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# taz.de -- Reaktion auf den Putsch in Myanmar: Topfschlagen gegen das Militär
> In Myanmar bildet das Militär sein Regierungskabinett. Am Abend regt sich
> in Yangon der erste lautstarke Protest, dem weitere folgen sollen.
Bild: In Myanmars größter Stadt Yangon ist es am Tag nach dem Militärputsch …
Berlin taz | In Myanmar ist es am Tag nach dem unblutig verlaufenen
[1][Militärputsch] tagsüber zunächst ruhig geblieben. Während das Militär
seine Macht weiter konsolidierte, wurden in der Bevölkerung erste
Widerstandsaktionen diskutiert. Am Abend wurde dann der erste symbolische
Protest gewagt.
Auf internationaler Ebene werden Sanktionen diskutiert, solange die am
Montag vom Militär festgesetzte de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi
und der abgesetzte Präsident Win Myint nicht freigelassen sind. Der
Aufenthaltsort der beiden ist immer noch unklar.
Man habe erfahren, dass es Aung San Suu Kyi gesundheitlich gut gehe, teilte
ein hoher Vertreter ihrer Nationalen Liga für Demokratie (NLD) auf Facebook
mit. Es gebe keine Pläne, sie von dem Ort, an dem sie festgehalten werde,
„zu verlegen“. Doch wo das ist, blieb offen. Ebenso, ob eine Erklärung vom
Vortag, in der die Bevölkerung zum Protest aufgerufen wurde, wirklich von
Aung San Suu Kyi stammt. Den auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichen
Aufruf halten viele für eine Fälschung.
Das UN-Menschenrechtsbüro zählte zunächst mindestens 45 Festnahmen. Mehrere
Hundert Parlamentsabgeordnete, die in der Hauptstadt Naypyidaw in einem
Gästehaus festgehalten worden waren, wurden im Laufe des Dienstags nach
Hause geschickt. Das Militär hatte am Montag unmittelbar vor der
konstituierenden Sitzung des Parlaments geputscht und für ein Jahr den
Notstand erklärt.
## Kabinett der Generäle
Der neue Machthaber, [2][Militärchef Min Aung Hlaing], stellte inzwischen
sein elfköpfiges Kabinett vor. Es besteht aus Generälen, Exgenerälen und
aus bei den Wahlen im November gescheiterten Kandidaten der militärnahen
Partei USDP. Ein angeblicher Wahlbetrug zu Lasten der USDP diente dem
Militär als Begründung für den Putsch.
Aus der größten Stadt Yangon, erreichten die taz am Dienstag Videoclips von
Bürgern, die am Abend mit dem lauten Schlagen von Töpfen, Autohupen und dem
Aufstellen von Kerzen gegen das Militär protestierten. In den sozialen
Netzwerken äußerten viele schon tagsüber ihren Unmut und verbreiteten
Aufrufe zum zivilen Ungehorsam. Eine entsprechende [3][Facebookseite] hatte
am ersten Abend bereits 129.000 Follower
Laut der Zeitung [4][Frontier] will das Personal von 40 staatlichen
Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen ab Mittwoch für unbestimmte
Zeit wegen des Putsches die Arbeit zu verweigern.
Doch der politische Analyst Kin Zaw Win, ein ehemaliger politischer
Gefangener, findet das keine gute Idee: „Ziviler Ungehorsam kann in
gewissen Situationen nützlich sein, aber nicht, wenn er das Leben von
Patienten gefährdet.“ Auch Myanmar leidet stark unter der Coronapandemie.
## UN-Sicherheitsrat diskutiert den Putsch
Noch am Dienstag wollte in New York der UN-Sicherheitsrat zu einer
digitalen Dringlichkeitssitzung zusammenkommen und mögliche Sanktionen
diskutieren. Das US-Außenministerium kündigte bereits Sanktionen gegen
einen „sehr kleinen Kreis verantwortlicher Militärgeneräle“ an. Humanitä…
Hilfen für die Bevölkerung sollten davon nicht betroffen sein.
Mit Sanktionen droht auch die EU: „Die Europäische Union wird alle ihr zur
Verfügung stehenden Optionen in Erwägung ziehen, um sicherzustellen, dass
sich die Demokratie durchsetzt.“
Die USA und EU hatten frühere Sanktionen erst nach Aung San Suu Kyis
Freilassung ab 2011 aufgehoben, aber nach der genozidartigen Vertreibung
von rund einer Millionen Angeörogem der muslimischen Rohingya-Minderheit
wieder hohe Militärs wie Min Aung Hlaing mit Strafmaßnahmen belegt.
China ist gegen Sanktionen, [5][rief zur Ruhe auf] und einer Lösung, die
innerhalb des Landes gefunden werden müsse. Myanmars Bevölkerung dürfte
wahrscheinlich die Generäle bestraft sehen wollen, aber nicht das Land.
2 Feb 2021
## LINKS
[1] /Staatssteich-in-Myanmar/!5744873
[2] /Armeechef-von-Myanmar/!5744872
[3] https://web.facebook.com/civildisobediencemovement2021/?_rdc=1&_rdr
[4] https://www.frontiermyanmar.net/en/after-coup-medical-workers-spearhead-civ…
[5] https://www.scmp.com/news/china/diplomacy/article/3120252/myanmar-coup-chin…
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
Militärputsch
Aung San Suu Kyi
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