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# taz.de -- Online-Projekt querdenker-shop.com: „Wechseln Sie den Kurs!“
> Ein Onlineshop ködert Verschwörungsideologen mit einschlägigen Artikeln.
> Aber zu kaufen gibt es nichts: Statt dessen gibt es ein Ausstiegsangebot.
Bild: Das ist die Zielgruppe des Shops: Rechte VerschwörungstheoretikerInnen, …
Hamburg taz | Das Geschäft mit dem Merchandising läuft im Querdenker- und
Coronaleugner-Milieu. „Gib Gates keine Chance“-T-Shirts können im Internet
bestellt werden. Auch mit „Zwangsimpfung? Nein Danke!“ ist eines online zu
erwerben sowie mit diversen anderen Parolen. Slogan eingeben: Amazon hilft.
Seit einer Woche ist ein neuer Anbieter auf dem Markt: der
[1][Querdenker-Shop.com]. Wer sich über die Proteste gegen die
Pandemie-Maßnahmen informiert, stößt schnell auf das Portal.
Im Angebot ist hier etwa der „Seeker“, ein Detektor für Mikrochips unter
der Haut, oder „Alert“: eine Leuchte, die auf 5G-Strahlungen reagieren
soll. Ganz ohne Hightech kommt „Cover“ aus, eine Arm-Atrappe aus Silikon,
die in „jeder Hautfarbe“ vor Zwangsimpfungen schützen soll. Wer auf dem
Hamburger Portal auf „mehr erfahren“ klickt, bekommt allerdings nicht die
Preise angezeigt, sondern ein eher grundsätzliches Angebot zum Umdenken und
die Aufforderung, die eigene Weltsicht zu hinterfragen.
Den vermeintlichen Shop hat „Kurswechsel Hamburg – Ausstiegshilfe Rechts“
online gestellt. Das Team ist beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands
e. V. (CJD) angesiedelt. Mit dem Produktdesign-Studenten Hans Thiele von
der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden hat die Ausstiegshilfe
vier fiktive Produkte entwickelt, die Querdenker*innen ansprechen
könnten.
Die Idee: Nach dem Klick auf „mehr erfahren“ findet sich ein Angebot zum
Innehalten und zum Gespräch. „Seit Anfang 2020 stellt die Coronapandemie
täglich Menschen weltweit vor Veränderungen und neue Herausforderungen“,
heißt es dort. Nicht „nur in solchen, als Krisen erlebten Zeiten“ sei es
für eine freie und lebendige Gesellschaft wichtig, „Sachverhalte zu
hinterfragen, zu diskutieren und sich auch über kontroverse Themen
auszutauschen“.
Doch dem Glauben, dass „hinter allem finstere Mächte stehen und die ganze
Welt gelenkt“ werde, folgten „meist antisemitische, rassistische und
menschenverachtende Ideologien“. Kurswechsel warnt davor und schlägt vor:
„Lassen Sie es nicht soweit kommen, wechseln Sie den Kurs und sprechen Sie
mit uns!“ Es folgen die Kontaktdaten.
Der Shop ist seit dem 16. Februar online. Die Adresse der Webseite wurde in
den verschiedensten Online-Gruppen und auf Seiten von
Verschwörungsgläubigen veröffentlicht, sagt ein Mitarbeiter von
„Kurswechsel“.
In Hamburg verschickten sie zeitgleich 12.000 Postkarten, um auf dem
„Querdenker-Shop“ aufmerksam zu machen. Das Ziel der Seite sei nicht nur,
„jenen ein Gesprächsangebot zu machen, die beginnen, an den verschiedenen
Verschwörungserzählungen zu zweifeln“, sagt er. Sie möchten auch diejenigen
Menschen auf ihr Angebot aufmerksam machen, „die sich Sorgen um ihre
Angehörigen machen, weil diese in den Bann solcher Verschwörungsideologien
geraten sind“.
Die Ausstiegshilfe versuchte zuvor, Jugendliche aus dem neu-rechten
Spektrum mit Angeboten anzusprechen. Das Projekt wird unter anderen im
Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen
Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ und über das
Landesprogramm zur Förderung demokratischer Kultur, Vorbeugung und
Bekämpfung von Rechtsextremismus „Hamburg – Stadt mit Courage“ geförder…
Die ersten Zugriffszahlen zeigten bereits, dass die Aktion gelungen ist –
mit steigender Tendenz, so ein Mitarbeiter.
26 Feb 2021
## LINKS
[1] https://querdenker-shop.com/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtsextremismus
Verschwörungsmythen und Corona
Rechte Szene
QAnon
Adbusting
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
Knapp überm Boulevard
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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