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# taz.de -- Aufhebung des Urteils gegen Lula: Trügerische Hoffnung
> Die Verurteilung des brasilianischen Ex-Präsidenten Lula da Silva ist
> annulliert. Nicht nur die Linken jubeln – auch Bolsonaro freut sich.
Bild: Grund zum Jubeln? Brasiliens Ex-Präsidenten Lula da Silva bei einem Bad …
Rechtsregierung, Wirtschaftskrise, Coronakatastrophe. Brasiliens Linke hat
es derzeit wahrlich nicht leicht. Doch am Montag gab es Grund zum Jubeln,
endlich mal wieder! Der Oberste Gerichtshof hatte entschieden, alle
Verurteilungen gegen [1][Ex-Präsident Lula] zu annullieren. Damit könnte er
bei der Wahl 2022 antreten. Kandidatur von Lula, Wahlsieg, Ende des
Albtraums? Ganz so einfach ist es leider nicht.
Unbestritten ist, dass der charismatische Lula Massen zu mobilisieren
vermag. Doch für viele ist der Politiker der Arbeiterpartei PT auch eine
Reizfigur, Symbol für Korruption und Misswirtschaft. Daher könnte die
Annullierung ausgerechnet Präsident [2][Jair Bolsonaro] in die Hände
spielen. Autoritäre Populisten brauchen klare Feinde. Geflüchtete, die
Medien oder eben einen Ex-Gewerkschafter. Für Bolsonaro wäre Lula der
perfekte Antagonist.
Bereits im Wahlkampf 2018 gelang es dem ultrarechten Polit-Rowdy, den Hass
vieler Brasilianer*innen auf die PT zu kanalisieren und sich mit
wüsten Attacken auf Lula geschickt in Szene zu setzen – etwa mit der
Falschmeldung, die sozialdemokratische Partei habe Babyfläschchen in
Penisform an Kitas verteilt. [3][Bolsonaro] fuhr in der Stichwahl einen
Erdrutschsieg gegen den PT-Kandidaten Haddad ein.
Allerdings: Wahlen in Brasilien sind extrem personalisiert und Lula steht
für die Sehnsucht nach besseren Jahren. Insbesondere viele Arme dürften bei
dem 75-Jährigen ihr Kreuz machen. Sollte Lula wirklich noch einmal
kandidieren, läuft es auf einen Showdown hinaus, der einen noch größeren
Keil in die ohnehin schon polarisierte Gesellschaft rammen wird. Die Wahl
dürfte eine Richtungsentscheidung über die Zukunft des Landes werden:
Demokratie oder Rechtsautoritarismus.
Entscheidend wird sein, wie die politische Elite reagiert. Für die ist Lula
eigentlich unwählbar, aber auch mit Bolsonaro hat sich ein großer Teil
überworfen. Dennoch war schon in der Vergangenheit ihr Hass gegen links
oftmals größer als die Vernunft. Und so könnte Bolsonaro am Ende als
kleineres Übel lachend dastehen.
9 Mar 2021
## LINKS
[1] /Brasiliens-linker-Ex-Praesident/!5756387
[2] /Kommunalwahlen-in-Brasilien/!5729236
[3] /Beschwerde-von-Indigenen-aus-Brasilien/!5751624
## AUTOREN
Niklas Franzen
## TAGS
Jair Bolsonaro
Luiz Inácio Lula da Silva
Arbeiterpartei Brasilien
Brasilien
Brasilien
Schwerpunkt LGBTQIA
Brasilien
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