# taz.de -- Streit um "tagesschau"-App: Die Dinos spielen Aussterben | |
> Verleger und öffentlich-rechtliche Sender haben mal wieder geredet. Nun | |
> wollen sie ihren Kampf um die App-Hoheit in den nächsten Wochen beilegen. | |
Bild: Der Streit um die "Tagesschau-App" könnte im Februar vorbei sein. | |
BERLIN taz | Die Verhandlungen der Zeitungsverleger mit den | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunkern über neuen Online-Lebensraum robben auf | |
ein gutes Ende zu. Bis Ende Februar, so das Ergebnis einer neuen | |
Gesprächsrunde, hoffen beide Seiten, zumindest schon mal den Konflikt um | |
die "tagesschau"-App beilegen zu können. "Nach dem heutigen erneuten | |
Treffen zwischen ARD und ZDF sowie den Verlegern bin ich sehr | |
zuversichtlich, dass wir zeitnah eine Einigung erreichen werden. Wir machen | |
sehr gute Fortschritte", sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel zur zweiten | |
Verhandlungsrunde am 18. Januar in Berlin. Auch Verlegerpräsident Helmut | |
Heinen (Kölnische Rundschau, Berliner Zeitung) hält eine Einigung bis Ende | |
Februar für machbar. | |
Alle Beteiligten sähen sich "in einer Verantwortungsgemeinschaft für den | |
Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt, die Vielseitigkeit der | |
journalistischen Angebote sowie die langfristige Sicherung des dualen | |
Systems", so Piel. Allerdings sollte diese staatstragenden Worte nicht | |
darüber hinwegtäuschen, dass der Teufel wie immer im Detail steckt – | |
derzeit wird offenbar noch um die ein oder andere Begrifflichkeit gerungen. | |
Außerdem ist die Interessenlage auch in den jeweiligen Lagern nicht immer | |
ganz deckungsgleich: Die ARD ist selten einer Meinung, schon gar nicht mit | |
dem ZDF. Auch die Verlage geben keinen homogenen Block ab. Im Großen und | |
Ganzen will man sich aber anscheinend darauf verständigen, dass – wie | |
ungewöhnlich – die Sender in ihren Apps schwerpunktmäßig auf Audio- und | |
Videoangebote setzen und sich bei Texten etwas stärker zurückhalten. | |
## Verhandlungen beeinflussen den Prozess nicht | |
Während die Zeitungen – nun ja: Text nach vorne schieben und ihre Apps | |
nicht zu reinen Videoportalen ausbauen. Auf das parallel laufenden | |
Verfahren einzelner Verlage (u.a. FAZ, Süddeutsche, Springer) gegen die | |
"tagesschau"-App vor dem Landgericht Köln haben die Verhandlungen offiziell | |
keine Auswirkungen. | |
Allerdings wird damit gerechnet, dass die Klage zurückgezogen wird, wenn | |
man sich auf einen Kompromiss einigt – in einer circa zweijährigen | |
Testphase soll dann ausprobiert werden, ob die neuen Spielregeln taugen. | |
Und während Teile der Netzcommunity weiter darüber spotten, dass man bei | |
diesem Dauerkonflikt gleich zwei Dinosaurier-Arten beim Aussterben-Spielen | |
zugucken könne, streiten sich die beiden Lager mit deutscher Gründlichkeit | |
darüber, wem denn bitte das Standbild gehört. | |
Denn das wird als Bildergalerie auf den Zeitungs-Websites für hohe | |
Klickzahlen gemolken – und die Öffentlich-rechtlichen zeigen auch nicht nur | |
bewegte Bilder. Wir hätten da einen unschlagbaren Kompromiss anzubieten: | |
Bei mehr als 16 Bildern pro Sekunde wird das Ganze ja im Kopf bekanntlich | |
zum Kino und gehört dann logischerweise den Sendern. Bei Klickfrequenzen | |
darunter ist's und bleibt´s Presse. Womit das Abendland gerettet wäre. | |
19 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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