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# taz.de -- Alpine Ski-WM in Cortina d'Ampezzo: Alles anders am Hang
> Nicht nur die Coronapandemie sorgt für besondere Atmosphäre bei der WM.
> Das deutsche Abfahrtsteam ist so gut wie lange nicht mehr.
Bild: Gut unterwegs: der deutsche Weltcup-Neuling Simon Jocher
GARMISCH-PARTENKIRCHEN/CORTINA D’AMPEZZO taz | Es war fast wie ein
Katzensprung, der Ortswechsel, der mit ein wenig mehr Anspannung verbunden
war als all die bisherigen in dieser Skisaison. Von Garmisch-Partenkirchen
rüber nach Innsbruck, rauf auf den Brenner, dann rein ins Pustertal und bei
Toblach rechts abbiegen. Von da sind es nur noch knapp 30 Kilometer bis
Cortina d’Ampezzo.
Ganz so schnell ging es für die deutschen Skirennläufer am späten
Samstagnachmittag aber dann doch nicht. Wie alle, die in diesen Tagen in
den Dolomitenort wollen, mussten sie sich am kleinen Flugplatz am Ortsrand
noch einmal auf Corona testen lassen, ehe sie weiterfahren durften, die
letzte Etappe vor den wichtigsten Rennen des Winters.
Die alpine Ski-WM in Cortina, die an diesem Montag mit der
Frauen-Kombination beginnt, ist nicht nur wegen der Coronapandemie eine
ganz spezielle. Wenn deutsche Skirennläufer in den vergangenen Jahren, ja
Jahrzehnten zu einem Großereignis fuhren, standen lange entweder nur die
Frauen im Mittelpunkt oder die Slalomfahrer.
Nun sind mit Viktoria Rebensburg die letzte Siegfahrerin der goldenen
Generation und mit [1][Felix Neureuther] ein mehrfacher Medaillengewinner
nicht mehr dabei – und die Abfahrer plötzlich die Hoffnungsträger, neben
Zagreb-Sieger Linus Straßer im Slalom, der aber erst in der zweiten Woche
an der Reihe ist. Sie treten zumindest in einer ungewohnten
Mannschaftsstärke auf. „Wir sind darauf getrimmt, dass wir vorne
mitfahren“, sagt [2][Alpindirektor Wolfgang Maier].
Fünf deutsche Schnellfahrer stehen im WM-Aufgebot, mehr als es Startplätze
gibt pro Disziplin. Maier findet, dass der Konkurrenzkampf im eigenen Team
leistungsfördernd ist. „Nur die hungrigen Wölfe jagen auch wirklich gut“,
sagt er. Neben Romed Baumann, Andreas Sander und Dominik Schwaiger, die die
Qualifikationsnorm erfüllt haben, und Rückkehrer Thomas Dreßen darf noch
der junge Simon Jocher, der mit Platz 18 beim Super-G in Garmisch wieder
überzeugt hat, mitfahren, reinschnuppern in die WM. Er wird wohl im Super-G
zum Einsatz kommen. Dreßen soll nur in der Abfahrt starten.
## Schnelle Männer
Deutsche Schnellfahrer hatten seit der WM 2001, als Florian Eckert
überraschend Bronze gewann, mit der Medaillenvergabe nichts oder nicht viel
zu tun. Es kann gut sein, dass es auch dieses Mal so kommt. Der Beste,
Dreßen, hat gerade eine gut zweimonatige Verletzungspause hinter sich. Für
Maier muss das aber nicht bedeuten, dass der dreimalige Abfahrtssieger der
vergangenen Saison chancenlos ist. „Er ist extrem cool aufgestellt und weiß
genau, was er tut“, sagt der Alpinchef.
Dreßen habe immer das Potenzial, „mit Ansage auf das Podium zu fahren“. Und
die anderen haben in den bisherigen Saisonrennen solide, gute Ergebnisse
gezeigt, aber eben keine, die sie aufs Podium gebracht hätten. Beim Super-G
am Samstag wurde Baumann Zehnter. Der 13. Platz von Sander war sein
zweitschlechtestes Saisonergebnis in dieser Disziplin. „Favoriten“, sagt
Baumann, „sind andere.“
Die Athleten aus Italien zum Beispiel. Sie sind die einzigen WM-Starter,
die die extra für die Titelkämpfe gebaute Piste schon befahren haben. Und
das wiederum sorgt beim Konkurrenten aus Österreich für leichte
Verunsicherung. „Das ist schon ein Nachteil“, sagte Matthias Mayer. Der
Olympiasieger belegte beim letzten Rennen vor der WM, dem Super-G von
Garmisch-Partenkirchen am Samstag, den zweiten Platz hinter seinem
Teamkollegen Vincent Kriechmayr.
Die deutschen Abfahrer machen sich darüber nicht so viele Gedanken vor der
Premiere auf der „Vertigine“-Piste am Dienstag beim Super-G. „Meine Routi…
ist, dass ich mir da keinen Kopf mache“, sagt Baumann. „Wenn ich die ganze
Zeit sinniere, weil ich die Piste nicht kenne, brauche ich gar nicht
runterzufahren.“
Er konzentriert sich darauf, „das Maximum“ abzuliefern. „Bei der WM fährt
jeder mit dem Messer zwischen den Zähnen.“ Und Sander weist darauf hin, auf
neuen Strecken „immer gut“ gefahren zu sein. Für den jungen Jocher ist in
seiner ersten kompletten Weltcup-Saison jede Abfahrt Neuland. Die Piste in
Cortina kenne aber kaum ein Abfahrer, deshalb sei „der Nachteil nicht ganz
so groß“ für ihn. Klingt nicht nur nach einem Schnupperkurs für
WM-Anfänger.
8 Feb 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Elisabeth Schlammerl
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