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# taz.de -- Neues Layout von tagesschau.de: Das Blau fehlt
> Die „Tagesschau“ hat ihren Onlineauftritt schick gemacht: größere
> Schrift, weniger Symbole. Das klingt unspektakulär, birgt aber
> Konfliktstoff.
Bild: Die neue mobile Browseransicht von tagesschau.de – ohne blauen Rand
Berlin taz | Auf den ersten Blick fehlt vor allem eines: Das
Tagesschau-Blau. Wer bisher im Browser seines Smartphones
[1][www.tagesschau.de] eingegeben hat, der landete auf einer
Nachrichtenwebseite, die eingerahmt war von einem azur-blauen Rand, dem
klassischen Tagesschau-Blau. Dem, zu dem es jeden Abend pünktlich um 20 Uhr
im ARD Fernsehen auch gongt, wenn die Tagesschau beginnt.
Dieser blaue Rand fehlt seit Dienstag. Die Digitalredaktion der ARD hat den
Onlineauftritt von Tagesschau.de neu aufgesetzt. Wo früher blau war, ist
jetzt weiß. „Luftiger“ sagen sie dazu intern, die Startseite ist nun
weniger überladen mit Text und kleinen Symbolen, die angeklickt werden
wollen. Die Schrift ist größer, der Weg zur aktuellsten Tagesschau-Sendung
kürzer, und die Meldungen sind in Ressorts unterteilt. Das klingt nach
Kleinigkeiten, ist aber im Kosmos der ARD – und der gesamten deutschen
Medienlandschaft – eine Neuerung mit Zündstoff.
Viele Jahre [2][haben die Zeitungsverlage und die ARD darum gestritten],
welchen Journalismus die ARD im Netz machen darf, konkreter: Wie viel Text
sie dort publizieren darf neben ihren Videos und Audios. Die Verlage
fürchten, dass Tageschau.de ihnen das Publikum wegnimmt.
Weil die „Tagesschau“ durch den Rundfunkbeitrag finanziert wird, muss sie
ihre Texte im Netz nicht hinter eine Bezahlschranke stellen. Viele Verlage
verdienen aber genau damit im Internet ihr Geld. Wenn Tagesschau.de also
etwas ähnliches anbietet wie Spiegel.de und Co, nur ohne Paywall, wieso
sollten Leserinnen und Leser dann auf anderen Webseiten Geld für
Nachrichten ausgeben?
## Bitte nicht zu viel Erfolg
Vergleicht man die Zugriffszahlen auf tagesschau.de mit denen der privaten
Verlage, dann zeigt sich: tagesschau.de gehört zu den meistgeklickten
deutschen Nachrichtenseiten. Aber das hören sie nicht gern in der ARD. Denn
zu viel Erfolg könnte die Verlage wieder provozieren.
Elf Zeitungsverlage hatten 2011 gegen die App der „Tagesschau“ geklagt und
waren erfolgreich: 2016 urteilte das Oberlandesgericht Köln, [3][die App
sei zu presseähnlich]. Da sich die Klage allerdings nur auf das Angebot der
App an einem bestimmten Beispieltag aus dem Jahr 2011 bezog, hatte das
Urteil keine direkten Folgen.
Zwei Jahre später, 2018, [4][einigten sich auf Druck der Politik] der
Lobbyverband der Zeitungsverleger, der BDZV, und die Öffentlich-Rechtlichen
darauf, was die ARD im Netz darf: Sie solle ihren Textanteil im Internet
zurück fahren, ausführliche Texte nur noch dann veröffentlichen, wenn sie
konkreten Bezug zu einer Sendung haben oder um Barrierefreiheit zu
gewährleisten.
Daran habe sich auch im neuen Onlineauftritt nicht viel verändert, heißt es
von Seiten der ARD nun. Die Textmenge sei auf der neuen Webseite gleich
geblieben, beim Relaunch hätten gestalterische Veränderungen im Fokus
gestanden.
## Verlegerverband skeptisch
Der Verband der Zeitungsverleger BDZV ist sich da noch nicht so sicher. Die
neue tagesschau.de-Seite erscheine „auf den ersten Blick textreich“,
schreibt eine Sprecherin auf taz-Nachfrage. Man werde in den Gremien des
Verbands besprechen, inwieweit die neue Seite gegen die geltenden Regeln
verstoße. „Sollten Verstöße festgestellt werden, bleibt zunächst der Weg
zur im Mai 2019 ins Leben gerufenen Schlichtungsstelle offen.“
Diese Schlichtungsstelle war einer der Kompromisse, den der BDZV und die
Öffentlich-Rechtlichen 2018 verabredet hatten: Wenn es Ärger gibt, dann
solle der erstmal zwischen den beiden Parteien geklärt werden, eh wieder
ein jahrelanger Rechtsstreit angezettelt würde.
27 Jan 2021
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/
[2] /Streit-um-tagesschau-App/!5102784
[3] /Urteil-im-Streit-um-Rundfunk-Apps/!5344978
[4] /Streit-um-Presseaehnlichkeit/!5510799
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Tagesschau
BDZV
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
Tagesschau
öffentlich-rechtliches Fernsehen
Tagesschau
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