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# taz.de -- Rechte Anschlagsserie in Sachsen: Weitere Anklagen im Fall Freital
> 2015 erschütterte eine Serie rechtsextremer Anschläge auf Asylunterkünfte
> und Linke das sächsische Freital. Nun gibt es Anklagen gegen vier
> Beteiligte.
Bild: Einer der 2018 für die Freital-Gewaltserie Verurteilten, hier 2017 im Ge…
Berlin taz | Es war gleich eine ganze Serie von Anschlägen. Mit Angriffen
auf zwei Asylunterkünfte, auf ein Linken-Parteibüro und das Auto eines
Abgeordneten terrorisierten im Sommer 2015 Rechtsextreme das sächsische
Freital, später griffen sie auch ein linkes Hausprojekt in Dresden an. Drei
Jahre danach wurden sieben Männer und eine Frau dafür [1][als
Rechtsterroristen verurteilt: zu Haftstrafen bis zu zehn Jahren]. Jetzt
erhebt die Generalstaatsanwaltschaft Dresden weitere Anklagen – gegen vier
weitere Mittäter oder Helfer.
Das Quartett, 26 bis 52 Jahre alt, wird von den Anklägern teils ebenfalls
als Mitglied der terroristischen Vereinigung gesehen: Sebastian S., Ferenc
A., Stephanie F. sowie der frühere NPD-Stadtrat Dirk A.
Eine wesentliche Rolle wird Sebastian S. zugeschrieben. Er soll Teil einer
Bürgerwehr gewesen sein, welche die bereits Verurteilten gebildet hatten.
Mit diesen soll sich der 26-Jährige Sebastian S. an einem der Anschläge auf
eine Asylunterkunft beteiligt haben – dabei wurde ein Geflüchteter durch
Splitter im Gesicht verletzt. Ermittler werten diese Tat als versuchten
Mord.
Laut Anklage war Sebastian S. auch beim Anschlag auf das Auto des Freitaler
Linken-Stadtrats Michael Richter dabei, hier zusammen mit Ferenc A.
Schließlich soll Sebastian S. auch einen Sprengsatz vor dem Freitaler
Linken-Parteibüro gezündet haben. Hieran wiederum sei auch der NPD-Mann
Dirk A. beteiligt gewesen.
## Auch ein NPD-Mann ist angeklagt
Auch er wird von den Anklägern inzwischen als Mitglied der
Rechtsterrorgruppe gezählt. Er soll damals einer der Administratoren der
Facebookseite der Bürgerwehr gewesen sein und auch Teil einer Chatgruppe.
Für den Anschlag auf das Linken-Büro soll der 52-Jährige Tipps gegeben
haben. In Dresden soll er zudem mit drei der bereits Verurteilten ein
Festzelt ausgekundschaftet haben, das später als Asylunterkunft dienen
sollte.
Dirk A. wird zusätzlich noch vorgeworfen, mit Ferenc A. rechte Parolen wie
„Ausländer raus“ oder „Verräter“ in Freital an Wände geschmiert zu h…
Stephanie F., die Lebensgefährtin eines der bereits Verurteilten, soll die
Freitaler Terrorgruppe unterstützt haben. Die Ermittler rechnen auch sie
der rechtsextremen Szene zu. So soll sie nach taz-Informationen nach der
Festnahme ihres Partners diesen in einem Brief bestärkt haben, seine
„Kameraden“ nicht zu „verpfeifen“.
Die Freitaler Terrorserie erfolgte 2015 inmitten der aufgeheizten Debatte
über die gestiegenen Einreisen von Geflüchteten nach Deutschland – und
sorgte in der sächsischen Stadt für [2][wochenlange Unruhe].
Die achtköpfige Hauptgruppe [3][hatte sich damals auf Kundgebungen gegen
eine Freitaler Asylunterkunft kennengelernt und ihre Bürgerwehr gegründet].
Dann verabredeten sie sich über eine Chatgruppe zu den Anschlägen, die sie
mit selbstgebastelten Böller-Sprengsätzen verübten – teils 130-fach stärk…
als herkömmliches Feuerwerk. [4][Die Polizei konnte die Anschlagsserie
lange nicht stoppen und sah zunächst keine organisierte Gruppe hinter den
Taten]. Schließlich schaltete sich die Bundesanwaltschaft ein.
Auch gegen die jetzt Angeklagten wurde damals schon ermittelt – die
Vorwürfe ließen sich aber offenbar anders als bei den bereits Verurteilten
zunächst noch nicht erhärten. Das hat sich jetzt wohl geändert. Gegen das
nun angeklagte Quartett soll in mehreren Wochen vor dem Oberlandesgericht
Dresden verhandelt werden. In Untersuchungshaft befinden sich die
Angeschuldigten nicht. Laut der Generalstaatsanwaltschaft wird außerdem
noch gegen drei weitere Personen wegen der Anschlagsserie ermittelt.
28 Apr 2020
## LINKS
[1] /Urteil-fuer-Gruppe-Freital/!5490255
[2] /Rechter-Terror-in-Deutschland/!5290675
[3] /Rechtsextremismus-in-Deutschland/!5390017
[4] /Rechter-Terror-in-Deutschland/!5290675
## AUTOREN
Konrad Litschko
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