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# taz.de -- Immobilienwirtschaft in der Pandemie: 956 Millionen für die Aktion…
> Immobilienkonzerne wie Vonovia oder die Deutsche Wohnen florieren trotz
> Pandemie. Die Mieter:innen finanzieren die Dividenden.
Bild: Saufen ändert da nichts: Die Renditen bleiben trotz Mietendeckel hoch
Berlin taz | Berlins zweitgrößter Immobilienkonzern, Vonovia, sieht in
seinem [1][am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht] für das Jahr
2020 eine „positive Geschäftsentwicklung“. Trotz der globalen Pandemie,
welche das BIP Deutschlands laut [2][Statistischem Bundesamt] um 5 Prozent
schrumpfen lies, stieg der Gesamtumsatz des Konzerns um 6,3 Prozent auf
4,37 Milliarden Euro. Auch die Aktionär:innen haben Grund zur Freude:
Ihnen allen wird eine Gesamtdividende in Höhe von über 956 Millionen Euro
ausgezahlt.
Der Berliner Mieterverein hat kürzlich in einer [3][Analyse] vergleichbare
Zahlen der Deutschen Wohnen SE (DW) ins Verhältnis zu den Lebenswelten der
Mieter:innen gesetzt. So habe die DW im Jahr 2019 über 350 Millionen
Euro an Dividenden ausgezahlt. Autor Jens Sethmann rechnet vor, dass dies
auf die 163.000 DW-Wohnungen bezogen bedeute, dass jede Wohnung jährlich
mehr als 2.100 Euro Dividende erwirtschafte. Die Schlussfolgerung: Jeder
DW-Haushalt zahle monatlich 177 Euro „nur ins Portemonnaie der Aktionäre“.
Auf taz-Nachfrage schreibt ein DW-Pressesprecher, die Rechnung des
Mietervereins sei „sicher wohlfeil“. Er kritisiert lediglich eine
„einseitige Perspektive“: Denn die DW investiere schließlich auch in
Instandhaltung und Sanierung (469 Millionen Euro im Jahr 2019) und
unterstütze zudem mit rund 1,5 Millionen Euro verschiedene soziale Projekte
und Vereine in Berlin. Auch beinhalte das Portfolio der DW „rund 1.800
Wohnungen für Menschen, die sonst kaum Möglichkeiten hätten, eine Wohnung
zu finden“.
Doch Instandhaltung und Sanierung gehören zum Geschäftsmodell eines
Immobilienunternehmens dazu. Das grundsätzliche Problem liegt nach Rainer
Wild von Mieterverein darin, dass das Geschäftsziel Renditemaximierung
prinzipiell mit den Interessen der Mieter:innen nach bezahlbaren Mieten
in einem Widerspruchsverhältnis stehe.
## Börsenkonzerne mit Renditedruck
Dies liege auch an der Geschäftsform vieler Berliner Wohnungskonzerne, so
Wild. So die seien fünf größten Konzerne, also die Deutsche Wohnen,
Vonovia, ADO, Covivio und Grand City, allesamt börsennotierte Unternehmen.
Wild erklärt: „Wenn sich ein Unternehmen über Börsenkapital finanziert, ist
es stets den immensen Renditeerwartungen der Anleger:innen ausgesetzt.“
Investmentgesellschaften wie Blackrock, welche beispielsweise rund 10
Prozent der DW-Anteile hält, könnte es prinzipiell nicht darum gehen, wie
der Konzern die Rendite vor Ort erwirtschaftet. „Denn an der Börse zählt
nur die numerische Höhe der ausgezahlten Dividende“, so Wild.
Wer die nicht liefere, der fliege aus den Investmentportfolios raus – womit
das Unternehmen insgesamt gefährdet wird. Unter solchen Bedingungen könnten
Konzerne soziale Verantwortung nur dann übernehmen, wenn auch diese zur
Renditemaximierung beiträgt – wie etwa die PR-wirksamen Sozialprojekte der
Deutschen Wohnen.
Die Rechnung des Mietervereins lässt sich auch auf Vonovia übertragen – mit
ganz ähnlichem Ergebnis: Vonovia besitzt 416.000 Wohnungen, die 2020 rund
956 Millionen Euro Jahresrendite erzielten. Damit erwirtschaftet jede
Vonovia-Wohnung rund 2.300 Euro Rendite jährlich. Mit anderen Worten: Auch
Vonovia-Mieter:innen zahlen monatlich über 191 Euro allein in die Taschen
der Aktionäre.
5 Mar 2021
## LINKS
[1] https://presse.vonovia.de/de-de/aktuelles/210304-geschaeftsjahr-2020
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/01/PD21_020_811.h…
[3] https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0121/alles-was-am-woh…
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Deutsche Wohnen
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