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# taz.de -- Proteste in Russland: Herzen gegen die Repression
> Am Valentinstag bilden Frauen in Moskau bei minus 20 Grad eine
> Menschenkette. Für den Kreml ist das ein „hybrider Krieg“ des Westens.
Bild: Mit Rosen und Herzen gegen die Diktatur
Sie haben rote Rosen mitgebracht, rote Luftballons in Form von Herzen – und
ein weißes Band. Mehr als 300 Frauen stellen sich am Sonntag bei minus 20
Grad in die Moskauer Fußgängerzone, halten sich am Band fest und rufen:
„Freiheit für die Politgefangenen“ oder „Liebe ist stärker als Angst“.
Feministinnen hatten zu der Aktion aufgerufen, um Solidarität [1][mit Julia
Nawalnaja], der Frau des inhaftierten Kremlkritikers Alexei Nawalny, zu
zeigen und an die [2][Frauenproteste in Belarus] zu erinnern.
Und sie wollen ihren Unmut über die Massenverhaftungen [3][nach den
jüngsten Protesten] ausdrücken. Die Polizei lässt sie zunächst gewähren.
Für Störungen sorgen die Männer von SERB, einer radikalen
„Befreiungsbewegung“, wie sie sich selbst nennen. Sie haben es sich zur
Aufgabe gemacht, Aktionen, die die Machtstrukturen kritisieren, zu
torpedieren. Mitglieder der „Nationalen Befreiungsbewegung“ (NOD), einer
ebenfalls radikalen Randgruppe, haben sich Helme mit der Aufschrift „Nato“
übergezogen und laufen mit Spielzeuggewehren an den Frauen entlang.
Währenddessen leuchten im fernen Osten des Landes Menschen mit ihren
Smartphones in die Luft. Sie stellen Kerzen in Form von Herzen in den
Schnee und filmen sich dabei. Es ist eine neue Form des Protests, zu dem
das Team um Nawalny aufgerufen hatte, um dem brutalen Zugriff des Staates
zu entgehen. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa nannte die Aktion im
Vorfeld eine von der Nato instruierte, subversive Arbeit.
Das Staatsfernsehen widmete dem Vorhaben ganze Sendungen – und machte
unfreiwillig Werbung dafür. Es werde ein „hybrider Krieg“ gegen Russland
geführt, wetterte der Duma-Abgeordnete Pjotr Tolstoj. Der Kreml-Sprecher
Dmitri Peskow sagte, im Kreml finde man das „Katz-und-Maus-Spiel“
„uninteressant“, drohte allerdings mit harten Konsequenzen.
## Junge Menschen im Visier
Jegliche Form des Protests ist derzeit gefährlich im Land. Gerade [4][junge
Menschen nimmt der Staat ins Visier]. Manchen Student*innen droht man
mit dem Verlust des Wohnheim- oder Studienplatzes, sollten sie sich an der
Aktion des Nawalny-Teams beteiligen. Man solle am Valentinstag lieber den
Polizisten Blumen schenken, hieß es bei der Innenbehörde.
Präsident Wladimir Putin wiederholte im Staatsfernsehen seine abschätzige
Haltung zu den Protesten. Dabei sprach er den Teilnehmer*innen jegliche
Selbstbestimmung ab. Der Westen wolle Russland, das so viel besser dastehe
in der Welt, in die Knie zwingen und nutze jede Chance, das Volk gegen
Russland einzusetzen. „Ganz offensichtlich ist das so, ich weiß das“, sagte
er.
14 Feb 2021
## LINKS
[1] /Repressionen-in-Russland/!5744886
[2] /Frauenprotest-in-Belarus/!5715062
[3] /Proteste-in-Russland/!5747693
[4] /Programm-Navigator-fuer-die-Kindheit/!5746380
## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Alexei Nawalny
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