vimeo.com/ondemand/celebration2
[4] https://vimeo.com/ondemand/celebration2
[5] http://www.cinematheque.fr/henri/film/63574-paparazzi-jacques-rozier-1963/
[6] http://www.cinematheque.fr/henri/film/63574-paparazzi-jacques-rozier-1963/
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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