Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rechtsextreme Anschlagsserie in Sachsen: Freital-Urteil, zum Dritten
> Rechtsextreme attackierten 2015 in Freital Asylunterkünfte und
> Linken-Projekte: Nun wurden drei weitere Unterstützer verurteilt.
Bild: Die Verurteilten mit ihren Anwält:innen am Donnerstag im Saal des Oberla…
Dresden/Berlin taz/dpa | Es ist das dritte und wohl letzte Urteil nach der
rechtsextremen Anschlagsserie im sächsischen Freital: Am Donnerstag
verurteilte das Oberlandesgericht Dresden zwei Männer und eine Frau zu
Bewährungsstrafen zwischen einem und zwei Jahren. Sie sollen die Angriffe
unterstützt haben, die im [1][Sommer 2015 Freital] erschütterten.
Über Monate wurden damals in der Stadt bei Dresden Asylunterkünfte mit
präparierten Böllern angegriffen, teils 130-fach stärker als
Silvesterfeuerwerk. Ein Geflüchteter erlitt durch Glassplitter Verletzungen
im Gesicht. Attackiert wurden auch ein Linken-Büro, das Auto eines
Linken-Stadtrats und das alternative Wohnprojekt Mangelwirtschaft in
Dresden.
Die Polizei brauchte lange, bis sie die Täter:innen fasste: eine Gruppe
Rechtsextremer, die sich konspirativ über einen Chatkanal koordinierte und
zuvor eine Bürgerwehr gegründet hatte. Am Ende übernahm die
Bundesanwaltschaft die Ermittlungen.
Schon 2018 wurden dafür sieben Männer und eine Frau wegen Bildung einer
rechtsterroristischen Vereinigung zu [2][Haftstrafen bis zu zehn Jahren]
verurteilt. Sie hätten die Geflüchteten und Linken vertreiben wollen und
auch Tote in Kauf genommen, so das Gericht. Im Februar dieses Jahres
erhielten drei weitere Mittäter:innen, darunter ein früherer NPD-Mann, und
eine Helferin der Gruppe [3][Haftstrafen bis zu zweieinhalb Jahren].
## Verurteilte waren an Angriff auf linkes Projekt beteiligt
Nun folgt das Trio: ein 34-jähriger Verkäufer, ein 51-jähriger Monteur und
ein 56-jähriger Altenpfleger. Das Gericht zeigte sich am Donnerstag
überzeugt, dass auch die Drei Teil der konspirativen Chatgruppe der
Rechtsextremen waren – und verurteilte sie wegen Unterstützung einer
terroristischen Vereinigung und Beteiligung oder Beihilfe beim Angriff auf
das Wohnprojekt Mangelwirtschaft.
Der 51-jährige Torsten L. soll sich direkt an dem Angriff auf die
Mangelwirtschaft in Dresden beteiligt haben. Die Freitaler Gruppe hatte mit
Dresdner Kameradschaftlern das Haus damals mit Steinen, Pyro-Sprengsätzen
und Buttersäure attackiert. Ein präparierter Böller explodierte in der
Küche des Wohnprojekts, zwei Meter neben einem Bewohner. Simone S. habe den
Angreifer:innen zuvor einen Vorwand für die Attacke geliefert, indem
sie über einen linken Angriff auf ein Anti-Asyl-Protestcamp in Dresden
berichtete.
Das Trio hatte die Vorwürfe eingeräumt, gab sich sonst aber eher wortkarg.
Die Anwältin von Torsten L. betonte jedoch, ihr Mandant bereue die Tat und
habe die rechte Szene verlassen. Tatsächlich hatte der 51-Jährige 2015 mit
für das [4][Auffliegen der Freital-Gruppe] gesorgt: Er hatte bei der
Polizei ausgepackt, Chatprotokolle überreicht und dafür anfänglich
Vertraulichkeit zugesichert bekommen. Die Gruppe konnte dennoch einen
weiteren Anschlag begehen, dann erfolgten die Festnahmen. Torsten L. war
zuvor schon im Visier der Ermittler: Er hatte sich an einem
Baseballschläger-Angriff auf den PKW des Sohnes von Wirtschaftsminister
Martin Dulig beteiligt.
## Opferanwälte beklagten die lange Verfahrensdauer
Torsten L. erhielt nun die höchste Strafe der Verurteilten, mit zwei Jahren
Haft auf Bewährung. Auch die Generalstaatsanwaltschaft hatte
Bewährungsstrafen bis zu zwei Jahren gefordert. [5][Anwälte der Opfer] der
Freitaler Anschläge hatten die lange Dauer der Ermittlungsverfahren
beklagt, die zu Strafrabatten geführt hätten.
Ganz beendet ist die juristische Aufarbeitung jedoch weiter nicht. Die
Verurteilten können noch Revision einlegen, dies taten auch einige der
Angeklagten im zweiten Freital-Prozess. Bis heute sitzen zudem drei der im
ersten Prozess Verurteilten in Haft.
In Freital selbst hat sich die Lage wieder beruhigt. Die Gegner:innen
der Geflüchteten sind nun aber über die AfD im Stadtrat vertreten, die dort
seit 2019 die zweitgrößte Fraktion hält. Auch Bürgermeister Uwe Rumberg
verließ 2020 die CDU, ist nun parteilos. Er hatte die Anschläge anfangs
kleingeredet, später „extremistische Gewalt“ verurteilt. Zu den Anschlägen
wollte sich Rumberg zuletzt nicht mehr äußern. Er habe dies bereits
„hinreichend“ getan.
18 Mar 2021
## LINKS
[1] /Rechter-Terror-in-Deutschland/!5290675
[2] /Urteil-fuer-Gruppe-Freital/!5490255
[3] /Zweites-Urteil-wegen-Freital-Terror/!5745263
[4] /Rechter-Terror/!5361486
[5] /Zweites-Urteil-wegen-Freital-Terror/!5745263
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Gruppe Freital
Freital
Schwerpunkt Rechter Terror
Sachsen
Justiz
Rechtsextremismus
Freital
Schwerpunkt Rechter Terror
Gruppe Freital
## ARTIKEL ZUM THEMA
Zweites Urteil wegen Freital-Terror: Keine besorgten Bürger
Vor fünf Jahren verübten Rechtsextreme Anschläge in Freital. Nun werden
erneut Mitwirkende verurteilt. Das Gericht findet deutliche Worte.
Prozess um mutmaßliche Nazi-Terroristen: „Leicht rechte Einstellung“
2015 terrorisierten Rechtsextreme in Freital Geflüchtete und Linke. Nun
stehen erneut Angeklagte dafür vor Gericht.
Rechte Anschlagsserie in Sachsen: Weitere Anklagen im Fall Freital
2015 erschütterte eine Serie rechtsextremer Anschläge auf Asylunterkünfte
und Linke das sächsische Freital. Nun gibt es Anklagen gegen vier
Beteiligte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.