| # taz.de -- Die Spree als Verkehrsweg: Streit um Wassertaxis | |
| > In einem Jahr startet der Spreepark. Treptow-Köpenick will einen | |
| > Linienverkehr auf der Spree, doch die Verkehrssenatorin ist dagegen. | |
| Bild: Viel Verkehr auf der innerstädtischen Spree, aber nur für Touristen | |
| BERLIN taz | Wenn Christoph Schmidt über den Spreepark redet, gerät der | |
| Geschäftsführer der landeseigenen Grün Berlin GmbH schnell ins Schwärmen. | |
| Von einem soziokulturellen Zentrum spricht er, das Künstlerinnen und | |
| Künstlern, die aus der Innenstadt vertrieben werden, eine neue | |
| Wirkungsstätte bieten soll. Und auch davon, wie diese dann – zusammen mit | |
| den anderen Besucherinnen und Besuchern – zum Spreepark gelangen können: | |
| „Mit dem Wassertaxi“, sagt Schmidt. | |
| Einen Anleger an der Spree baut die Grün Berlin gerade. Er entsteht | |
| unmittelbar vor dem Eierhäuschen, dem schon von Fontane beschriebenen | |
| Ausflugsrestaurant, mit dem der Spreepark im kommenden Jahr starten wird. | |
| „Hier wird einer der Haupteingänge zu dem 27 Hektar großen Park sein“, | |
| verspricht Schmidt. | |
| Vielleicht könnte der neue Anleger aber mehr sein, vielleicht sogar der | |
| Beginn eines neuen Verkehrsmittels. „Wir könnten uns auch vorstellen, dass | |
| auf der Spree in naher Zeit Wassertaxis verkehren“, schaut Christoph | |
| Schmidt in die Zukunft. | |
| In Potsdam ist das Wassertaxi, das regelmäßig auf der Havel verkehrt, seit | |
| Langem eine Erfolgsgeschichte. In Berlin ist ein Linienverkehr auf der | |
| Spree, wie er Schmidt vorschwebt, allerdings kein Thema. Fast jeder, der | |
| die Idee schon einmal vorgetragen hat, ist gescheitert, bevor auch nur das | |
| erste Boot fuhr. Der Grund sind die Berliner Reedereien, denen fast alle | |
| Anlegestellen in der Stadt gehören. Wenn diese von Schiffen anderer | |
| Anbieter angefahren werden wollen, sind saftige Gebühren fällig. | |
| So haben Riedel, Stern und Kreis und Co das Geschäft mit der | |
| Personenbeförderung auf dem Wasser unter sich aufgeteilt. Wer da neu | |
| mitmischen möchte, bräuchte neue Anleger. Vor allem an der innerstädtischen | |
| Spree in Mitte ist dafür aber kein Platz. | |
| Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister in Treptow-Köpenick, weiß das. | |
| Dennoch unterstützt er die Idee von Grün Berlin. Sein Zauberwort heißt | |
| „freie Anleger“, die alle Anbieter kostenfrei nutzen können. „Der Anleger | |
| vor dem Eierhäuschen wird ein solcher Anleger sein“, freut sich Igel. | |
| Darüber hinaus gebe es an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) | |
| in Oberschöneweide einen weiteren Anleger, der für alle zugänglich sei. | |
| „Und dann gibt es noch die beiden Anleger der Fähre über die Spree“, zäh… | |
| Igel auf. Wenn es dann noch einen freien Anleger in der Innenstadt gäbe, | |
| könnte also ein Linienverkehr auf der Spree aufgenommen werden. Am besten | |
| in Regie der BVG, wie Igel findet. | |
| Dass es dazu bisher noch nicht kam, liegt für Oliver Igel nicht nur an den | |
| Reedereien, die mit Argusaugen ihre Anleger hüten. „Wir fühlen uns da in | |
| Treptow-Köpenick auch von der Verkehrsverwaltung nicht hinreichend | |
| unterstützt“, sagt SPD-Mann Igel in Richtung der grünen Verkehrssenatorin | |
| Regine Günther. „Offenbar konzentriert sich die Senatsverwaltung lieber auf | |
| die Gebiete innerhalb des S-Bahn-Rings, anstatt nach Lösungen auch für die | |
| Bezirke zu suchen, die nicht zur Innenstadt gehören.“ | |
| Tatsächlich kommt für Regine Günther ein Linienverkehr auf der Spree, für | |
| den auch BVG- oder S-Bahn-Tickets gültig wären, nicht in Frage: „Eine | |
| ÖPNV-Fähre über die Spree wäre technisch zwar realisierbar“, sagt Günters | |
| Sprecherin Constanze Siedenburg der taz. „Dies wird aber aus Effizienz- und | |
| Kostengründen nicht verfolgt, weil alle anderen ÖPNV-Verbindungen | |
| schneller, dichter getaktet, besser verknüpft und auch günstiger im Betrieb | |
| sind.“ Deshalb würden solche Fähren auch nicht in den aktuellen | |
| Nahverkehrsplan aufgenommen. | |
| Auch bei den Stegen will Günthers Verwaltung alles so lassen, wie es ist. | |
| „Sämtliche Steganlagen befinden sich in Privatbesitz“, so Siedenburg. Die | |
| Vergabe von einzelnen „Anlegeslots“ an existierenden Anlegestellen sei | |
| Sache der Eigentümer der jeweiligen Anlagen. In Berlin verläuft diese | |
| Verteilung über den Reedereiverband. „Da wir keine Steganlagen betreiben, | |
| können wir oder das Land auch keine Verträge kündigen oder ausschreiben.“ | |
| Tatsächlich ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz | |
| nur für die wasserrechtliche Genehmigung der Stege zuständig. | |
| Schifffahrtsrechtlich ist das Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes als | |
| Besitzerin der Spree als Bundeswasserstraße zuständig. Und das hat bisher | |
| keinerlei Anstalten gemacht, das Monopol der großen Reedereien in Frage zu | |
| stellen. | |
| ## Die BVG ist raus | |
| Und noch ein Problem gibt es. Die Mühlendammschleuse, durch die alle Boote | |
| von der innerstädtischen Spree Richtung Friedrichshain-Kreuzberg und | |
| Treptow-Köpenick geschleust werden müssten, ist ein Nadelöhr. Barrierefrei | |
| wäre deshalb nur ein Verkehr unterhalb der Schleuse. Aber würde der sich | |
| auch wirtschaftlich tragen? Schon 2013 hatte die Reederei Riedel eine | |
| Verbindung zwischen Osthafen und Oberschöneweide angekündigt. Sie wurde nie | |
| in Betrieb genommen. | |
| Bleibt der Anleger, der gerade am Spreepark gebaut wird, also verwaist? Ein | |
| Hintertürchen jedenfalls lässt sich die Senatsverwaltung für Umwelt, | |
| Verkehr und Klimaschutz offen. Es gebe, heißt es aus dem Hause von Regine | |
| Günther, tatsächlich Überlegungen, Fährverbindungen zum künftigen | |
| Spreepark-Anleger einzurichten. Die aber seien nicht Teil des öffentlichen | |
| Nahverkehrs. Man müsse deshalb klären, wer diese Fährverbindungen dann | |
| betreiben und bezahlen würde. | |
| 25 Mar 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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