| # taz.de -- Bibliotheken im Leihbetrieb: Erst Schlange, dann Schmökern | |
| > Mal schnell in die Bibliothek – auch das ist mit Geduld verbunden. Denn | |
| > anstehen muss man schon, wenn nur wenige Dutzend hineindürfen. | |
| Bild: Schön leer: Nur wenige Menschen können während der Pandemie in die AGB… | |
| Berlin taz |Vor der [1][Amerika-Gedenkbibliothek] kleben rote Streifen auf | |
| dem Boden. Ordentlich eineinhalb Meter voneinander entfernt, um an | |
| Mindestabstände zu erinnern. So, als hätte man schon vor der | |
| Wiedereröffnung geahnt, dass die Leute hier bald anstehen würden. Und das | |
| tun sie dann auch, sogar bei Regen und Hagel. | |
| „An einem Tag ist kaum jemand da, am nächsten warten die Menschen fast bis | |
| zum Halleschen Tor“, erzählt einer der Sicherheitsleute. „Total | |
| unkontrolliert“ würden die Leute in die Bibliothek kommen, kommentiert er | |
| den Andrang seit der – eingeschränkten – Wiederöffnung der Bibliotheken. | |
| Insgesamt scheint alles aber recht routiniert abzulaufen. Trotz Wartezeit | |
| ist man schnell im Gebäude. Durch die hohen Glasfenster wird der Saal nicht | |
| nur mit Tageslicht, sondern auch mit frischer Luft versorgt. Das Gästelimit | |
| verhindert ein allzu großes Gedränge: Am Eingang wird gezählt, wie viele | |
| Menschen reinkommen, und immer, wenn jemand geht, dürfen andere nachrücken. | |
| Fraglich ist, ob die Schlange draußen den Bibliotheksbesuch für andere noch | |
| begehrlicher machen könnte. Schließlich können Warteschlangen auch eine Art | |
| Werbeeffekt entwickeln. Vielleicht liegt es am Gefühl der künstlichen | |
| Knappheit, das sie erzeugen. Oder es geht einfach nur darum, auch haben zu | |
| wollen, wofür andere sogar zum Warten bereit sind. | |
| ## Schlangen vor dem Eingang | |
| Die Schlange vor der Gedenkbibliothek hat wohl pragmatischere Gründe: | |
| Aufgrund der „aktuellen Situation“ dürfen höchstens 60 Leute gleichzeitig | |
| ins Gebäude. Kurz nach der Öffnung könne der Ansturm dann schon mal etwas | |
| größer werden, sagt ein Bibliothekar. Die Öffnungszeiten sind verkürzt, | |
| erst mittags um 14 Uhr statt wie sonst um 10 Uhr öffnen sich die Türen. | |
| Könnte der Grund für die größere Nachfrage also auch am kürzeren | |
| Zeitfenster liegen? Und könnten die Bibliotheken dann nicht einfach etwas | |
| länger aufmachen? | |
| „Gerade geht es nicht länger, das liegt an den Verordnungen zum | |
| Arbeitsschutz“, erklärt Anna Jacobi, Sprecherin der Zentral- und | |
| Landesbibliothek. Um Kontakte zu reduzieren, würden die | |
| Bibliothekar:innen momentan in zwei Gruppen aufgeteilt: Ein Team | |
| kümmert sich vor der Öffnung um den Aufbau, während das andere die Gäste | |
| berät. [2][Dass die Nachfrage gerade groß ist,] kann Jacobi aber verstehen: | |
| „Man merkt schon, dass wir den Leuten gefehlt haben.“ | |
| In Schlangen zu stehen war vor Corona schon ein mehr oder weniger | |
| akzeptierter Teil des Alltags. Etwa beim ewigen Warten vor dem Club oder | |
| auch nur vor der Blätterteigbäckerei mit den guten Zimtschnecken. Da lässt | |
| es sich in der relativ kurzen Bibliotheksschlange locker aushalten – am | |
| besten direkt schon was zum Lesen mitnehmen. | |
| 19 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Oscar Fuchs | |
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