# taz.de -- Menschenrechte in Aserbaidschan: Humbatowa kämpft um ihr Mandat | |
> Der Menschenrechtsanwältin Shahla Humbatowa soll das Mandat entzogen | |
> werden. Die Aktivistin ist Preisträgerin des Preises für mutige Frauen. | |
Bild: Die Aktivistin und Menschenrechtsanwältin Shahla Humbatowa | |
Berlin taz | Wer sich in der Südkaukasusrepublik Aserbaidschan für | |
Menschenrechte einsetzt, braucht Mut zum Risiko. Das ist auch im Fall von | |
Shahla Humbatowa so. Die Juristin kämpft derzeit darum, nicht aus der | |
Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen werden. Das ist unter dem | |
Langzeitherrscher Ilham Alijew ein probates Mittel, um unbequeme | |
Verteidiger*innen aus dem Verkehr zu ziehen. | |
Seit 2013 ist Shahla Humbatowa als Anwältin auf Menschenrechtsfragen | |
spezialisiert. Als eine der wenigen Rechtsbeistände nimmt sie sich auch der | |
Belange von Angehörigen der LGBTQ-Community an. 2019 geriet sie wegen ihres | |
Mandanten Mehman Huseynow ins Visier der regierungstreuen Anwaltskammer. | |
Der Menschenrechtsaktivist und Blogger saß zum damaligen Zeitpunkt hinter | |
Gittern – unter anderem, weil er eine Kampagne gegen Korruption in der | |
herrschenden Elite initiiert hatte. | |
Humbatowa machte Huseynows unmenschliche Haftbedingungen öffentlich. Die | |
Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Die Gefängnisverwaltung | |
beschuldigte sie, Falschinformationen verbreitet zu haben, der Zugang zu | |
Huseynow war ihr fortan verwehrt. Gleichzeitig wurde die Anwaltskammer | |
aktiv – mit dem Ziel, Humbatowas Ausschluss zu erwirken. | |
Dafür ließ sich das Gremium weitere absurde Anschuldigungen einfallen: So | |
soll Humbatowa in einem Rechtsstreit ein gefälschtes Dokument vorgelegt und | |
für acht Monate keine Mitgliedsbeiträge in Höhe von insgesamt umgerechnet | |
225 Euro an die Anwaltskammer abgeführt haben. | |
## Anwältin hält das Verfahren für politisch motiviert | |
Obwohl sie die Außenstände beglichen habe, wie Humbatowa sagt, zog die | |
Anwaltskammer vor Gericht. Anfang Februar fand dort eine Anhörung statt, | |
begleitet von Versuchen, die Anwesenheit von Vertreter*innen der | |
US-Botschaft und einer EU-Delegation zu verhindern. Die Anwältin, die das | |
ganze Verfahren für politisch motiviert hält, macht sich keine Illusionen: | |
Sie gehe davon aus, dass das Gericht zugunsten der Anwaltskammer | |
entscheiden werde, sagte sie dem Online-Nachrichtenportal oc-media. Das sei | |
ja mehreren Menschenrechtsanwält*innen vor ihr auch schon passiert. | |
Schließlich gehe es darum, Menschenrechtsverteidiger*innen zu | |
„neutralisieren“. Der nächste Termin ist für den 5. März angesetzt. | |
Aber es gibt auch immer wieder Lichtblicke. Im März 2020 war Humbatowa eine | |
von zwölf Gewinner*innen des Internationalen Preises für Frauen mit | |
Mut, den das US-Außenministerium jährlich verleiht. Später sagte sie, sie | |
sei in den USA für etwas geehrt worden, wofür sie in ihrem Land bestraft | |
worden sei. | |
Doch auch wenn Humbatowa ihre Mitgliedschaft in der Anwaltskammer entzogen | |
wird, ist das kein Grund für sie aufzugeben. Im Gegenteil, das sporne sie | |
eher noch an. „Um Menschenrechte zu schützen, braucht man nicht | |
Rechtsanwältin zu sein“, sagte sie 2020 in einem Interview mit der | |
unabhängigen aserbaidschanischen Nachrichtenagentur turan.az. „Es reicht | |
schon aus, die Bedeutung dieses Tuns zu erkennen.“ | |
10 Feb 2021 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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