# taz.de -- Kreuzberger Projekthaus vor dem Kauf: Dehnen üben für die Lause | |
> Der Kauf des Projekthauses ist nah. Der Berliner Bodenfonds will | |
> Grundstück und Gebäude übernehmen. Doch der Erbbauzins macht den Nutzern | |
> zu schaffen. | |
Bild: Dehnen für die Lause | |
BERLIN taz | In knallbunten Aerobic-Outfits und mit Stretchbändern dehnen | |
und strecken sich am Dienstag etwa 30 Menschen vor dem Roten Rathaus. Was | |
nach Morgengymnastik aussieht, ist mehr: Zusammengekommen sind | |
Nutzer*innen des Gewerbehauses [1][Lausitzer Straße 10] und | |
Mieter*innen des dazugehörigen Wohnhauses der Nummer 11, die noch immer | |
auf die Übernahme der Gebäude warten, dafür aber von der Stadtpolitik | |
ebenfalls eine Dehnübung benötigen. | |
Mehr als vier Jahre dauert das Bangen um das soziokulturelle Zentrum, das | |
etwa das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum und Leftvision | |
beherbergt. Damals kündigte der dänische Eigentümer [2][Jørn Tække]r seine | |
Verkaufsabsichten an. Vor knapp einem Jahr schien [3][der Durchbruch | |
erreicht]; nach vielen Kundgebungen, Go-ins und Fahrten nach Dänemark, | |
reduzierte Tækker, der das Haus einst für 2,3 Millionen von der Stadt | |
erworben hatte, seine Forderung von 20 auf 11 Millionen Euro. Der Senat | |
wollte helfen, das Grundstück erwerben und den Nutzer*innen per | |
Erbbaupacht zur Verfügung stellen. | |
Oberflächlich betrachtet ist seitdem nicht viel passiert. Noch immer laufen | |
Verhandlungen, noch immer sollen die Nutzer*innen danach die Kaufsumme | |
mehrfach refinanzieren, obwohl das Grundstück dauerhaft im Eigentum des | |
Landes Berlin bleibt und einen Erbpachtzins von jährlich 3 Prozent zahlen, | |
was, so sagt es Johannes Schnettker vom Lause-Kollektiv, zu einer „für die | |
meisten nicht leistbaren Verdoppelung der Mieten“ führen würde. | |
Anderseits ist aber viel passiert: Das Hin und Her zwischen drei | |
Senatsverwaltungen und der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) ist | |
beendet, den Gesamtkauf soll nun deren Tochtergesellschaft, der neu | |
gegründete Berliner Bodenfonds, stemmen. Die Gebäude würden an die | |
Nutzer*innen zum symbolischen Preis von einem Euro gehen, der Boden für | |
99 Jahre verpachtet. Laut Schnettker wolle der Bodenfonds den Deal schon im | |
März abschließen. Inzwischen sei vereinbart, wie Tækkers Bedingung, dass | |
die Gebäude dauerhaft der Hausgemeinschaft dienen und niemand Profite | |
einstreicht, vertraglich fixiert werden kann. | |
Die Lause-people, wie Tækker sie nennt, haben das Ihrige getan: sich | |
Kredite besorgt, um die Sanierungsarbeiten der baufälligen Gebäude angehen | |
zu können und sich in der Genossenschaft Eine für Alle organisiert. Am | |
Montag bot die BIM die Senkung des Zinses für das Wohnhausgrundstück auf 2 | |
Prozent an; hält aber für das große Gewerbegrundstück an 3 Prozent fest. | |
Das Kollektiv bräuchte aber laut Schnettker eher den Komplettverzicht auf | |
Zinsen. Für diese Forderung wollen sie nächsten Dienstag weiterturnen. | |
23 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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