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# taz.de -- Gewalt in der Ukraine: Protest gegen Kiesgruben eskaliert
> Als DorfbewohnerInnen ihren Unmut über zwei Kiesgruben äußern, werden sie
> mit Messern attackiert. Zuvor wurde gar eine Granate geworfen.
Bild: Michail Subko vor seinem Haus in Olchovka nach dem Anschlag: Das Garagent…
Kiew taz | Im Konflikt um zwei Kiesgruben in den ukrainischen Dörfern
Volchovka und Sorokivka ist es unweit der Metropole Charkiw zu gewaltsamen
Übergriffen auf protestierende DorfbewohnerInnen gekommen. Die
BewohnerInnen hatten mehrmals einen Fußgängerüberweg besetzt und die
Weiterfahrt von etlichen Lastwagen blockiert.
Am Dienstagvormittag wurde die Gruppe der DorfbewohnerInnen von drei
Männern angegriffen, die versuchten, die Versammlung aufzulösen. Dabei
setzten die Angreifer Messer ein und verletzten einen Teilnehmer so schwer,
dass er in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht werden musste.
Gegenüber dem Internetportal [1][zmina.info] erzählten TeilnehmerInnen,
dass die Angreifer wohl Mitarbeiter der Betreiberfirma einer Kiesgrube
seien. Die Angreifer sollen schon bei früheren Aktionen die Protestierenden
bedroht haben. Die Sprecherin der Aktivisten, Natalja Schibajewa, hat nach
dem Vorfall Anzeige erstattet. Seit Anfang des Jahres koordiniert sie die
Blockadeaktionen auf dem Zebrastreifen. Auch bei Minustemperaturen habe man
mehrere Stunden auf dem Zebrastreifen verharrt, berichtet die Dozentin für
Wirtschaftswissenschaften der taz.
Viele Bewohner lehnen die Kiesgruben ab. Die Straßen seien nicht für derart
schwere Lastwagen gebaut, argumentieren sie. „60 bis 80 schwer beladene
Lkws pro Tag halten unsere Dorfstraßen nicht aus“, sagte Schibajewa.
Einige haben in ihren kleinen Häusern bereits Risse.
## Haus mit Granate attackiert
Schibajewa, die früher eine berühmte Sportlerin war und 1986 bei den
Weltmeisterschaften für die Sowjetunion die Bronzemedaille im
100-Meter-Rückenschwimmen geholt hatte, beunruhigt auch das Sinken des
Wasserspiegels, das sie auf die Kiesgruben zurückführt. „Bei einigen meiner
Nachbarn versiegen bereits die Brunnen“, berichtet sie der taz.
Natalja Schibajewa und ihr Mann Michail Subkow haben einen hohen Preis für
ihren Aktivismus bezahlt. Seit dem 5. Februar 2021 lebt das Ehepaar in
Angst. Damals wurde nachts eine Granate auf ihr Haus geworfen. Sofort waren
beide Autos vor dem Haus in Brand geraten. Das Garagentor ist immer noch
verkohlt. Glücklicherweise blieben beide, die direkt ein Stockwerk
unterhalb der Stelle schliefen, an der die Granate eingeschlagen war,
unversehrt. Als sie vor das Haus rannten, waren die Angreifer allerdings
längst verschwunden. Die lokale Polizei hat inzwischen Ermittlungen wegen
versuchten Mordes eingeleitet.
Möglicherweise geht es in diesem Konflikt auch um mehr. So berichtet ein
Sprecher des Telegram-Kanals „Unser Olchovka“, er habe Lastwagen gesehen,
die Müll aus Charkiw zur Kiesgrube brachten.
Mitarbeit: Stanislaw Kibalnik (Charkiw)
17 Mar 2021
## LINKS
[1] http://zmina.info/
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Kiesgrube
Kiesabbau
Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
russische Justiz
Ukraine
Recycling
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